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Auf dem Grundstück Sootbörn 22 in Hamburg-Niendorf soll ein Archivgebäude für das Forum für Künstlernachlässe entstehen. Der zweigeschossige Neubau soll neben dem bestehenden Künstlerhaus Sootbörn errichtet werden und ein Ort zum Bewahren, Erforschen und Ausstellen von Kunstwerken werden. Senat und Bürgerschaft wollen das Projekt des Forums für Künstlernachlässe mit 800.000 Euro aus dem Sanierungsfonds unterstützen und stellen das Grundstück für den Archivneubau unentgeltlich zur Verfügung, die Zustimmung der Bürgerschaft vorausgesetzt.

 

2003 gründeten engagierte Hamburger Bürgerinnen und Bürger den gemeinnützigen Verein Forum für Künstlernachlässe (FKN), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, künstlerische Vor- und Nachlässe zu sichern, aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seitdem entstanden deutschlandweit zahlreiche Einrichtungen mit gleicher Zielsetzung, die sich 2017 zum Bundesverband Künstlernachlässe (BKN) zusammenschlossen und dessen Vorsitz Hamburg anvertraut wurde. 

 

Seit 2005 hat das FKN seinen Sitz im Künstlerhaus Sootbörn, ein Atelier- und Ausstellungshaus, das sich bereits seit 30 Jahren in dem ehemaligen Schulgebäude in Niendorf befindet. Das FKN macht durch das Bewahren und Erforschen der vielfältigen Nach- und Vorlässe die außerordentliche Bedeutung des künstlerischen Erbes sichtbar, das Malerei, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst, angewandte Kunst, Fotografie, Film und vieles mehr umfasst. Mit dem Archivneubau bekommen diese Kunstschätze einen würdigen Ort für die wissenschaftliche Erforschung der Hamburger Kunst- und Kulturgeschichte und ihre Vermittlung durch Publikationen und Ausstellungen.

 

Die Stadt Hamburg stellt das Grundstück für den Archivneubau in einem unentgeltlichen Erbbaurecht zur Verfügung, die Zustimmung der Bürgerschaft vorausgesetzt. Die Bürgerschaft hat ihre Unterstützung zugesagt und wird die Stiftung Forum für Künstlernachlässe (SFKN) mit einem Zuschuss für den Bau des Gebäudes aus dem Sanierungsfonds in Höhe von 800.000 Euro unterstützen.

 

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien Hamburg: „Mit dem Archivbau erhält das Forum für Künstlernachlässe nun die passenden Räume, um seine hervorragende Arbeit fortzusetzen und auszubauen. Der Verein leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Erforschung künstlerischer Nachlässe und nimmt hier bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Das wollen wir unterstützen. Damit das Forum eine langfristige Perspektive erhält, stellt die Stadt einen Grundstücksteil im Erbbaurecht sowie einen Zuschuss zu den ansonsten mäzenatisch getragenen Baukosten zur Verfügung. Ich hoffe auf eine fruchtbare Symbiose zwischen dem Künstlerhaus Sootbörn und dem Forum für Künstlernachlässe. Das Schaffen und das Bewahren von Kunstwerken rücken so schließlich noch enger zueinander.“

 

Prof. Dr. Gora Jain, Vorsitzende Forum für Künstlernachlässe e.V.: „Erinnerungskultur durch Künstlernachlässe lautet das Credo des Forum für Künstlernachlässe, denn künstlerisches Erbe ist kulturelles Erbe und seine Vielfalt gilt es zu bewahren! Wir freuen uns sehr, dass unsere langjährige Arbeit nunmehr gekrönt wird mit einem würdigen Ort und offenem Haus für die Hamburger Kunst- und Kulturgeschichte. Denn eines muss betont werden: Kunst(nachlass)archive sind keine passiven Sammelstellen, sondern aktive Zentren zielgerichteten Handelns zum Quellenerhalt, zum Schutz von Kulturgut und seiner Erforschung. Vor dem Hintergrund einer zunehmend digitalen und KI-generierten Visualität werden Archive und Museen immer mehr zu Orten der Sehnsucht auf der Suche nach Authentizität und real erfahrbarer Überlieferung. Für die Erinnerungskultur bilden sie als Schutzraum der Vergangenheitspflege die Basis für Gegenwartsreflexion und Zukunftsgestaltung. Unser Publikum bestätigt das, denn dicht dran an der Kunst, das ist man bei uns!“

 

