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Monaco Franze (c): BR/balance-film

Ab heute abend (20:15h, Bayerischer Rundfunk, dann jeweils donnerstags und montags, gleiche Zeit) wird die vielleicht charmanteste Midlife-Crisis, seit es Vorabendserien im Ersten gibt, wiederholt.
Für den damals bereits 57-jährigen Schauspieler Helmut Fischer war die Rolle des „Monaco Franze“ vor genau dreißig Jahren der späte Glücksfall seines Lebens. Und führte zu einem unüberwindbaren Missverständnis.

Zu überzeugend spielte er den charmanten Münchner Schwerenöter, um nicht im Blick der Öffentlichkeit mit der Rolle zu verschmelzen. Und das, obwohl der sozial engagierte und eher schwermütige Schauspieler privat seiner Ehefrau Utta 44 Jahre lang die Treue hielt.
In nur zehn Episoden gedreht, erreichte „Monaco Franze“ bis heute anhaltenden Kultstatus. Erst letzten Juli kamen Tausende Zuschauer zur Open-Air-Vorführung einiger Folgen am Münchner Königsplatz. Zitate wie „Schau, wie ich schau“, „Spatzl“ oder „A bisserl was geht immer“ fanden Einzug in die Alltagssprache- mindestens jenseits des Weißwurstäquators. Die Serie festigte augenzwinkernd Münchens Ruf als „nördlichste Stadt Italiens“.

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„Monaco Franze“ brachte Ironie und Esprit ins erste Programm vor der Tagesschau – das ZDF hatte mit dem ebenfalls Münchner Lebenskünstler „Bastian“ vorgelegt. Schon nach kurzer Zeit dämmerte dem BR, welches Juwel ihm da untergekommen war und die Serie wurde in die Premium-Schiene verlegt. Das Drehbuch schrieben echte Hochkaräter. Für Helmut Dietl wurde es zum bundesweiten Durchbruch. Ko-Autor Patrick Süskind verfasste kurz danach seinen Weltbestseller „Das Parfum“. Der öffentlichkeitsscheue Autor hat bei „Monaco Franze“ als Kneipenstatist auch seinen bis heute einzigen TV-Auftritt.

Die Serie wurde schnell ins Hauptabendprogramm verlegt und regelmäßig wiederholt. Vor „Monaco Franze“ war Dietl bereits mit „Der ganz normale Wahnsinn“ (mit Fischer in einer Nebenrolle) und den wunderbar versponnenen „Münchner Geschichten“ Perlen der TV-Unterhaltung gelungen. Vor dem Sprung zum Kinofilm folgte für den Regisseur die bitterböse Gesellschafts-Satire „Kir Royal“.

Aber „Monaco Franze“ war die wohl charmanteste Figur des Dietl-Universums. Die Serie startet als leichte Kost: Der philosophierende „Stenz“ (Mundart für Münchner kleinbürgerlicher Aufschneider) aus der Vorstadt, der Midlife-Crisis-geplagt spielerisch-respektvoll mit jüngeren Frauen flirtet. Und doch längst sein Herz an „Spatzl“, die gutbürgerliche Antiquitätenhändlerin Anette von Söttingen (Ruth-Maria Kubitschek in ihrer besten Rolle) verloren hat, die ihn an der langen Leine hält.

Ärger bereitet nur das Aufeinanderprallen Monaco Franzes mit der besseren Münchner Gesellschaft beim Edelitaliener oder ihm ungeliebten Opernbesuch- nebenbei mit einer wunderbaren Persiflage des SZ-Kritikers Joachim Kaiser, in der Serie Hanns Boettner-Salm (gespielt von Georg Marischka). Monaco schnappt zufällig dessen telefonisches Diktat seinesVerrisses auf. Als Spatzls elitäre Freunde sich im Edelrestaurant gegenseitig in gelehrt klingenden Ehrfurchtsbekundungen über den eben gesehenen „Parzifal” überbieten, kontert Monaco lässig-vernichtend im Sinne des gerade abgehörten Kritiker-Verrisses- und wird im Streit des Restaurants verwiesen. Die Genugtuung folgt natürlich, als am nächsten Morgen alle die gleichlautende Kritik des Kritiker-Papstes lesen- die, wir sind in München, allen noch heiliger ist als die eigene Meinung.

