Fotografie

Spitze schmeichelt, Spitze kleidet - was passt besser zum Thema „Hochzeit“ als Spitze, dieser Inbegriff von Eleganz, Luxus, himmlischer Zartheit und Raffinesse.

 

Beispiele sind derzeit in der kleinen, aber feinen Ausstellung „Fragile Schönheiten. Spitze in Mode und Fotografie“ im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.

 

Eines vorweg: Warum macht es das Museum seinen Besucherinnen und Besuchern so schwer? Im Erdgeschoss findet sich zwar noch ein Hinweis auf die „Fragilen Schönheiten“, aber in der Belle Etage sucht man vergeblich danach. Wenn dann selbst die Aufsicht nicht weiterhelfen kann, irrt man erstmal durchs Haus. Ein paar Hinweisschilder mehr würden jedenfalls nicht schaden.

 

Im zweiten Stock endlich fündig geworden, fragt man sich, warum Bisrat Negassi, erfolgreiche Modedesignerin, Buchautorin und seit Sommer 2023 zudem Leiterin der Abteilung Mode und Textil, nicht mehr aus dem Thema gemacht hat? Das MKG ist nun wahrlich gesegnet mit Spitzen-Werken, doch mit rund 20 Fotografien und ähnlich vielen Beispielen an Klöppelkunst aus der hauseigenen Sammlung kann man schwerlich behaupten, dass dieses „Schlaglicht“ auf Spitze in Mode und Fotografie das Thema besonders hell ausleuchtet.

 

MKG Fragile Schoenheiten Imre von Santho Eleganter Hut mit Schleier 1936 1942

Imre von Santhò, Eleganter Hut mit Schleier, ca. 1936-45, MK&G

 

Dabei sind die ausgewählten Werke von hoher Qualität. Egal, ob es sich nun um Imre von Santhòs Aufnahme „Eleganter Hut mit Schleier“ (1936) handelt, dessen kunstvoll gewirktes Muster sich als hinreißendes Schattenspiel im Hintergrund wiederfindet; Athur Bendas Portrait der jungen „Marlene Dietrich mit Barett“ (inklusive Spitzenkragen und -Manschetten) von 1927 – oder Lisett Models bizarr aufgetakelte „Woman with Veil“ (Frau mit Schleier) von 1949. Diese Fotografien machen die kleine Schau ebenso sehenswert wie die delikaten Aufnahmen von Madame d’Ora, Wiener Königin der Porträtkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die in ihrem Atelier viele in Spitze gehüllte Adelsdamen der ausgehenden Österreichisch-Ungarischen Monarchie effektvoll in Szene setzte.

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Illustre Namen auf Seiten der Spitzenentwerferinnen und Klöppelkünstlerinnen hingegen gibt es kaum. Eine der wenigen bekannten war Leni Matthaei (1873–1981), die MKG-Gründungsdirektor Justus Brinckmann ihre Entwürfe vorstellte und durch ihn ermutigt das Klöppeln in Paris erlernte. In der Sammlung des MK&G befinden sich rund 80 Arbeiten von Leni Matthaei, von denen leider nur ein Bruchteil zu sehen ist.

Auch von den Ursprüngen dieses außergewöhnlichen Kunsthandwerks im 16. Jahrhundert erfährt man kaum etwas, ganz zu schweigen von den spannenden aktuellen Trends in der Klöppelszene, Spitze aus natürlichen Pflanzen zu gewinnen. Aber das zeigt vielleicht die nächste Spitzenschau.


„Fragile Schönheiten, Spitze in Mode und Fotografie“

Zu sehen bis zum 29. September 2024, im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, in 20099 Hamburg.
Weitere Informationen (MK&G)

 

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