Kultur Blog
- Geschrieben von Anna Grillet -
Worte, Formulierungen, Metaphern, darum wird in „Genius” gerungen und gekämpft. Es ist ein Actionfilm besonderer Art. Etwas für Literaturfreaks.
Vor 20 Jahren stieß Drehbuchautor John Logan auf die Biographie über den legendären New Yorker Verlagslektor Max Perkins. Er war es, der Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald berühmt machte, und dann entdeckte er 1929 einen völlig unbekannten Schriftsteller, alle in der Stadt hatten dessen voluminöses, metaphorisch bombastisches Manuskript abgelehnt. Hunderte von Seiten müssen gekürzt und viele andere völlig umgeschrieben werden. „Schau heimwärts, Engel” wird zum Beststeller, Thomas Wolfe ein Star. In ästhetisch furiosen Bildern erzählt Regisseur Michael Grandage nicht nur von Freundschaft oder Erfolg sondern auch von Eifersucht, Verrat, enttäuschter Liebe, Verzweiflung, Wirtschaftskrise und der Magie des Jazz.
- Geschrieben von Claus Friede -
Es ist ein aufwendiges und mit zwei Jahren Vorbereitung ein vergleichbar lang entwickeltes Projekt, bei dem sich die Kölner Elektroniker „Blank & Jones“ eingebracht haben, mit dem Titel „DOM“.
Strandbars auf den Balearen, in Miami oder auf Norderney, eventuell im musealen Kontext, wären jene Orte an denen man ein derartiges Multimediaprojekt mit elektronischer Musik und Lichtinstallationen erwarten würde – nicht unbedingt im Kölner Dom, doch die Initiative kam aus dem kirchlichen Umfeld selbst.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Was, wenn die Tochter plötzlich spurlos verschwindet ohne ein Wort der Erklärung, sich weigert, ihre Mutter je wiederzusehen? „Julieta” ist Pedro Almodóvars zwanzigster Film und ein überraschend ernster. Verwirrend, oft berückend schön, suggestiv, raffiniert, von bestürzender Intensität.
Der spanische Regisseur hat aus drei Kurzgeschichten der kanadischen Autorin Alice Munro, einen unkonventionellen geheimnisvollen Thriller konstruiert ganz ohne Täter oder Verbrechen. Die Protagonistin selbst ist das Rätsel und nur sie kann es lösen.
- Geschrieben von Christel Busch -
Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein würdigt mit einer Retrospektive einen der bekanntesten norddeutschen realistischen Maler und Grafiker: Harald Duwe.
Die Ausstellung präsentiert rund einhundert Gemälde – thematisch geordnet nach Portraits, Landschaften, Körperstücke, Gewalt und Gesellschaft sowie Strand als soziale Bühne. Hinzu kommen Zeichnungen, Lithografien und Holzdrucke. „Heile Welt", wie es der Untertitel suggeriert, sucht der Betrachter in Duwes gesellschaftskritischen, provokanten und oftmals brutalen Bilderwelten allerdings vergeblich.
„Meine Bilder sind Produkte einer sowohl emotionalen wie rationalen Auseinandersetzung mit den Konflikten und Widersprüchen unserer Zeit. Sie bieten keine Lösungen, keine Botschaften an. Ich weiß nur, dass sie meine Einsichten, Abneigungen und Reaktionen, meine Zweifel, Ängste und Hoffnungen enthalten." (Duwe 1983)
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ein Dackel blickt in die Abgründe der menschlichen Seele: Kult-Regisseur Todd Solondz inszeniert seinen Episodenfilm „Wiener Dog” als aberwitzige morbide Komödie: zynisch, charmant, tragisch, bitterböse, höchst originell und manchmal zutiefst berührend. Vier skurrile, ästhetisch virtuose Miniatur-Porträts formieren sich zum Psychogramm amerikanischer Vorstädte. Obwohl, dergleichen Erfahrungen mit Hundebesitzern könnte ein Vierbeiner auch in unserem Land machen.
- Geschrieben von Verena Maria Eckl, Kristīne Neikena, Roberts Putnis, Agnese Vasermane -
„'s gibt von Kindern nicht mehr viele, wie du, mein Sonnenschein“, Zeile aus einem jüdischen Wiegenlied (1943/Lager Precu).
Nachdem sich die elektronisch gesicherte Eingangstür, begleitet durch das einladende Lächeln der betagten Empfangsdame, summend hinter dem Besucher schließt, vermittelt der über mehrere Stockwerke recht weite Weg in die Räume des Rigaer Museums „Juden in Lettland“ eine Selbstverständlichkeit.
- Geschrieben von Florian Maaß -
„Fuck – is this a nice place!“ entfuhr es Iggy Pop ungewohnt sanftmütig, als die Bühnenscheinwerfer kurz gedimmt wurden und er sah, was um ihn herum im lettischen Küstenwald so passierte. Und brachte damit den Reiz der Atmosphäre des lettischen Positivus Festivals auf den Punkt.
Das Line-Up war zum zehnten Geburtstag eines der besten unter den mittelgroßen europäischen Festivals dieses Sommers, mit einer musikalischen Bandbreite von Ambient bis Pagan Metal.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Mit seinem trotzigen Porträt barocken Feminismus unterläuft der finnische Filmemacher Mika Kaurismäki souverän die gängigen Erwartungen an ein historisches Melodram. "The Girl King" wechselt zwischen opulenter nordischer Bilderpracht, politischen Visionen und derber Posse, Wahnwitz, Liebeslust und Tragik.
Königin Kristina von Schweden war eine der schillerndsten Figuren des 17. Jahrhunderts. Malin Buska spielt sie sinnlich burschikos als eine, die keinen Widersacher fürchtet, ihre Macht genießt und später gern missbraucht. Im tiefsten Innern aber ist der exzentrische Teenager sehr verletzlich. Unerschrocken kämpft die jugendliche Monarchin für Frieden und gegen Konventionen jeder Art. Sie verweigert Heirat wie auch Mutterrolle, macht ihre Kammerzofe offiziell zur „königlichen Bettgefährtin”.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Fünf Stunden Tanz und keine Sekunde zu viel: Selten sah man eine so kurzweilige Nijinsky-Gala, wie in diesem Jahr. Mit furiosen „Portraits in Tanz und Musik“ verabschiedete sich das Hamburg Ballett – und damit die Hamburgische Staatsoper – in die wohlverdiente Sommerpause.
- Geschrieben von Christel Busch -
Nach zwei Jahren ist es wieder soweit: Die Overbeck Gesellschaft in Lübeck stellt in ihrer Ausstellung die aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein vor.
Von der Kulturstiftung werden jährlich acht Stipendien aus den Sparten Bildende Kunst, Theater, Literatur und Musik vergeben. Das Ergebnis dieser Förderung wird seit dem Jahr 2012 im zweijährigen Turnus als „Regionale" im Garten und Pavillon des Lübecker Kunstvereins vorgestellt. Die dritte Regionale präsentiert jetzt die Jahrgänge 2014 und 2015 und deren Positionen zur zeitgenössischen Kunst. Der Untertitel „News From Nowhere " klingt rätselhaft. Neues aus dem Nirgendwo? Welches Nirgendwo?