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theatralisch dein theatermagazin für hamburg

Private Theaterleidenschaft sei ihr gemeinsamer Ausgangspunkt gewesen und der Mangel, sich gut informiert zu fühlen, was in Hamburger Theatern aufgeführt wird.
Die beiden jungen Frauen konzipierten 2010 und gründeten 2011 in Hamburg ihr eigenes Theatermagazin: theatralisch. Mittlerweile liegt die Nummer drei in den Foyers der Bühnen, beim Gemüsehändler, in den Bücherhallen, Kinos, in Schulen und Kitas oder im Fachgeschäft von nebenan aus – an der Nummer vier wird mit Hochdruck gearbeitet. Ihre Profile ergänzen sich, Hedda Bültmann ist Kommunikationswirtin, Daniela Stohn Journalistin.

Claus Friede traf die beiden Teamarbeiterinnen und sprach mit Ihnen über ihre Initiative, die Inhalte und die Perspektive des Magazins.

Claus Friede (CF): Theatermagazine, gedruckt und online, gibt es in Deutschland mittlerweile eine ganze Reihe. „theatralisch“ fällt aber durch bestimmt Merkmale auf, über die ich gerne mit Ihnen sprechen möchte. Fangen wir mit dem ersten an: Der Mantel des Magazins besteht aus Informationen für Erwachsene, der Kern des jeweiligen Hefts aus einem Kinderteil. Warum?

Daniela Stohn (DS): Wir halten es mit unserem Theatermagazin für wichtig, die ganze Familie anzusprechen, denn in Hamburg gibt es nicht nur gute Bühnen für Erwachsene, sondern auch hohes Niveau für Kinder. Wir möchten, dass bereits die Kinder mit Theater in Berührung kommen. Wir haben selbst Kinder und merken, dass wir bei anderen Eltern Interesse wecken können. Desweiteren versuchen wir den Bildungsaspekt mit zu berücksichtigen, denn Theater speist sich aus Sprache, Spiel und Literatur. Beide Altersgruppen sind uns also gleichwertig und bedeutend.

CF: Wer sind denn Ihre Leser und wie kommen sie an das Magazin?

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Hedda Bültmann (HB): Wir wollen eine große Gruppe von bereits Interessenten sowie potentielle Neugierige ansprechen. Jeder der urban lebt und kulturaffin ist, wird von uns angesprochen. Was uns hierbei entgegenkommt, ist die kostenlose Verteilung der Magazinhefte und der hohe „Abgriff“ auch an jenen Orten, die primär mit Kultur nichts zu tun haben. Unsere Idee ist es, jene, die nicht oft oder selten im Theater zu finden sind, woanders zu erwischen. Deshalb haben wir auch bestimmte Alltagsorte ausgesucht, an denen unsere Zielgruppe das Magazin erhalten kann. Nach acht Wochen sind die 20.000 Magazinhefte, nach Aussage des Vertriebs, bei der letzten Ausgabe vergriffen gewesen.

CF: Das zweite Merkmal, das inhaltlich auffällt, Sie schreiben Berichte und geben Informationen, aber es gibt keine klassischen Theaterkritiken. Wie geben Sie denn Orientierung?

DS: Uns haben Zeitungskritiken immer geärgert. Wir wollen im Gegensatz dazu keine Einzelmeinung eines Autors wiedergeben, sondern so objektiv wie möglich ein Stück beschreiben und berichten. Es gibt nur ganz am Ende einer jeden Artikels eine Art Fazit, bei dem der Leser unsere Meinung erkennen kann. Was wir vielmehr versuchen ist, dem Leser viele Informationen an die Hand zu geben. Wir setzen bei ihm kein Vorwissen voraus. Er kann sich daraufhin selbst eine Meinung bilden, ob er ein Stück überhaupt sehen will oder nicht.

CF: Sie berichten aber doch nicht neutral und objektiv über alle Stücke aller Hamburger Theater, sondern über eine Auswahl, die von Ihnen aus bestimmten Gründen festgelegt wird. Diese Auswahl ist bereits eine Subjektivierung und ein üblicher journalistischer Vorgang. Sind die Stücke, über die Sie nicht berichten, weniger objektiv zu fassen?

HB: Wir selektieren dahin gehend, dass wir nur über Stücke berichten, die uns gefallen. Unser Zugang zu dem Stück muss also gewährleistet sein. Aber wir arbeiten nicht nur nach subjektiven Kriterien, sondern auch nach inhaltlichen und aktuellen Themenstellungen. Wir haben außerdem eine Art Raster, das wir anlegen. Ein bestimmter Prozentsatz unserer Berichte muss aus den Privattheatern kommen, ein anderer aus dem sogenannten „Off-Bereich“ und ein weiterer aus den Staatstheatern. Wir kennen unsere Zielgruppe sehr genau und können gezielt darüber informieren, was die Leser sehen wollen.

