Kultur Blog
- Geschrieben von Marion Hinz -
Der eigentliche Kampf fand vorher statt: Gehen wir ins Konzert oder schauen wir uns den Blutmond an?
Die 150 Besucher, die sich für den „Nachtsalon“ im Rahmen des Musikfestes des Schleswig-Holstein Musik Festivals im Lübecker Volkstheater Geisler entschieden hatten, fochten vor Ort allerdings noch einen zweiten Kampf aus, den um die besten Plätze. Keine ganz leichte Sache bei freier Platzwahl und ausverkauftem Saal. Doch die Gäste im Geisler erwiesen sich als dem Anlass würdig und verhielten sich diszipliniert. Recht so, ging es doch bei diesem Konzert mit dem weltberühmten Geiger Daniel Hope, dem großartigen Cellisten Eckart Runge und dem ebenso phantastischen Jacques Ammon am Klavier um musikalisch Großes. Anzunehmen ist daher, niemand hat die Entscheidung für das Konzert und somit gegen die auf lange Sicht längste totale Mondfinsternis bereut. Totale Begeisterung am Ende und riesiger Applaus für die drei genialen Künstler sprechen dafür.
- Geschrieben von Claus Friede -
Jahrzehntelang hat sich die aus Wien stammende Fotokünstlerin Inge Dick (*1941) mit den Themen Licht, Zeit, Raum und deren permanente Veränderung auseinandergesetzt. Der Fotohof in Salzburg widmet ihr eine Ausstellung unter dem Titel „licht weiss“ und zeigt Werke von den 1980er-Jahren bis heute.
Inge Dick kreiert etwas in der Fotografie eher untypisches – sie lichtet keine Objekte, Menschen oder Fragmente ab, sie konzentriert sich mit einer unglaublichen Konsequenz auf minimalistisch anmutende Zustände.
- Geschrieben von Christel Busch -
Einer der berühmtesten Chronisten des Mittelalters war Thietmar von Merseburg (975-1018). Unter den römisch-deutschen Kaisern Otto III. bis zu Heinrich II. war er Bischof von Merseburg.
Sein Lebenswerk, eine achtteilige Chronik aus dem 10. und frühen 11. Jahrhundert, die jetzt zum ersten Mal in der Stadt Merseburg ausgestellt ist, gehört zu den bedeutendsten Geschichtswerken des Mittelalters in Europa. Die Chronik erzählt vom Alltagsleben der Menschen, ihrem Glauben, Denken und Fühlen. Aber auch vom ottonischen Zeitalter, von den politischen und religiösen Kämpfen im deutsch-slawischen Siedlungsraum.
- Geschrieben von Claus Friede -
Passend zur Festspielzeit werden in der Margarethenkapelle von St. Peter, eine der ältesten Kirchen Salzburgs, Fotografien gezeigt, die sich als „interkultureller und -religiöser Dialog“ verstehen.
Widmen sich die Werke, entstanden 2016 in Marokko und Andalusien, einer vergangenen Zeit, so öffnet sich der Blick mit jenen aus dem Iran von 2018, die berufstätige und selbstbewusste Frauen zeigen und eine Brücke in die heutige Zeit schlagen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Thierry! – allein sein Vorname löst in Luxemburg schon entzücken aus und wird mit der Addition von „National“ zum Kult. In Deutschland und Österreich fragt man noch: Thierry – wer?
Kaum zu glauben – obwohl ihn fast alle kennen – von Sehen! Dieses markante Gesicht mit einer „Fresse“, die so einmalig charaktervoll ist und nach Antiheld, Gangster und Milieu aussieht, dass sich Regisseure, Punker, Rocker, Musiker, Cineasten nur zu gerne an ihn erinnern. Ein Allrounder war er, der das Leben mit Drogen- und Alkoholgeschichten durchzog, die Musik- und Theaterbühnen sowie das Filmset mit seinen biographischen Brüchen und Wandlungen so wundervoll pflasterte. Wie von seinen Lebensgefährten erzählt, blieb er immer ein unglaublich sympathischer Mensch: Thierry van Werveke.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Samuel Moaz kreiert mit dem Antikriegsdrama „Foxtrot” einen atemberaubenden ästhetischen Kosmos: zornig, visuell kühn, emotional hochexplosiv, oft grausam, zugleich poetisch und verstörend schön, aber auch absurd komisch. Ein wahres Meisterwerk.