Der Plot wird jedoch zunehmend dramatischer. Monaco wird Frühinvalide, eröffnet erfolglos eine Detektei, und die diversen Affairen werden zur zwanghaften Hauptbeschäftigung. In der wohl schönsten Episode stemmt sich Monaco Franze verzweifelt gegen den Rat eines geläuterten anderen Lebemannes, doch endlich „ein ernsthafter älterer Herr“ zu werden. Er verliebt sich in eine wunderbar spielende Olivia Pascal als berechnende Versuchung „Jacqueline“ und kämpft – natürlich chancenlos – gegen den Stadtmeister „King Ludwig“ im Boxen. Auf der Intensivstation aufgewacht, fehlt ihm die Erinnerung an beides – nur das Auflehnen gegen das Älterwerden bleibt. Olivia Pascal erinnert sich im Gespräch sehr gerne an die Drehzeit. „Dietl und Süskind betrieben ja jahrelang Milieustudien vor Ort in den Schwabinger Kaffeehäusern” erklärt sie die „besonders glaubwürdigen” Dialoge. Mit dem Schauspielkollegen Helmut Fischer verband sie anschließend eine jahrelange Freundschaft. Sie erlebte ihn als einen der warmherzigsten und hilfsbereitesten Kollegen im TV-Betrieb. Pascal bedauert, dass es heute kaum noch entsprechend gelungene Drehbuchvorlagen im TV gibt.

In der Serie geht es mit unserem Monaco weiter bergab. „Spatzl“ wandert, von Kulturpessimismus und Steuerängsten geplagt, auf die Bermudas aus. Lokalpatriot Monaco verpasst – absichtlich – das Flugzeug und endet, ohne sein Spatzl haltlos geworden, als obdachloser Alkoholiker.
Dietl lässt seine Schauspieler glänzen. Wunderbar ist die Besetzung der Nebenrollen mit der gesamten Münchner Schauspielelite der damaligen Zeit, ob Karl Obermayer als Monaco Franzes bodenständiger bester Freund, Gustl Bayrhammer, Erni Singerl, Christine Kaufmann, Michaela May oder Walter Sedlmayr.

Fischer gehörte erst spät dazu. Lange musste er neben den diversen Film-Kleinrollen unter anderem als Vertreter und Filmkritiker jobben – mit Ende 40 bekam er als „Tatort“-Assistent die erste lukrative Rolle. In Erinnerung bleibt er aber als der „Monaco“. Seinen späten Ruhm konnte er nicht lange auskosten. Der Schauspieler starb mit 70 an Krebs.

Vor seinem Lieblingscafé „Münchner Freiheit“ in Schwabing wurde ihm ein Denkmal gesetzt – natürlich als „Monaco Franze“. Dort hatte er auch Helmut Dietl kennengelernt.

Helmut Fischer machte Dietl so zur Münchner Ikone. „Populär war er in ganz Deutschland – in München wurde er geliebt“, sagte sein direkter Nachbar, Münchens Oberbürgermeister (und derzeit Ministerpräsidenten-Kandidat) Christian Ude, bei Fischers Beerdigung.


Fotonachweis für alle: Monaco Franze - Der ewige Stenz. Bilder: BR/balance-film.
Header: Kommissar Münchinger (Helmut Fischer, links) hat Glück: der neueste Fall, mit dem ihm sein Chef Dr. Göberl (Gustl Bayrhammer) betraut, dreht sich um Schutzgelderpressungen in italienischen Restaurants. Gibt es eine besseren Vorwand für den "Monaco Franze", mal wieder mit seinen Freundinnen italienisch essen zu gehen?
Galerie:
01. Georg Marischka (links) erhält in seiner Rolle als Opernkritiker für eine Einstellung Anweisungen von Regisseur Helmut Dietl.
02. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, plant der Tierpark-Toni (Wolfgang Fierek, Mitte) zusammen mit seinen Kumpanen (Herb Andress, links, und Karlheinz Heitmann), auf welche Weise er sich am besten an Kriminalkommissar Münchinger, seinem "Erzfeind" rächen könnte.
03. Da heißt es, gelassen bleiben: Vor Jahren hatte Franz Münchinger (Helmut Fischer, rechts) ein flüchtiges Abenteuer mit Carola (Hilde Ziegler). Jetzt ist die Dame nebst Ehemann Hubert (Walo Lüönd) wieder in München und möchte Franz wiedersehen. Doch das Treffen hat einen Haken: auch der Monaco ist inzwischen glücklich verheiratet... also macht man besser nur Sightseeing, wie hier vor dem Münchener Friedensengel.
04. Gattin Annette nötigt ihre Mann Monaco Franze (Helmut Fischer), an einem Faschingsball der feinen Münchener Kreise teilzunehmen. Der "ewige Stenz" hat jedoch überhaupt keine Lust, an so einer schnöseligen Veranstaltung teilzunehmen, und überhaupt entspricht auch die Art der vorgeschriebenen Verkleidung so gar nicht seinem Stil...
05. Bei einem Abendessen nimmt Monaco Franze (Helmut Fischer) Abschied von seiner Jugendliebe Elli (Gisela Schneeberger). Denn sein "Spatzl" hat beschlossen, auf die Bermudas auszuwandern. Doch eigentlich möchte Franz sein geliebtes München und die Münchenerinnen nicht verlassen...

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