Liebe Freunde der Hamburger Klangwerktage,
es ist soweit, in zwei Wochen, vom 25. bis 27. November finden die fünften Hamburger Klangwerktage statt. Auch in diesem Jahr setzt das Festival verstärkt auf Kooperationen mit Hamburger Künstlern und Institutionen: Die Hafencity Universität, die Hamburger Symphoniker, die Hochschule für Musik und Theater, die Reihe NDR das neue werk und der in Winsen residierende Exil-Hamburger Matthias Kaul werden mit von der Partie sein.
Ihrer Grundidee nach waren die Klangwerktage ursprünglich ein Festival für Nachwuchskomponisten; das bleiben sie auch 2010 mit den drei Koproduktionen mit den Hamburger Hochschulen.
Doch Kultur-Größen werden selbstverständlich auch mit dabei sein: In diesem Jahr kommen Matthias Spahlinger, Wolfgang von Schweinitz und der Maler Bernd Zimmer, einer der prominenten Vertreter der „Neuen Wilden“.
Und der Slam Poet Saul Williams wird seine Reime aus dem Kultbuch „Said the shotgun to the head“ persönlich ins Mikro rappen.
Reisebegleiter
Auch die Idee der „Reisebegleiter“ in die Welt der Neuen Musik bleibt den Klangwerktagen erhalten. Fachfremde, aber musikliebende Personen stellen dabei dem Publikum einen Komponisten oder Interpreten aus ihrer Sicht vor, ohne musikologischen Absolutheitsanspruch, sozusagen von Hörer zu Hörer.
Dieses Jahr sind unsere Reisebegleiter Jonathan Stockhammer, Dirigent, die bekannte Schriftstellerin Brigitte Kronauer, die uns bei JUZ am 26. 11. begleiten wird und der Maler Bernd Zimmer, der sich mit Mathias Spahlinger vor dem Abschlusskonzert in einer Podiumsdiskussion über Farbe und Klang unterhalten wird.
Naturklänge
Das Thema der Klangwerktage 2010 wird „Naturklänge“ sein.
Schon das Eröffnungskonzert am 25.11. mit den Solisten Mari Kimura, Saul Williams und den Hamburger Symphonikern unter Leitung von Jonathan Stockhammer lotet das Thema nach verschiedenen Seiten aus: John Adams’ Konzert „Dharma at Big Sur“ für Orchester und sechssaitige elektronische Violine ist von der kalifornischen Küstenlandschaft Big Sur (Großer Süden) inspiriert, wo der amerikanische Kontinent schroff in den Pazifik abstürzt. Der Hip-Hopper Saul Williams besingt die Natur in seinen mystisch-pornografischen Poem „Said the shotgun to the head“ als SIE, als Muttergöttin Kali und große Hure, deren Kuss im Dichter ein tieferes Bewusstsein erweckt. Der Schweizer Komponist Thomas Kessler hat Williams’ Gedicht 2003 für einen Rapper, Orchester und Chor vertont.
Geradezu der Inbegriff tönender Naturhaftigkeit sind die Schweizer Alphörner. Doch was das Alphornquartett „Hornroh“ am 27.11. mit ihren archaischen Instrumenten anstellen wird, hat mit Musikantenstadl nichts zu tun. „Gletsc: 5 glaziale Ablagerungen für 4 Alphörner in a, g, f“ heißt etwa das Stück, das der Schweizer Komponist Mischa Käser für den Auftritt von „Hornroh“ beim Lucerne Festival 2009 geschrieben hat. – Die im Titel fehlenden Buchstaben h, e und r sind, so die bittere Pointe des Stückes in Zeiten der Klimaerwärmung, bereits „weggeschmolzen“. Daneben wird „Hornroh“ in Hamburg seine „Hautmusik“ spielen – die so heißt, weil im massiven Klangbad der hochgebirgserprobten Signalinstrumente die ganze Haut zum Trommelfell wird.
Jodeln wird bei den Klangwerktagen 2010 stattdessen ein gebürtiger Hamburger: Wolfgang von Schweinitz, der sich seit Jahren schon der „natürlichen“, reinen Stimmung verschrieben hat, bringt sein Stück „JUZ – ein Jodelschrei“ für besungene Tenorposaune, Dämpfer und elektronische Verstärkung mit.
Und vom Neue-Musik-Philosophen Matthias Spahlinger werden zum Abschluss der fünften Klangwerktage die „Farben der Frühe“ für sieben Klaviere zu hören sein.
Standort und Stammkapital
Alleiniger Spielort der Klangwerktage 2010 ist Kampnagel, wobei das Festival seinen Standort im Wortsinne bespielt: Wie 2009 wird es auch in diesem Jahr eine Rauminstallation von Studierenden der Architekturklasse von L.E.O. Eckardt an der HafenCity Universität geben. Die Musik dazu kommt von den jungen Hamburger Komponisten Jacob Sello und Benjamin Scheuer. Und das Urgestein der norddeutschen Avantgarde-Szene, Matthias Kaul wird zusammen mit seinen Kollegen Mathias Engler, Johannes Fischer und Benny Greb unter dem Titel „Le Foyer des Sons“ das komplette Kampnagel-Foyer betrommeln; hier wird der Spielort selber zum Instrument.
Wir freuen uns auf Sie,
Christiane Leiste
Die fünften Hamburger Klangwerktage mit Wolfgang von Schweinitz
- Geschrieben von Hamburger Klangwerktage -
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