Thomas Sello, Vorsitzender Stiftung Forum Künstlernachlässe Hamburg: „Die Zeit ist reif, nach über zwanzig Jahren seit Gründung des gemeinnützigen Vereins Forum für Künstlernachlässe ein Archivgebäude zu errichten. Denn die Sammlung ist inzwischen auf Werke von über neunzig Künstlerinnen und Künstlern angewachsen, konzentriert auf die Hamburger Kunstszene. Wir brauchen viel Platz, denn es geht ja nicht nur um die sachgerechte Lagerung und Archivierung der Bestände, sondern unsere Schätze sollen auch gesehen werden durch Angebote für Besucherinnen und Besucher: wechselnde Ausstellungen und die Möglichkeit, einzelne Werke im Archiv anzuschauen, insbesondere für die wissenschaftliche Arbeit. Es soll einen Atelierraum geben, wo (Schul-)Gruppen künstlerisch aktiv werden können, angeregt durch die Kunstbetrachtung ausgewählter Werke, angeleitet auch von Künstlerinnen und Künstlern des Hauses. Für diese Vision habe ich das von meinen Eltern 1939 zur Hochzeit erworbene Gemälde ‚Brücke‘ von Max Pechstein an das Zwickauer Pechsteinmuseum verkauft und von dem Erlös die Stiftung für den Neubau gegründet. Nun freue ich mich als einstiger Abteilungsleiter der Museumspädagogik der Hamburger Kunsthalle auf einen lebendigen Ort für die Kunstvermittlung.

 

Da es sich um ein bedeutendes Werk des Künstlers handelt, das die Sammlung des Museums hervorragend ergänzt, und weil es zudem bekannt war, dass der Erlös in die ‚Stiftung Forum für Künstlernachlässe‘ gehen sollte, fanden sich drei Stiftungen, die das Museum beim Ankauf großzügig unterstützten: Ernst von Siemens Kunststiftung, HERMANN REEMTSMA STIFTUNG und Kulturstiftung der Länder. Nun ist die ‚Brücke‘ großformatig auf dem Flyer zur zehnjährigen Jubiläumsfeier des Pechstein-Museums (im April 2024) zu sehen.

 

Das Gemälde hatten meine Eltern zu ihrer Hochzeit 1939 erworben. Es war der Grundstock ihrer Kunstsammlung und der Impuls ihrer Berufskarriere für die Kunst. 1945-51 führten sie im Zentrum Hamburgs die ‚Galerie der Jugend‘, in der bereits 1947 eine umfangreiche Pechstein-Ausstellung stattfand. Danach war Gottfried Sello Kunstkritiker und Schriftsteller, während Ingeborg Sello ein Fotoatelier eröffnete, in dem sich internationale Künstlerinnen und Künstler nicht nur für das Portraitfoto trafen. Und meine ältere Schwester Katrin leitete von 1976 bis 1988 den Kunstverein Hannover.

 

Es ist für Sara und mich als einstige Kunstpädagogen eine glückliche Fügung, dass das Archivgebäude neben dem Künstlerhaus Sootbörn errichtet wird, in dem der Verein von Anfang an seinen Sitz hatte. Die Nähe zur aktuellen Kunstszene gibt gewiss noch besondere Anregungen, vor allem dann, wenn Künstlerinnen und Künstler des Hauses Praxisangebote des Nachlassforums kunstpädagogisch begleiten. Dann wird der Besuch des Nachlassforums zum kreativen Kunsterlebnis.“ 

 

Der Neubau

Das neue Gebäude wird dem FKN Raum für die Bewahrung und wissenschaftliche Erforschung der Künstlernachlässe bieten. Er wird auf zwei Geschossen über 680 Quadratmeter Nutzfläche verfügen, auf die sich Räume für Depot, Ausstellungsbereich und Arbeitsräume verteilen. Baubeginn wird voraussichtlich noch dieses Jahr sein, die Bauzeit soll ein gutes Jahr betragen. Als Bauherrin zeichnet sich die eigens zu diesem Zweck gegründete Stiftung Forum für Künstlernachlässe Hamburg (SFKN) verantwortlich. Sie bringt auch den Hauptanteil der Kosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro für den Neubau auf.

 

20 Jahre Forum für Künstlernachlässe

Im Juni 2024 feiert das Forum für Künstlernachlässe seinen 20. Geburtstag. Unter dem Motto „Entdeckt & Bewahrt!“ lädt das FKN am Freitag, 7. Juni 2024 um 17 Uhr zu einem interdisziplinären Kulturfest mit Kunstausstellungen, Musik und Theater sowie einem Grußwort von Kultursenator Dr. Carsten Brosda ein. Eine große Jubiläumsausstellung wird vom 7. bis 23. Juni gezeigt.

Weitere Informationen unter www.kuenstlernachlaesse.de.

 

Quelle: Behörde für Kultur und Medien, Hamburg

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