Neustart in der Hamburgischen Staatsoper
Klassischer Hamburger Empfang: Draußen regnerisches Schmuddelwetter, drinnen höflicher, doch kurzer Applaus – von einer glanzvollen Jubelfeier war Kent Naganos konzertanter Amtsantritt als neuer Generalmusikdirektor weit entfernt.
Und entsprach doch damit ganz der Art, den der 63jährige bei seinem Auftritt im Michel an den Tag legte: Bescheiden, zurückhaltend, formvollendet (im schwarzen Frack) – bis hin zur Verbeugung. Nein, der Kalifornier schätzt keine großen Gesten. Hat dafür aber künstlerisch eine klare Vorstellung, auf welchem Weg er sich den Respekt und die Anerkennung der Hamburger wie auch seiner Philharmoniker erobern will: Durch neue Formate – die doch zum Auftakt ein Rückgriff auf alte Traditionen bedeuteten – und akribische Arbeit jenseits der konzertanten Effektschinken.
Den meisten Beifall erhielt an diesem Abend nicht der Neue, sondern ein alter, weiser Mann: Menahem Pressler, der in Mozarts B-Dur-Klavierkonzert demonstrierte, was es heißt, über dem Konzertalltag zu stehen. Dass Leichtigkeit eben keineswegs Einförmigkeit bedeuten muss, sondern sehr wohl auch Wägen und Wagen, Suchen und Finden beinhalten kann.
Und Nagano? Der geleitete den 91-jährigen Pianisten höflich an den Flügel, lauschte konzentriert dessen völlig losgelöster Chopin-Nocturne-Zugabe und spendete dem freundlichen lächelnden Herrn (beinahe) den meisten Applaus, bevor er selbigen noch einmal auf „sein“ neues Orchester lenkte. Formvollendete Zurückhaltung eben – zumindest damit hatte der Kalifornier an diesem Premiere-Abend einen Großteil des Publikums gewonnen.
Weitere Informationen zum Philharmonischen Staatsorchester Hamburg
Abbildungsnachweis:
Header: Kent Nagano 2014. Foto: Felix Broede
Galerie:
01. Menahem Pressler. Foto Marco Borggreve
02. Blick auf die Michel-Empore
03. Kent Nagano geleitet Menahem Pressler zum Flügel
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