Fotografie

Der Prozess um die Verbrechen des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) wurde vor sechs Jahren beendet, Beate Zschäpe, letztes überlebendes Mitglied des Trios, wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Mitte vergangenen Jahres legte auch der letzte Untersuchungsausschuss des Bayrischen Landtags seinen Abschlussbericht vor.

Und doch bleiben Fragen offen: Fragen der Angehörigen der Opfer, die wissen wollen, wie es dazu kommen konnte, Fragen an den Staat, seine Geheimdienste und an unsere Gesellschaft. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern und weiter nach Antworten zu suchen.

Über ein Jahrzehnt lang lebten die Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe NSU im Untergrund. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 ermordeten sie zehn Menschen, neun davon mit Migrationshintergrund, verübten zahlreiche Raubüberfälle und Sprengstoffanschläge.

 

Zwischen 2014 und 2018 reiste Paula Markert auf den Spuren der rechten Terrorgruppe durch Deutschland, um sich ein Bild davon zu machen, wie das Unfassbare möglich werden konnte. Die dabei entstandene Montage aus Fotografien und Textfragmenten wirft noch immer ungelöste Fragen zur Verstrickung und Mitschuld deutscher Behörden in den NSU-Komplex auf und appelliert an die Verantwortung eines Landes, dessen politischer Diskurs sich im Schatten einer neuen politischen Rechten immer weiter nach rechts verschiebt.

 

Paula Markert, Jahrgang 1982, studierte Fotografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und an der Universität von Barcelona, Spanien. Sie lebt in Hamburg. Ihre fotografischen Langzeitprojekte beschäftigen sich mit gesellschaftlichen, oft politischen Fragestellungen. Ihr Buch „Eine Reise durch Deutschland. Die Mordserie des NSU“ erschien 2019 bei Hartmann Books.

 

Eine Reise durch Deutschland C Paula Markert

Eine Reise durch Deutschland. Strafjustizzentrum München, Schwurgerichtssaal 101. © Paula Markert

 

Paula Markerts Arbeiten sind vertreten in der Fotografischen Sammlung des Museums Folkwang Essen und der Fotografischen Sammlung des Münchner Stadtmuseums. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und national wie international ausgestellt. Seit 2020 ist Paula Markert außerdem Dozentin und war zwischen 2021 und 2023 Professorin für Fotografie am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt.


Paula Markert: Eine Reise durch Deutschland. Die Mordserie des NSU

Zu sehen bis 16. Juni 2024 im Stadthaus Ulm, Münsterplatz 2, in 89073 Ulm

Geöffnet: Mo-Sa 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, So 11-18 Uhr
Kurator: Robert Pupeter

Weitere Informationen (Stadthaus Ulm)

 

Rahmenprogramm:

Mittwoch, 1. Mai 2024, 15 Uhr

Liebe, D-Mark und Tod – Aşk Mark ve Ölüm. Ein Musikfilm auf Deutsch und Türkisch

2022, Regie: Cem Kaya im Saal, Ebene 1

Internationaler Museumstag, 19. Mai 2024

20-Minuten-Führungen durch alle drei Ausstellungen im Haus, Beginn jeweils 12 Uhr und 13.30 Uhr in jeder der drei Ausstellungen (kostenlos am Museumstag)

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