Das Ausstellungsjahr 2024 startet im Forum Alte Post im Rheinland-Pfälzischen Pirmasens mit „Boris Eldagsen – Zurück in die Zukunft: Retrospektive 1988-2023“.
Das Publikum erwartet vom 10. Februar bis 7. April ein sehenswerter Querschnitt des Schaffens des in Berlin lebenden Fotografen und Videokünstlers Boris Eldagsen.
Im vergangenen Jahr sorgte Eldagsen wegen seiner Ablehnung des Sony World Photography Awards für sein Bild „The Electrician“ international für Aufregung.
Im Pirmasenser Kulturzentrum spannt nun die dem Photomedia-Künstler gewidmete neue Wechselausstellung einen Bogen ausgehend von seinen Anfängen über die letzten 30 Jahre bis hin zu Video und Installationen. Dazu kommen Beispiele für Kollaborationen mit anderen Künstlern sowie eine Auswahl an KI (Künstliche Intelligenz)-generierten Bildern, deren Produktionsprozess als „Promptografie“ bezeichnet wird.
Vierteilige Struktur der Werkschau
Die Retrospektive des gebürtigen Pirmasensers Eldagsen über die letzten 35 Jahre lässt sich in vier Segmente einteilen. Zum einen zeigt der Künstler eine Reihe von Zeichnungen und Fotos aus seiner frühen Pirmasenser Zeit. Kennzeichnend für seine nachfolgenden fotografischen Arbeiten ist ihre visuelle Poesie, bei der sich Attribute von Fotografie, Malerei, Theater und Film vereinen. Fester Teil von Eldagsens Werk sind zudem gemeinsame Projekte mit anderen Kunstschaffenden. So arbeitete er für die Fotomedieninstallation „The Rabbit Hole“ mit dem in Dhaka lebenden Künstler Tanvir Taolad zusammen. In „Oracle“ wiederum verwandeln „Boris+Natascha“ mithilfe von handgefertigtem Mulberry-Goldpapier die Grabsteine berühmter Toter wie etwa Max Ernst, Oscar Wilde oder Edith Piaf in zeitgenössische Orakel.
Gezeigt werden außerdem Beispiele der Reihen „The Promise“ und „The Message“. Für diese hat Boris Eldagsen die Schauspielerin Sandra Hüller in Szene gesetzt, die zuletzt für gleich zwei Filme auch international viel gelobt und mit Preisen geehrt wurde und für eine Oscar-Nominierung im Gespräch ist.
Zu den in der Kunstwelt bekanntesten Arbeiten von Eldagsen gehören sicherlich seine KI-generierten Bilder. Ihnen zugrunde liegt die Technik der „Promptografie“; dieser Begriff leitet sich ab vom sogenannten Prompt, einer kurzen Erklärung bzw. Beschreibung bei der Eingabe, welches Bild die KI erzeugen soll. Unter Verwendung von echten Fotos und deren Veränderung mit KI entstehen so Bilder in Schwarz-Weiß, die aus den 1940er Jahren zu stammen scheinen. In Pirmasens zeigt Eldagsen unter anderem KI-generierte Bilder der Reihe „Pseudomnesia“, zu der zum Beispiel „The Electrician“ gehört.
Boris Eldagsen (*1970 Pirmasens) studierte Bildende Kunst an den Kunstakademien von Mainz und Prag sowie der University of Hyderabad (Indien) und Philosophie an den Universitäten von Köln und Mainz. Als Photomedia-Künstler stellte er seit 2000 in internationalen Institutionen und auf Festivals aus, darunter Deichtorhallen Hamburg, Bundeskunsthalle Bonn, CCP Melbourne, Singapore International Photography Festival und Kochi-Muziris Biennale.
Als freiberuflicher Stratege und Ideengeber arbeitete er seit 2001 für Werbe- und Marketingagenturen. Seit 2004 unterrichtet er an Kunsthochschulen in Australien, Asien und Europa und gibt Workshops für das Goethe Institut, Festivals und Museen.
Boris Eldagsen ist Head of Digital der Deutschen Fotografischen Akademie, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) und digitaler Berater des US-amerikanischen Fotografen Roger Ballen. Sein Hintergrund als Hochschullehrer, Fotokünstler und Freelancer für digitale Medien macht ihn zu einem der KI-Experten in der deutschen Fotoszene.
Im April 2023 lehnte er die Sony World Photography Awards (Open Category/Creative) ab und gab zu, dass er sich mit einem KI-generierten Bild beworben hatte, um eine Debatte über das Verhältnis zwischen KI-generierten Bildern und Fotografie zu initiieren. Der Stunt wurde zu einer weltweiten Nachricht und sein Bild „The Electrician“ zu einem der berühmtesten des Jahres.
Boris Eldagsen: „Zurück in die Zukunft: Retrospektive 1988-2023“
Zeichnungen, Fotografien, Videos und Installationen Zu sehen vom 10. Februar bis 7. April 2024 im Kulturzentrum Forum Alte Post, Poststraße 2, in 66954 Pirmasens
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 10.00-17.00 Uhr
Die Vernissage findet in Anwesenheit des Künstlers am Freitag, 9. Februar 2024, um 19.00 Uhr im Elisabeth-Hoffmann-Saal statt, musikalisch begleitet vom Pirmasenser Extra-Vergine-Quartett. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Pirmasens hält Boris Eldagsen darüber hinaus am Sonntag, 11. Februar 2024, um 15.00 Uhr ebenfalls im Forum Alte Post einen Vortrag über Künstliche Intelligenz und ihre Gefahren und Chancen unter dem Titel „Wie kreativ ist Künstliche Intelligenz? Ein Fazit nach 1,5 Jahren Praxis“. Der Besuch des Vortrags ist kostenfrei, ebenso der Eintritt zu den Ausstellungen an diesem Tag.
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