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Beim Jahresempfang gaben die Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Mittwochabend einen Einblick in ihr Jahresprogramm und ihre Zukunftsplanungen. Wie Stiftungspräsident Hermann Parzinger im Pergamonmuseum betonte, sei das Jahr 2023 für die SPK ein entscheidendes: "Wir werden den Reformstau auflösen, mehr Eigenverantwortung und Autonomie der Einrichtungen ermöglichen, bei den Staatlichen Museen die einzelnen Häuser und die Standorte Museumsinsel, Kulturforum und Dahlem - Humboldt Forum stärken und gleichzeitig aber auch den Stiftungsverbund SPK weiterentwickeln. Das, was wir tun, müssen wir noch stärker im Sinne der Besucherinnen und Besucher sowie der Nutzerinnen und Nutzer denken. Die Programmarbeit soll sich deutlich profilieren".


Parzinger zog eine positive Bilanz der bisherigen Reformdebatte: "Es ist richtig und wichtig, die SPK als mit Abstand größte gesamtstaatliche Kultureinrichtung Deutschlands in ihrer Bund-Länder-Struktur zu erhalten. Alle wissen, dass die begonnenen strukturellen Veränderungen nur dann zu Ziel führen werden, wenn wir auch personell und finanziell besser ausgestattet werden. Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich Bund und Ländern, die uns auf diesem Weg begleitet haben und die mit dem Stiftungsratsbeschluss vom 5. Dezember 2022 eine tragfähige und zukunftsgerichtete Perspektive geschaffen haben. Die SPK ist ein Global Player mit weltweiten Verbindungen und Partnerschaften. Als Verbund möglichst autonom handelnder Akteure wollen wir uns den Herausforderungen unserer Zeit mit Krieg, Kulturzerstörung und Klimakrise stellen, die nationalen und internationalen Netzwerke weiter ausbauen und uns auch in den gesellschaftlichen Debatten zu Wort melden. Die SPK wird sichtbarer in den Ländern sein, gleichzeitig den Dialog mit dem globalen Süden zu einer ihrer zentralen Aufgaben machen."

Nach den Worten des SPK-Präsidenten seien die Museen nach der Corona-Krise wieder im Aufwind: "Bei den Besucherzahlen sind wir seit dem Sommer wieder auf dem Stand von vor Corona", sagte Parzinger. Die Museumsinsel stehe sogar besser da als 2019. "Allerdings muss man dazu sagen, dass wir wieder mehr Häuser als vorher am Netz haben - die Neue Nationalgalerie, die Friedrichswerdersche Kirche und natürlich die Museen im Humboldt Forum", so Parzinger. Dennoch gelte: "Der europäische Kulturtourismus funktioniert wieder." Er sei optimistisch, dass sich die gute Bilanz mit einem attraktiven Programm fortführen lasse.

Die Museumsinsel wird in 2023 mit ihrer Vielfalt an Archäologie und Kunst wieder ein großer Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher sein. Ab 23. Juni präsentiert die Alte Nationalgalerie mit "Secessionen Klimt, Stuck, Liebermann" einen ungewöhnlichen Dreiklang, der insbesondere durch die Zusammenarbeit mit dem Wien Museum möglich wird. So werden über 50 Werke von Gustav Klimt zu sehen sein. Ab August werden auch die erweiterten Kolonnaden wieder zugänglich sein. 

Bereits ab dem 4. Mai werden in der James-Simon-Galerie und im Neuen Museum "Archäologische Schätze aus Usbekistan" gezeigt, die einen ganz unerwarteten Blick auf dieses geheimnisvolle Land werfen. "Ich war begeistert, als ich die einzigartigen Grabungsstätten im Süden des Landes besucht und die besonderen Kunstwerke aus den ersten Jahrhunderten nach Christus gesehen habe. Von den Bildwerken aus Lehm geht eine hohe Anziehungskraft aus und die Zeugnisse des Buddhismus werfen ein Schlaglicht auf die kulturelle Vielfalt, die Zentralasien geprägt hat. Diese Ausstellung wird unser Geschichtsbild verändern," so Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Das Pergamonmuseum geht mit einem umfangreichen Veranstaltungs- und Ausstellungsprogramm in den Sommer, die von szenischen Lesungen bis zu einem "Antiquity Slam" in Zusammenarbeit mit dem Berliner Antike-Kolleg reichen. Im Vorderasiatischen Museum legt ab Ostern der zeitgenössische britische Künstler Liam Gillick mit "Filtered Time" die Schichten der Museumsgeschichte frei und geht mit seinen Licht- und Klangbildern in einen kritischen Dialog mit der Geschichte des Hauses.

