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BK: Ins ‚Hamburgische Schauspielstudio’ von Hildburg Frese. Drei Jahre Ausbildung mit abschließender Prüfung von externen Prüfern – das war ja eine halbstaatliche Schule. Im letzten Jahr war ich aber schon am Staatstheater Braunschweig. Ich wohnte in Hannover und bin jeden Tag nach Braunschweig gefahren. Da hab ich bei jedem Wetter Autofahren gelernt! Fast zwei Jahre spielte ich dort in Stücken wie ‚Bluthochzeit’ von Federico García Lorca, ‚ Das Haus in Montevideo’ von Curt Goetz und ‚Peer Gynt’ von Ibsen, aber auch im neu gegründeten Kinder- und Jugendtheater, zum Beispiel die ‚Ansagerin’ in ‚Was heißt hier Liebe’ - ein Aufklärungsstück der Berliner Theatergruppe ‚Rote Grütze’. Danach bin ich zurück nach Hamburg gegangen und hab an verschiedenen Theatern vorgesprochen.DS: Auch im Ohnsorg?
BK: Auch im Ohnsorg. Das war nicht erste Wahl, weder für mich noch für das Ohnsorg-Theater. Ich sprach ja kein Plattdeutsch! Damals war Walter Ruppel Intendant und Christian Seeler Geschäftsführer. Ich wurde zunächst für ein Weihnachtsmärchen in hochdeutscher Sprache engagiert sowie für eine kleine plattdeutsche Rolle später – man wollte mal ausprobieren, ob das geht. Und dann erkrankte plötzlich eine Kollegin und ich musste einspringen, zwei Wochen vor der Premiere, eine große Rolle mit Jochen Schenk und Herma Koehn in ‚Ein Matjes singt nicht mehr’ von Konrad Hansen.
DS: Konntest du deinen ‚platten’ Text?
BK: Ja, es ging gut. Und damit war’s eigentlich entschieden. Ende der 80er bekam ich eine feste Anstellung ins Ensemble. Da gab’s im Haus noch die ursprünglichen Ohnsorg-Stars, die Publikums-Lieblinge aus dem Fernsehen.
Das war eine ganz besondere Atmosphäre.
DS: Anders als jetzt?
BK: Völlig anders. Damals hatte das Ohnsorg-Theater zwar einen großen Bekanntheitsgrad, vor allem wegen des Fernsehens, aber es stand doch für eine andere Art des Theaters, vor allem wegen der Sprache. Wir waren viel mehr unter uns, gewissermaßen eine verschworene Gemeinschaft. Es gab kaum Regisseure ‚von außen’, die Stückwahl war auch ganz anders.
Aber Konrad Hansen, der Intendant vor Walter Ruppel, hatte schon vorsichtig angefangen, ganz andere Stücke drunter zu mischen und Ruppel machte damit weiter. Das Publikum wurde häppchenweise an andere Kost gewöhnt. Plötzlich gab es in den Großen Bleichen Stücke wie ‚Der zerbrochene Krug’ oder ‚Rose Bernd’ mit mir als Rose, also Kleist und Hauptmann auf Plattdeutsch, ganz neue Blickwinkel. Und Christan Seeler führt das ja verstärkt weiter.
DS: Das heißt, du bist dort zu einer besonders interessanten Zeit aufgetaucht?
BK: Unbedingt. Und ich konnte von Anfang an ganz unterschiedliche Sachen spielen.
Und das geht bis heute immer so weiter, von der ‚Kaktusblüte’ über ‚Charley’s Tante’ bis zur ‚Titania’ in unserem plattdeutschen ‚Sommernachtstraum’ im August 2011 im neuen Haus.
DS: Schaffst du’s, dabei noch ein Privatleben zu haben?
BK: Ich hab mein Glück auf der Bühne getroffen, auf einem hochdeutschen Theaterausflug meinerseits in den neunziger Jahren: ‚Die schöne Lügnerin’. Wir haben ein Liebespaar gespielt und der Funke ist übergesprungen. Jetzt sind wir seit sechzehn Jahren zusammen und seit vier Jahren verheiratet.
DS: In der Komödie ‚Rutfischt’ spielst du eine Ehefrau, die weniger glücklich ist…
BK: Die Emma Buddenbohm liebt es, zu kochen, sie lenkt sich damit wohl ab von der Tatsache, dass sie sich von ihrem Mann entfernt hat – und er von ihr. Sie weiß nicht, dass er sie mit dem Lehrmädchen betrügt, aber glücklich ist sie trotzdem nicht. Und dann kommt dieser Typ ins Haus, der alles durcheinander mischt. Das Ende ist ganz unverhofft! Es kommt so ein bisschen durch, dass es ursprünglich ein französisches Stück ist. Das prickelt so – wie plattdeutscher Champagner!
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