Statement des Regisseurs
Diese Fakten könnten für den Zuschauer einen Hintergrund bilden für menschliche Schicksale. Nur sie können den Zuschauer, wenn man er sie auf der großen Leinwand sieht, wirklich bewegen – anders als die nackte Historie, die ihren Platz hat in den niedergelegten Geschichten ihrer Zeit.
Deshalb sehe ich meinen Film über Katyn als die Geschichte einer Familie, die für immer getrennt wird, über große Illusionen und die brutale Wahrheit über das Verbrechen, das in Katyn verübt wurde. Um es zusammenzufassen: Es ist ein Film über individuelles Leid, was viel stärkere Emotionen wachruft, als dies bloße historische Fakten je könnten. Ein Film, der die schreckliche Wahrheit zeigt und der weh tut. Seine Hauptfiguren sind nicht die ermordeten Offiziere, sondern die Frauen, die Tag für Tag, Stunde für Stunde auf ihre Rückkehr warten, die leiden müssen wegen der unmenschlichen Ungewissheit. Frauen voller Loyalität und mit einem ungebrochenen Willen, die die Hoffnung nicht aufgeben. Darauf, dass man einfach nur die Tür öffnen muss, um den lange erwarteten Mann wieder in die Arme schließen zu können. Die Tragödie von Katyn geht uns alle an. Die, die damals gelebt haben. Die, die heute leben.
Jahre sind vergangen seit der Tragödie von Katyn, seit den Exhumierungen der Deutschen im Jahr 1943 und selbst seit den intensiven polnischen Recherchen zu Beginn der Neunzigerjahre. Obwohl die Archive in Teilen zugänglich gemacht wurden, wissen wir immer noch nicht genug darüber, wie das Verbrechen in Katyn im April und Mai 1940 tatsächlich ausgesehen hat, durchgeführt aufgrund einer Entscheidung, die Stalin und seine Kameraden des Politbüros der Kommunistischen Partei in Moskau am 5. März 1940 gefällt hatten.
Es ist nicht verwunderlich, dass wir jahrelang überzeugt waren, unser Vater könne noch leben. Zwar wurde der Name Wajda in der Katyn-Liste geführt, aber mit dem Vornamen Karol.
Fast bis ans Ende ihrer Tage glaubte meine Mutter, ihr Mann würde zurückkehren, mein Vater, Jakub Wajda, Krieger im Großen Krieg, dem Krieg Polens gegen die Sowjetunion, Kämpfer in den Aufständen in Oberschlesien und dem Feldzug im September 1939, Träger des Silbernen Kreuzes und des Ordens der Virtuti Millitari, der ihm posthum zugesprochen wurde.
Ich würde aber nicht wollen, dass DAS MASSAKER VON KATYN meine persönliche Suche nach der Wahrheit widerspiegelt oder als meine Nachtkerze auf dem Grab von Hauptmann Jakub Wajda verstanden wird. Vielmehr wollte ich eine Geschichte erzählen über das Leiden und das Drama der vielen von Katyn betroffenen Familien. Über die Katyn-Lüge, die über das Grab von Josef Wissarionowitsch Stalin triumphiert, die damals die einstigen westlichen Alliierten der UdSSR im Kampf gegen Hitler zum Schweigen verdammte: Großbritannien und die Vereinigten Staaten.
Ich weiß, dass sich die junge Generation mit vollem Bewusstsein und großer Begeisterung von unserer Vergangenheit entfernt. Sie sind voll und ganz mit den Angelegenheiten des Alltags beschäftigt und vergessen Namen und Daten, die, ob wir das wollen oder nicht, uns als Nation definiert haben und all unsere Ängste und Zweifel bei jeder sich bietenden politischen Gelegenheit wieder zum Vorschein kommen lassen.
Vor gar nicht langer Zeit wurde ein jugendlicher Schüler im Fernsehen gefragt, was er mit dem 17. September verbindet. Er antwortete: einen kirchlichen Feiertag. Vielleicht trägt unser Film dazu bei, dass dieser junge Mann, wenn er wieder nach Katyn gefragt wird, mehr antworten kann, als dass es sich um den Namen eines Dorfes in der Nähe von Smolensk handelt.
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Kinostart ist am 13. August 2009 im Verleih von Pandastorm Pictures.
(Beschreibungstext, Statement, Trailer & Fotos: pandastorm)
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