Kultur Blog
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
In einem „Liebeserklärung“ untertitelten schlanken Buch bekämpft Roland Kaehlbrandt in überzeugender Weise die zehn meistverbreiteten Vorurteile über die deutsche Sprache.
Wir hören nichts Gutes, wenn sich Ausländer über die deutsche Sprache verbreiten. Es scheint, dass sie sich für viele nicht sehr melodisch anhört – etwa so wie das Italienische, das bekanntlich reine Musik ist, sozusagen Belcanto –, sondern hart oder guttural oder sogar grob; und außerdem sei es fast unmöglich, sich in ihr so kurz und präzise auszudrücken, wie das im Wesen des Englischen liege.
- Geschrieben von Ralf Waldschmidt -
Auf seiner Homepage wird er sehr zutreffend so charakterisiert: Axel Ranisch lebt und liebt, was er tut. Er inszeniert bewegende Opern mit Kult-Potential und glaubt fest an den Zauber des Augenblicks.
Axel Ranischs Leben ist eng mit Klassischer Musik verwoben. Er liebt die Geschichten hinter den Werken, die Eigenarten der Komponisten, ihre spleenigen Abenteuer in historischen Gewändern. Er liebt die Kraft des Orchesters, die Emotionen, die Kontraste, den Größenwahn, die Klangfarben. Seine Inszenierungen sind hingebungsvoll, sprühend fantasievoll, humorvoll und unterhaltsam – aber immer eines: zutiefst berührend.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Nach langer Zeit besinnt sich das Altonaer Museum wieder auf seine großartige Sammlung an Künstler*innenpostkarten und gibt mit einer kleinen, aber feinen Auswahl von 150 Exemplaren Einblick in die Spielarten des Genres: „Vista Points – Postkarten von Kirchner bis Beuys“.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Der belgische Regisseur Lucas Dhont erzählt in „Close“ von der Fragilität der Gefühle, der scheinbaren Selbstverständlichkeit des Glücks, das von einem Moment zum anderen sich auflöst, weil der Blick Anderer auf uns die Welt auf den Kopf gestellt hat. Und er erzählt von der Fähigkeit wie auch Unfähigkeit mit Verlust umzugehen.
Im Mittelpunkt steht die enge Freundschaft zweier dreizehnjähriger Jungen. Dhont lässt auf magisch subtile Weise die Grenzen zwischen Worten, Bewegung, Emotionen, Farben und Formen verschwimmen. „Close“ gewann letztes Jahr den Grand Prix in Cannes und ist nun nominiert als bester internationaler Film bei den Academy Awards 2023.
- Geschrieben von Claus Friede -
Im Palais de la Porte Dorée eröffnet ein weiterer kultureller Höhepunkt: das Nationalmuseum für die Geschichte der Einwanderung (Musée national de l’histoire de l’immigration) nach Frankreich.
Ab Juni 2023 wird eine permanente Galerie mit einem komplett erneuerten, didaktischeren und sich weiterentwickelnden Raum, der die neuesten Forschungsergebnisse zur Einwanderung in Frankreich integriert, eröffnet.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
Stefan Çapaliku ist ein kosmopolitisch überzeugter Albaner und europafreundlicher, bitterbös-liebevoller Autor, der die Mikro-Makro-Geschichte unseres Kontinents aus Sicht der Balkanhalbinsel ins Visier nimmt. Seinen Schreibstil feierte die FAZ schon 2010 als „absurd komisch“. 1965 in Shkodra geboren, wo er Albanische Sprache und Literatur studiert hat, lebt und arbeitet Çapaliku heute als Professor für Ästhetik sowie als Theater- und Filmregisseur in der albanischen Hauptstadt Tirana. Sein auch international beachtetes Werk umfasst Gedichte, Essays, Monografien, Prosa und Theaterstücke. Sein Lieblingsthema: die Kultur Albaniens, der Balkan und der Rest der Welt.
Der Balkan...? Was wissen wir Nordeuropäer schon davon? – Vielleicht das: Nachdem mit der ersten Osterweiterung 2004 acht ehemals kommunistisch regierte Staaten in die EU aufgenommen wurden, 2007 Rumänien und Bulgarien folgten und 2013 Kroatien als 28. Mitgliedstaat beigetreten ist, um im Januar 2023 glücklich den Euro einzuführen, befinden sich die meisten Balkanländer immer noch weitgehend im statischen Wartestatus sogenannter EU-„Beitrittskandidaten“. Sie verharren gewissermaßen in einem offenen Entwicklungsprozess oder einer „stabilen Starre“: Das, so zeigt Çapaliku in seinem 2022 auf Deutsch erschienenen Roman „Jeder wird verrückt auf seine Art“, müsse man mit Witz und Humor nehmen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Die Alpen, ein Sehnsuchtsort. Mit Beginn der Romantik um 1800 erhielt die Natur als Gottes Schöpfung einen ganz neuen Stellenwert. Erst erkundeten Künstler und Forscher die damals noch schwer zugänglichen Regionen, dann entdeckten Bildungsreisende die (vermeintliche) Alpenidylle, seit den 1960er Jahre stürmen nicht nur Sommerfrischler, sondern auch Skiverrückte die Berge.
Mit der Ausstellung „Hamburg und Tirol – eine Alpenfreundschaft?“ knüpft das Museum am Rothenbaum an die historisch gewachsenen Beziehungen der norddeutschen „Flachlandtiroler“ zu dem österreichischen Bundesland an – ein Grund mehr, um ihre lange in Vergessenheit geratenen volkskundlichen Tirol-Sammlung zu präsentieren.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Mit einem spektakulären steinzeitlichen Grab in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt) beschäftigt sich das Buch des Autorenteams Harald Meller und Kai Michel. Zu was für einem Menschen gehörten die gut erhaltenen Knochen?
Was bedeuten die auffällig reichen Grabbeigaben, und was sagt uns das Grab über die gesellschaftlichen und kulturellen Zustände jener unendlich fernen Zeit, dem Mesolithikum (der mittleren Steinzeit)? Wer war dieser bedeutende Mann, so fragten sich schon die Ausgräber der dreißiger Jahre, und wären erstaunt zu hören, dass sie das Grab einer Frau gefunden hatten.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ali Abbasi inszeniert den suggestiven magisch düsteren Neo-Noir „Holy Spider“ als Spiegel patriarchalischer Strukturen im Iran. Der Film basiert auf einem wahren Kriminalfall zu Beginn der 2000er Jahre, damals lebte der heute in Dänemark ansässige Regisseur noch in Teheran.
Verbrechen zelebriert Abbasi nicht in der Tradition von US-Thrillern, sondern zeigt Gewalt als das, was sie ist, brutal, banal, kläglich, abstoßend, grotesk nicht ohne tragische Komik, Produkt extremer Frauenfeindlichkeit.
- Geschrieben von Redaktion -
Wien steht 2023 ganz im Zeichen von „Vision und Aufbruch – 150 Jahre Wiener Weltausstellung“. Aus gutem Grund: Die Wiener Weltausstellung 1873 machte Wien zur Weltmetropole. Neben zahlreichen Ausstellungen in bekannten Wiener Museen warten 2023 auch spektakuläre Neueröffnungen und lange erwartete Wiedereröffnungen. „Vision und Aufbruch“ feiert Wiens Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Zeichen urbaner Visionen.