"Ich blicke vor allem gespannt auf die nächsten Schritte des Kulturforums hin zum Museumsgarten für alle! Im Sommer laden wir dann wieder alle zur Open-Air-Konzertreihe ,Sound in the Garden' mit neuen und großen Namen ein. Ganz besonders freue ich mich auf den 75. Geburtstag der großartigen Künstlerin Isa Genzken, den wir ab Juli mit 75 bedeutenden Skulpturen feiern," so Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie.

Der Standort Dahlem - Humboldt Forum verbindet publikumswirksame Aktivitäten und museale "Tiefenbohrungen". Noch bis Ende Mai widmet sich das Museum Europäischer Kulturen mit "All Hands On: Flechten" dem immateriellen Kulturerbe, einem Forschungsschwerpunkt der Dahlemer Einrichtungen. Mit "Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation" wird ab Oktober 2023 ein weiteres Thema des täglichen Lebens in den Blick genommen. Darüber hinaus macht der Standort Dahlem deutlich, dass die Arbeit mit Sammlungen weit mehr umfasst als Ausstellungen. "Das Institut für Museumsforschung forscht aktuell zu Emotionen im Museum. Im ,Kollaborativen Museum' des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst und im Forschungsprojekt ,The Sámi Collection at MEK. A Multiperspective approach of Provenance Research' wird in enger Zusammenarbeit mit internationalen Partnern geforscht," so Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung und Sprecherin für den Standort Dahlem - Humboldt Forum.

Für die Ausstellungen im Humboldt Forum war es von Anfang an ein Ziel, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Herkunftsländern eine multiperspektivische Perspektive auf die Sammlungen zu erzeugen. Dies gelingt nur durch den engen Austausch mit den Communities des Wissens. Wie das geschieht, zeigt der Forschungscampus Dahlem, wo erstmals ein transparenter Einblick in den forschenden Maschinenraum von Museen ermöglicht wird. Die Produktion von Wissen ist zentral und wird in diesem Jahr für Besucherinnen und Besucher regelmäßig in Dahlem öffentlich gemacht. "Forschungsfenster" zeigen die Arbeit der dort beheimateten Einrichtungen, zu denen das Ethnologischen Museum/Museum für Asiatische Kunst, das Museum Europäischer Kulturen und das Institut für Museumsforschung gehören.

"Mit den Begriffen Kulturen, Forschen, Dinge, Wissen ist ein Koordinatensystem benannt, in dem sich der Forschungscampus in den nächsten Jahren zunehmend präsentieren wird. ,Was macht ihr eigentlich montags, wenn Ihr geschlossen habt?' werden wir immer wieder von Besucherinnen und Besuchern gefragt. Dass Sammeln, Bewahren und Ausstellen immer sehr eng mit Forschung verknüpft sind, ist in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt. Gemeinsam mit forschenden Partnern wie dem Ibero-Amerikanischen Institut der SPK, der Freien Universität, der Technischen Universität und anderen entwickeln wir ungewöhnliche Präsentationen und Beteiligungsformate, um diese Arbeit sichtbar zu machen. Darüber freue ich mich besonders," erläutert Patricia Rahemipour.

Die Staatsbibliothek zu Berlin wird nach den Worten von Generaldirektor Achim Bonte ihren Innovationskurs engagiert fortsetzen und hat mit der Veröffentlichung eines suchmaschinenbasierten neuen Bibliothekskatalogs sowie eines digitalen Rauminformationssystems bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres wichtige Ergebnisse vorgelegt. "Im weiteren Jahresverlauf wird das Haus seine Strategie ,Stabi2030' erarbeiten und speziell den Standort Unter den Linden planmäßig für die zunehmend differenzierten Anforderungen der Nutzenden ausstatten. Zu den erklärten Jahreszielen zählen daneben die Vorbereitung eines umfangreichen Web-Relaunchs, der Ausbau der Veranstaltungsarbeit, bedeutende Sonderausstellungen wie ,100 Jahre Otfried Preußler' ab 27. Oktober, sowie eine Ehrenamtsinitiative. Auch die Digitalisierung unserer wertvollen Bestände einschließlich routinemäßiger Volltexterkennung wollen wir im Interesse maximaler Sichtbarkeit und Reichweite des Hauses nochmals deutlich beschleunigen."

