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Auch ein zweiter wichtiger Vertreter der deutschen Literatur und des Journalismus kommt nur kurz nach Hamburg: Der Romantiker Heinrich Heine. 1816 zieht er nach Hamburg, wo er eine kaufmännische Ausbildung bei seinem Onkel Salomon Heine fortsetzt. Unter dem Pseudonym „Sy Freudhold Riesenharf” veröffentlicht Heine in Hamburg erste Gedichte – zunächst epigonale Reimereien im Stil des Minnegesangs, Vaterland und Heldentum gewidmet. Schließlich findet er durch seine leidenschaftliche, aber unerwiderte Liebe zu seiner Cousine Amalie einen eigenen Ausdruck. Es entstehen Gedichte, die zehn Jahre später im „Buch der Lieder“ zusammengefasst werden, darunter die Balladen „Belsazar“ und „Die Grenadiere“. Im „Hamburger Wächter“ schreibt er regelmäßig literarisch, feuilletonistisch und journalistisch.
Doch Hamburg steht auch für ihn nicht für die Kunst, sondern für das von ihm wenig geliebte Merkantile. Und überhaupt hat Heine keinen Bezug zur Hamburger Gesellschaft, er fühlt sich unwohl. Mit Unterstützung seines Onkels Salomon gründet er das Geschäft "Harry Heine et Comp. – kl. Bückerstr." Er spezialisiert sich auf englische Tuchwaren. Das Geschäft misslingt schon nach einem Jahr. Heine meldet Konkurs an und immatrikuliert sich an der Universität zu Bonn für ein Jurastudium. Er will danach zwar nach Hamburg zurückkehren, doch wegen der unerfüllten Liebe und den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten und nach den judenfeindlichen Ausschreitungen 1819 und 1830 zieht er über Göttingen nach Berlin.
Zeitlebens behält Heine jedoch in Hamburg sein verlegerisches Zentrum bei Julius Campe.
200 Jahre später: Viele Medien und unter anderem Deutschlandradio Kultur betitelt im November 2010 eine Sendung mit: „Nur weg aus Hamburg - Die Kulturpolitik, die Abwanderung von Künstlern und so mancher Schließungsplan“. Hamburg kann offensichtlich keine Künstler halten, weder namhafte noch jene, die Humusarbeit leisten. Die Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle macht für eine gewisse Zeit dicht – nicht wegen fehlender Heizmöglichkeiten, sondern vermeintlich wegen fehlender Brandschutzklappen, ein Museum sollte ganz verschwinden. Ein Museumsdirektor soll mit seinem Gehalt für Verluste gradestehen, die eine finanziell katastrophal ausgestattete Museumstiftung verursacht und von der Politik nicht entscheidend gesund aufgestellt wird. Ein Schauspielhaus spart sich vom intelligenten Delphin zum kampfwilligen Hai.
Nun wäre all das nicht wirklich tragisch, wenn man wüsste, dass Hamburg im 2. Jahrzehnt des neuen Jahrtausends fähig wäre, Liebe zu den Künsten und Künstlern, Achtung und Vertrauen zu entwickeln. Vertrauen nicht nur ins Geld und Rechnen zu haben und nicht nur verbal auf (be)rechenbare Eventkultur zu setzen, sondern wirklich Neues zu erschaffen. Kreatives künstlerisches Arbeiten sollte großzügig zugelassen und gefördert werden - so muss die zukünftige Devise heißen. Hamburg sollte als wachsende Stadt eine Symbiose von Kultur, Journalismus und neuen Medien stärker und nachdrücklicher aufbauen, um die verpassten Chancen der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Hamburg darf sich auch durchaus der positiven Tradition des offenen Tores im Wappen von Altona erinnern, denn kultivierte Großzügigkeit zahlt sich auch aus!
Dies steht auf meiner Wunschliste für 2011 ganz oben.
Ihr Claus Friede
Foto "Lessingdenkmal" am Hamburger Gänsemarkt: Claus Friede
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