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24. Filmfest Emden-Norderney

Das 24. Filmfest Emden-Norderney begann in diesem Jahr quasi einen Tag früher als sonst.
Grund dafür war, dass der kleinere Partner aus Norderney seit 15 Jahren mit von der Partie ist. Filmschaffende, Cineasten, Gäste, Journalisten und Filmfest-Crew gratulierten den lokalen Machern Herbert Visser und Uwe Fokken zum Jubiläum.
Mit Eike Besudens Film „Verrückt nach Paris“ (2001), der vom Norderney-Publikum als beliebtester Film der vergangenen 14 Jahre gewählt wurde, startete das Festival dort im Kurtheater vorab.


Die eigentliche und offizielle Eröffnung des Filmfests dann einen Tag später im Neuen Theater in Emden. Vor vollbesetztem Haus eröffneten Festivalleiter Silke Santjer und Rolf Eckard zum 24. Mal das beliebte Publikumsfestival, das sich insbesondere Filmen aus Großbritannien und Irland, Deutschland sowie Norwegen widmet.
Der Eröffnungsfilm allerdings war eine niederländische Produktion: „The Domino Effect“ von Paula van der Oost. Sie zeigte bereits zum vierten Mal einen ihrer Filme in Emden.

Um es gleich vorweg zu sagen, “The Domino Effect“ ist kein typischer Eröffnungsfilm, der locker, leicht und gutgelaunt daher kommt und den Zuschauern einen vergnüglichen Abend bereitet, doch dann ebenso schnell in Vergessenheit gerät. „The Domino Effect“ ist ein Film, der das Publikum an Stellen packt, an denen es auch einmal schmerzen kann.
Dieser Mosaikfilm beschäftigt sich mit den globalen Auswirkungen von Banken- und Wirtschaftskrise, von den Abhängigkeiten, von den schmalen Graden auf denen sich die einzelnen Filmprotagonisten in China, Südafrika, England, den USA, Indien und den Niederlanden bewegen.

Gäste FF Emden-NorderneyJelka van Houten brachte es im anschließenden Filmgespräch auf den Punkt. Sie drehte ihren Part bereits 2009, die Fertigstellung des Films war 2012, die Dreharbeiten erstreckten sich also über Jahre. „Als ich meinen Teil drehte“, sagte die Niederländerin: „hatten wir alle gerade von der Krise gehört, spürbar war sie aber für uns damals noch nicht. Heute hat sie uns alle ergriffen“.


Dass „The Domino Effect“ als Eröffnungsfilm ausgewählt wurde, muss man den Festivalmachern hoch anrechnen, denn mit einem sozialkritischen Drama zu beginnen, das jeden von uns nicht unberührt lassen kann, ist sehr mutig. Chapeau!

The Domino Effect„The Domino Effect“ schildert bedeutsame Lebensausschnitte unterschiedlicher Menschen und Familien von unterschiedlicher sozialer Herkunft in unterschiedlichen Ländern. Was früher mit „ach, das betrifft mich nicht, was in Asien vorgeht“ abgetan werden konnte, ist heute mit unserer Zukunft in Europa ebenso verknüpft, wie die Abhängigkeiten vom Anglo-Amerikanischen Finanzmarkt. Menschen machen überall auf der Welt Fehler, doch die Auswirkungen heute sind andere als früher – sie haben globale Auswirkungen. Zeigt der Film zunächst, dass alles verkauf- und finanzierbar ist, Produkte, Waren aller Art, der eigene Körper, das Geld anderer, selbst die eigene sprichwörtliche Großmutter, so taumeln selbst die größten „Habgiere“ irgendwann am Abgrund. Paula van Oost zeigt das Verpuffen von Träumen, Verluste und deren Ängste, sie zeigt aber kein Mitleid, vielmehr Mitgefühl mit allen Beteiligten. Der Film weckt nicht nur bei einigen der Protagonisten im Film eine menschliche Seite, sondern springt auch auf das Publikum über. Denkt und fühlt mit – will uns der Film auf eine unaufdringliche Weise sagen. Auch darin liegt ein Teil der Qualität.

Dieser Film ist für den Bernhard-Wicki-Preis nominiert und hätte das Zeug diesen zu gewinnen – am Sonntagabend wissen wir mehr! Jetzt aber wieder schnell zurück ins Kino...

Internationales Filmfest Emden-Norderney 2013
5. bis 12. Juni 2013. Gezeigt werden 88 Filme aus 21 Ländern.
Informationen und Programm unter: www.filmfest-emden.de

Fotonachweis: (c) Filmfest Emden-Norderney
Header: Detail aus Plakat
Text:
01. v.l.n.r.: Hilke Theessen mit Jela van Houten und Bracha van Doesburgh.
02. Still "The Domino Effect", 2012, NL/UK, 96 min.

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