Das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) ist eine international etablierte Brückeninstitution des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches zwischen Deutschland und Lateinamerika. "Gerade in Zeiten multipler globaler Krisen sind derartige stabile Netzwerke des Vertrauens von zentraler Bedeutung, weil sie eine gleichberechtigte Zusammenarbeit und die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven und Erfahrungen ermöglichen", betont die Direktorin Barbara Göbel.

Um das IAI mit seinem einzigartigen Profil auch in Zeiten sich deutlich ändernder globaler Zirkulationsprozesse und sich verschiebender institutioneller Landschaften für die Zukunft strategisch auszurichten, führt das IAI 2023 zwei Evaluierungen durch: Eine Studie zu Stand und Perspektiven der deutschsprachigen Lateinamerikaforschung und eine Analyse der Internationalisierung in allen Arbeitsbereichen des Instituts - Bibliothek, Forschung, Kultur -, um diese weiterzuentwickeln. Nicht allein die internationalen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, sondern auch die Verbundprojekte spielen hierfür eine wichtige Rolle. So übernimmt das IAI 2023 die German Directorship des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Langzeitvorhaben "Maria Sibylla Merian Center Conviviality-Inequality in Latin America (Mecila)" mit Hauptsitz in São Paulo (Brasilien) und weiteren Knoten in Argentinien und Mexiko. 

Die Kooperationen mit anderen Einrichtungen der SPK am Kulturforum und im Kontext des Forschungscampus Dahlem werden auch in diesem Jahr weiter ausgebaut.

Das Staatliche Institut für Musikforschung mit dem Musikinstrumenten-Museum bündelt der Direktorin Rebecca Wolf zufolge seine Aktivitäten 2023 und 2024 unter dem Thema "Aufführungsräume der Musik". Die abteilungsübergreifende Arbeit wird durch intentionale Kooperationen unterstützt. "Das Jahr begann mit der Eröffnung des ,Jahres der Mandoline 2023'; eine Kabinettausstellung durchmisst die geographischen Räume von Italien bis in die Vereinigten Staaten. 

Anlässlich des 100. Geburtstags von György Ligeti findet im Februar ein Symposium mit Masterclasses statt, das sich der Interpretation sowie den Raumkonzepten in Ligetis Werk widmet. Die Veranstaltung begleitet die Biennale der Berliner Philharmoniker 2023 und findet in Kooperation mit den Berliner Musikhochschulen statt. Finanziell großzügig unterstützt wird das Projekt durch die Ernst von Siemens Musikstiftung. 

Den 250. Todestag von Johann Joachim Quantz, Flötist, Komponist und Mentor Friedrichs II., sowie bedeutender Musikpädagoge, begeht das Musikinstrumenten-Museum mit einer Sonderausstellung ab September 2023. Die Flöten aus seinem Besitz gehören zu den wertvollsten Stücken des MIM. Im Verbund der SPK bringt das SIM wissenschaftliche wie musikvermittelnde Expertise ein. Dies umfasst Konzerte, Führungen, Publikationen, Forschungsinfrastruktur, Vorträge, populärwissenschaftliche Formate ebenso wie universitäre Lehre."

Für das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz war das Jahr 2022, so Direktorin UIrike Höroldt, ein Jahr wichtiger Weichenstellungen, die in diesem Jahr ihre Umsetzung erfahren. "2022 konnten endlich die Weichen für eine Instandsetzung des Magazingebäudes in Dahlem gestellt werden, mit deren Vorbereitungen und Umsetzung in diesem Jahr begonnen wird. Auch das lange geplante neue Archivinformationssystem wurde beschafft und wird 2023 im GStA PK und zeitgleich im Zentralarchiv der Museen eingeführt. Es wird die inneren Abläufe, vor allem aber die Außendarstellung des GStA PK im Internet erheblich verändern und voranbringen, den Nutzerinnen und Nutzern vielfältige neue Nutzungszugänge und -möglichkeiten und dem Archiv neue Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Seit diesem Jahr erledigt das Archiv seine Korrespondenzen und Verwaltungsabläufe fast vollständig digital und damit ortsunabhängig - die vielbesungene digitale Verwaltung ist hier schon Realität - und wird dies über das E-Akte-Projekt 2023 in der gesamten Stiftung ausrollen; eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Stiftungsreform."

Quelle: Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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