CF: Stücke auszuklammern, die Ihnen nicht gefallen, ist meines Erachtens dann eben die ungeschriebene Kritik, quasi Kritik ohne Kritik...

DS: Dieser Punkt ist uns in der Tat wichtig, wir schreiben über die Stücke, die geschaut werden wollen. Wir geben Tipps und Anregungen, und dies gerade auch für Stücke, die in den sonstigen Medien kaum oder keinerlei Aufmerksamkeit erhalten. Die freien Gruppen und kleinen Off-Theater haben jedoch eine andere Beachtung verdient. Außerdem sind Rubriken im Heft, in denen wir einzelne Theater backstage vorstellen: die Macher, die Schauspieler und das Team, die Theater erst möglich machen.

CF: Wie sehen das die Leser? Vermissen sie Kritiken?

HB: Durchaus. Dies ist eine der Fragen, die wir immer wieder zu hören bekommen: Warum schreibt ihr keine klassischen Kritiken? Aber noch einmal, Kritiken sind nicht unser Anliegen, und wir haben das „Warum?“ im Editorial der zweiten Ausgabe erläutert. Ansonsten bekommen wir eher positive Rückmeldung, insbesondere was die Verständlichkeit, den Informationsgehalt und die Auswahl angeht.

DS: Wir wollen Lust auf Theater machen, und das scheint zu funktionieren!

CF: Wie sieht es mit Gastspielen aus, die nur einmalig oder für kurze Zeit in Hamburg gastieren. Werden die berücksichtigt?

DS: Gastspiele fallen aus zwei Gründen leider oft heraus. Das hat etwas mit der Aktualität und dem kurzen Zeitfenster des Auftritts zu tun und der Tatsache, dass wir nur alle zwei Monate erscheinen. Außerdem haben wir den Anspruch, die Stücke gesehen zu haben, und das lässt sich bei Gastspielen meistens nicht bewerkstelligen. Wir können diese dann lediglich mit einer Vorankündigung erwähnen.

CF: Das Problem gilt doch auch für die Eigenproduktionen. Es gibt nicht so viele Stücke, die über mehrere Monate laufen, schon gar nicht bei den kleinen Bühnen.

DS: Ich versuche bereits in einem sehr frühen Stadium bei den Stücken zu sein, besuche die Proben zum Beispiel. Freie Theatergruppen sind da flexibel, auch bei den größeren Häusern passt es zeitlich meistens.

HB: Das, was wir nicht selbst sehen können, erscheint, wenn es uns wichtig ist, in unserer Rubrik „Was noch läuft“ oder als „Vorschau“. Diese Texte sind dann entsprechend kürzer und ohne Fazit und müssen nicht von uns geschrieben sein.

CF: Was muss ein Stück haben, um Ihnen zu gefallen?

DS: Es muss thematisch stimmen, großartige schauspielerische Leistung aufweisen, und die Inszenierung und das Bühnenbild müssen positiv auffallen.
Das Theaterstück will ich dann an dem Abend auch nicht mehr loswerden wollen. Es muss so sein, wie Theater im Kern sein soll – ich möchte mit einer Gänsehaut herauskommen.

CF: Welches Stück erfüllt dies denn gerade?

HB: Da sind wir uns beide einig: Majdi Mouawads "Verbrennungen" im Malersaal am Deutschen Schauspielhaus. Das Stück hat alles erwähnte anzubieten, involviert jeden - ob Schauspieler oder Theaterbesucher - und ist gleichermaßen für Erwachsene wie Jugendliche großartig.


Hinweise der Redaktion:
„Verbrennungen“ von Wajdi Mouawad
Die Vorstellung dauert zwei Stunden und 25 Minuten. Es gibt eine Pause.
Regie: Konradin Kunze - Ausstattung: Lea Dietrich - Musik: Octavia Crummenerl - Licht: Jan Vater - Dramaturgie: Stanislava Jević - Choreographische Mitarbeit: Tomas Bünger
Es spielen: Oliver Hermann, Angelina Häntsch, Juliane Koren, Jonathan Müller, Christine Ochsenhofer, Martin Pawlowsky, Florens Schmidt.
Bis 27. Mai 2012 um 19:30h im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses Hamburg.
Weitere Informationen zum Stück.

Weitere Informationen zu „theatralisch“ finden Sie hier.

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