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Jazz Open Hamburg 2018 Foto Thomas Schloemann

Ein Wochenende voller Jazz in Hamburgs Gartenlandschaft von „Planten un Blomen“ weit weg von den Einkaufswütigen, der Großdemonstration, den Verkehrsstaus und dem Stadtlärm.

Was das Jazzbüro Hamburg seit mittlerweile 23 Jahren auf die Beine stellt, war in diesem Jahr ein Festival, das an dem gerade vergangenen Wochenende wieder tausende von Besuchern bei herrlichen Spätsommerwetter an die Freilichtbühne im Schatten des Fernsehturms zog.
„Umsonst und draußen“ hieß es auf einem Banner. Umsonst kam keiner, schon gar nicht die Besucher, aber alle Konzerte kostenfrei!
Quer durch alle Generationen – ein leichter Überhang an älterem Publikum – scharte sich zwei Tage zwischen 15:00 und 21:30 Uhr rund um den Musikpavillon. Das vielseitige Programm hatte unterschiedlichen Jazz zu bieten, traditioneller Ragtime und poppige Grooves, Experimentelles und lässiges Entertainment von lokalen, nationalen und internationalen Künstlern.
Der Samstag war eher auf Unterhaltsamkeit fokussiert, und als chilliger Einstieg ins Festival funktionierte das Programm gut. Der Sonntag war eher der Tag der Highlights.

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Und diesen Highlights gilt es sich zu widmen: nach zwei ersten Programmpunkten am Sonntag kam ein Trio aus Kopenhagen um die japanische Pianistin Makiko Hirayabashi auf die Bühne, die den warmen Sonntagnachmittag gemeinsam mit Marilyn Mazur und Klavs Hovmann in einen wundervollen Flow brachte. Fast kontemplativ begann das Trio Stücke des im März veröffentlichten Album „Where The Sea Breaks“ zu intonieren. Wie wundervoll eingespielt und überraschend in der Vielfalt, den Ideen und Stimmungen die drei Musiker sind, zeigte sich in der einen Stunde Konzert durchgehend. Seit 1990 lebt die Japanerin in Kopenhagen, seit 2001 kooperiert sie als Pianistin mit dem dänischen Bassisten Klavs Hovmann und dessen Gattin, der amerikanischen Schlagzeugerin Marilyn Mazur.
Es kommen nicht nur asiatische, nordische und klassische Einflüsse mit Jazz-typischem zusammen, vielmehr erweist sich scheinbar Simples als komplex, auf den ersten Blick Konventionelles als außerhalb gängiger Harmonien gespielt. Ein subtil schwereloses und doch Groove-basiertes Geflecht aus Meditation und Freejazz, eingängiger Melodik und Nähe zu Funk, Latin und Blues.

Die eigentliche Überraschung des Tages, und vielleicht die Entdeckung des Festivals, war ein Quintett, das noch gar nicht so lange miteinander spielt, aber umso überzeugender auf der Freilichtbühne agierte. Die Musiker rund um den Georgier Giorgi Kiknadze legten eine bedeutsame Performance an den Tag. Nur zu verständlich, dass die Geschäftsführerin des Jazzbüros und der Jazz Open Hamburg, Mücke Quinckhardt, die fünf Musiker vom Fleck weg aus dem Hafenbahnhof, wo sie im März des Jahres gastierten, engagierte.
Mit entwaffnender Ehrlichkeit trat Bassist Georgi Kidnadze ans Mikrofon und erklärte, dass er erst im Jahr 2015 – und in seiner neuen Wahlheimat Deutschland – auf David Bowie gestoßen sein. „Den kannte ich bis dahin noch gar nicht. Ja, ich gebe es zu, es ist peinlich, dies zu sagen...“ – amüsiertes Raunen im Publikum.
Was aber dann kam und gemeinsam von Adrian Hanack (sax), Sven Kerschek (g), Lukas Klapp (keys), Giorgi Kiknadze (b) und Silvan Strauß (dr) dem Publikum angeboten wurde, war geradezu sensationell. Denn obwohl sich der erste Gedanke „ach, wieder so eine von diesen Bowie-Interpretationen“ aufzudrängen drohte, kam bereits seit der allerersten gespielten Note von „HKSKK“ (wie sich das Quintett in Anlehnung an die Initialen der Nachnamen nennt) in keiner Weise ein eklektizistisches anbiederndes Umarmen eines Idols auf. Zwar konnte man Melodiefragmente konkreter Bowie-Stücke zu- und einordnen, aber die Eigenständigkeit war so enorm, dass man davon sprechen kann: Hier ist etwas ganz besonderes entstanden. Bowie als Inspirator, als Meister im Hintergrund, der quasi mit behütender Hand aus dem Jenseits den Musikern Raum schafft und diese ihren individuellen Ort finden. Die nutzten die Bühne, um quer durch die Galaxie zu musizieren, vorbei an den Spinnen vom Mars, an Ziggys Sternenstaub bis zum Black Star. Viel Spielwitz inbegriffen, denn einige kurze Passagen klangen wie ironischer oder gar selbstironischer Kommentar, was der gesamten Atmosphäre ausgesprochen gut tat. Auffallend die immer wiederkehrende Leichtigkeit und Freude am Spiel. Das schlug sich auch in gute Stimmung auf das Publikum nieder. Gespannt und voller Vorfreude dürfen wir sein, was von den fünf Musiker noch so an Projekten auf die Bühnen kommt.

Den Abschluss des Jazz Open bildete das Konzert der NDR Bigband – präziser eines unter der Choreographie des Lead-Posaunist, Dan Gottshall.
„Dan’s Music“ war ein Mix aus Gospel-Funk-Grooves aus dessen Heimatstadt Baltimore, lakonischer Balladen, swingendem Jazz und rockiger Fusion-Songs. In aller Bescheidenheit verweist der Posaunist darauf: „wir sind 17 Leute. Aber meine Idee ist, zu spielen, als wären wir eine kleine Combo. Das Programm featured die Band, es ist nur zufällig meine Musik.“

Jazz Open Hamburg 2018

Weitere Informationen
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Weitere verwandte Themen bei KulturPort.De: Makiko Hirabayashi Trio: Where The Sea Breaks


Abbildungsnachweis: Alle Fotos © Thomas Schloemann
Header: Jazz Open Hamburg Makiko Hirabayashi Trio
Galerie:
01. Makiko Hirabayashi Trio, Makiko Hirabayashi
02. Makiko Hirabayashi Trio, Klavs Hovmann und Marilyn Mazur
03. Applaus genießen
04. HKSKK, Giorgi Kiknadze, Silvan Strauß
05. HKSKK, Adrian Hanack, Lukas Klapp
06. HKSKK, Sven Kerschek
07. Publikum
08. und 09. NDR Bigband

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