Materialbilder, Installationen, Zeichnungen, Skulptur und eine Videoarbeit sind die Bestandteile einer Ausstellung die von vier Künstlern in der Galerie Hafenrand bestritten wird.
Es gibt nicht nur biographische Verbindungen der Protagonisten, sondern immer wieder auch formale Berührungspunkte, die so dicht sind, dass man meinen könnte es handele sich um Gemeinschaftsarbeiten.
Begegneten sich Avi Sabah und Hans Stützer an der Bezalel Kunstakademie in Jerusalem, so studierten Suse Bauer und Lisa Herfeldt, letztere lebt jetzt in Berlin, an der Kunsthochschule in Hamburg. Die Ausstellung zeigt die Werke der verschiedenen Künstler so dicht zueinander geordnet und gehängt, dass ein interessanter Dialog zwischen ihnen stattfindet. Aber auch der Galeriebesucher kann den Pfad der vielen Denk- und Themenkreuzungen beschreiten.Und wie das so ist mit einem Pfad mit vielen Kreuzungen gibt es Sackgassen und die Besucher der Ausstellung werden durchaus auch in die Irre geführt, denn es gibt bei den Werken der Küntler weder eine einheitlich thematische noch eine echte formale Übereinstimmung. Der Betrachter wird vielmehr auf eine Art Reise geschickt, um zwischen abstrakten und ornamentalen Formen sowie Landkarten, Zeichnungen und tachistisch anmutenden Bildern einen eigenen Weg zu finden. Er verbindet dann einzelne Komponenten zu einer Scheinwirklichkeit, die sich im nächsten Moment aber schon wieder auflösen. Welche Abzweigungen wohin führen können, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Stark ist die Arbeit von Lisa Herfeldt, einem gezeichneten Kartentryptichon. An bestimmten Stellen der Stadt- und Straßengitter sind kleine Textpassagen geschrieben, die rudimentär Ereignisse benennen und den abstrakten Orten aus der Vogelflugperspektive Geschehnisse einhauchen. Somit werden der vermeintlich objektiven Kartographie individuelle, subjektive Ereignisse eintätowiert, die mit den jeweiligen Orten unauslöschlich verbunden bleiben.
Eine Videoinstallation von Hans Stützer im hintersten Raum der Galerie bricht dieses in den Vorderräumen begonnene Ausstellungskonstrukt vehement, denn hier konfrontiert uns der Künstler mit wahren Begebenheiten. Kurze Videoschleifen von Szenen der Montagsdemonstrationen aus Leipzig und Ostberlin, die zum Fall der Mauer geführt haben und solchen aus Israel: Eine Demonstration von orthodoxen Juden gegen die Parade des Christopher Street Day. Sie sind auf zwei Monitoren zu sehen. Gegenüber eine Projektion auf die Wand eines rhythmischen Reanimationsversuchs. Wie Trommelschläge setzen sich die dumpfen Geräusche durch die Ohren in unserem Kopf fest.
Der rhythmische Klang wird in der Installation mit den Rufen der Demonstranten vermischt. "Keine Gewalt! Keine Gewalt!" skandieren die ehemaligen Bürger der DDR, während die orthodoxen Demonstranten in Jerusalem immer wieder ein langgezogenes "Geeewaaalt", in jiddischer Sprache rufen. Beide Gruppen sind gegen Gewalt! Die einen rufen es ihren Widersachern entgegen, die anderen fühlen Gewalt ihnen angetan und beklagen den Schmerz. Diese Arbeit begleitet mich, obwohl ich die Galerie schon längst wieder verlassen habe.
(Fotos: Sara Bohn)
Suse Bauer, Lisa Herfeldt, Avi Sabah, Hans Stützer - Rio
Die Ausstellung ist noch zu sehen bis zum 14. März 2009 in der Galerie Hafenrand, Lange Reihe 88, 20099 Hamburg, www.hafenrand.com
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