Das menschliche Dasein inszeniert der israelische Regisseur als surrealen Tanz der Ausweglosigkeit zwischen nationalen und persönlichen Traumata, es gibt kein Entrinnen, kein Aufbegehren. Jenes frappierende irrwitzige Wechselspiel von Realität und Symbolik wurde in Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet, Israels Kultusministerin Miri Regev dagegen verurteilte aufs Schärfste den Film, da er ihrer Ansicht nach eine Diffamierung der heimischen Streitkräfte sei.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Das Stück brillant, die Schauspieler große Klasse, die Inszenierung rundum gelungen und der kleine Saal der Komödie Winterhuder Fährhaus restlos ausverkauft. Dennoch muss das Theater KONTRASTE seinen Spielbetrieb zum Ende des Monats einstellen.
Mit der scharfzüngigen Gesellschaftskomödie „Der Vorname“ des französischen Erfolgsduos Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte, zeigt die experimentierfreudige Studiobühne noch bis zum 22. Juni, auf was die Hamburger in Zukunft wohl verzichten müssen.
- Geschrieben von Christel Busch -
Der Titel der Ausstellung „Im Nacken das Sternemeer“ verweist auf das Buch mit Texten von Ludwig Meidner, das 1918 in Leipzig erschien. Meidner (1884-1966), Maler, Grafiker und Dichter gehörte damals zu den bekannten Künstlerpersönlichkeiten in Deutschland. Er erfasste in seinen literarischen Werken und malerischen Bildschöpfungen die atmosphärischen Stimmungen seiner Zeit.
Die Schau im Jüdischen Museum Rendsburg thematisiert seine Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik, dem Judentum und den Repressalien im nationalsozialistischen Deutschland, der Flucht ins englische Exil und die Nachkriegsjahre. Ludwig Meidner, ein Künstler, der fast in Vergessenheit geraten wäre, erlebt heute ein Comeback.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Er kreierte den Look von Audrey Hepburn, porträtierte die Queen und Marilyn Monroe, hasste Mittelstand und Mittelmaß: Lisa Immordino Vreeland schildert den legendären britischen Fotografen und Dandy in ihrem Dokumentarfilm „Love, Cecil” mit all seinen Widersprüchen, charmant, brillant, bösartig, ein interdisziplinärer Künstler, süchtig nach Anerkennung und voller Selbstzweifel.
Ob als Maler, Innenarchitekt, visueller Chronist, Setdesigner oder Kostümbildner, Cecil Beaton (1904-1980) faszinierte die Oberen Zehntausend diesseits und jenseits des Atlantiks. Rupert Everett leiht dem ruhelosen Multi-Talent seine Stimme, die Tagebucheintragungen aus dem Off geben dem Leinwand-Epos Intimität, Melancholie, fast ist es, als würden wir Seite an Seite mit dem Protagonisten in der Vergangenheit stöbern.
- Geschrieben von Claus Friede -
Was könnte besser passen zur Zeit der Fußball-WM in Russland als sich diesem Thema im Allgemeinen zu widmen. Auch wenn der Enthusiasmus in Deutschland auf sich warten lässt und es nicht sicher erscheint, ob dieser sich überhaupt noch blicken lässt, so ist die Ausstellung „Ballverliebt“ in der Handelskammer Hamburg nicht nur etwas für Fußball-Fans, für Verrückte des Leders, für 11 Freunde oder WM-Kenner, sondern auch für alle, die sich für dokumentarische Fotografie interessieren.
Die Agentur Marcard Pro Arte, geführt von Fußball-Enthusiast Mathias von Marcard, hat einen Fotografen und einen Photographie-Sammler zur Ausstellung eingeladen, die sehr unterschiedliche Interessen am „Treibballspiel“ haben.
Dass der moderne Fußball auch für die Kultur taugt, zeigt sich deutlich in der Ausstellung, in der über 70 Exponate und 13 erklärende Textfahnen zu sehen sind.