Bildende Kunst

Die Galerie Hengevoss-Dürkop in Hamburg geht in ihrer aktuellen „Summer Show“ neue Wege:

Erstmals zeigt sie neben Arbeiten ihrer langjährigen Künstlerinnen und Künstler der Galerie auch Werke eines Gastkünstlers – und das funktioniert ganz ausgezeichnet.

 

Dirk Brömmel, Kyung-Hwa Choi-Ahoi, Thomas Kälberloh, Barbara Petzold und Keiyona C. Stumpf muss man in Hamburg nicht mehr vorstellen. Alle fünf hatten große Einzelausstellungen bei Kerstin Hengevoss-Dürkop und waren auch schon mehrfach in Gruppenausstellungen zu sehen. Zur Accrochage 2024 liefern sie Arbeiten, die – wie sollte es anders sein – raus, ins Freie führen: In dieser „Summer Show“ dreht sich alles um die Natur.

 

Die Natur ist seit Jahren auch das Thema von Roland Helmus. Der Hamburger Künstler versteht sich jedoch nicht als Landschaftsmaler. Seine großformatigen Gemälde sind vielmehr so dicht und im Wortsinn vielschichtig, dass man auf den ersten Blick eher informelle oder abstrakte Kompositionen sieht. Die Natur muss man hier erst entdecken. Helmus übermalt seine Bilder immer und immer wieder und so lohnt es sich, ganz dicht an diese Gemälde heranzutreten. Erst von Nahem entfalten die pastosen Farblagen ihren ganzen Reichtum und ihre Feinnervigkeit.

 

Perigon III 2017 Öl auf Leinwand 38x46 cm Kopie 2 620x511

Roland Helmus, Perigon III, 2017, Öl auf Leinwand, 38 x 46 cm

 

Erst von der Seite sieht man, dass sich die Ölfarbe zu regelrechten Reliefs aufschichtet. Und egal, ob man sich nun im Makrokosmos oder Mikrokosmos wähnt, ob man Moorlandschaft, Geäst oder florales Zellgewebe zu sehen glaubt, diese Malerei hat eine Kraft, die einen nicht wieder loslässt. Erstaunlich eigentlich, dass dieser hervorragende Maler, der seit Jahrzehnten im Künstlerhaus Sootbörn sein Atelier hat, bislang von keiner Hamburger Galerie vertreten wurde.

 

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In der Galerie Hengevoss-Dürkop korrespondieren seine Gemälde hervorragend mit den fantastischen, barock anmutenden Porzellan-Arbeiten von Keiyona C. Stumpf. Schön, ihre neuen Arbeiten wieder in Hamburg sehen zu können. Die überbordende Schöpferkraft der Natur zeigt sich auch bei ihr, nur in einem anderen Material. Und die unterschiedlichen Farbpaletten – Glasur und Malerei – schaffen eine erstaunliche Harmonie.

 

Sehr viel nüchterner dagegen die Arbeiten des Fotografen und Konzeptkünstlers Dirk Brömmel, mit dessen Kanzlerbungalow-Serie es hier ein Wiedersehen gibt: „KB Nr. 43“ (1976/2016) zeigt Loki und Helmut Schmidt auf dem akkurat getrimmten Rasen vor ihrem Wohnsitz im Park des Palais Schaumburg.

 

loki helmut garten 1976

Dirk Brömmel, Kanzlerbungalow Nr. 43 (Loki und Helmut Schmidt im Garten) 1976/2016,Ed. C 1/ 4, 60 x 60 cm, © Fotoagentur SVEN SIMON; Dirk Brömmel

 

Kyung-Hwa Choi-Ahoi, die sich seit mehr als zehn Jahren intensiv mit der Pflanzenwelt beschäftigt, zeigt bei Hengevoss-Dürkop die großformatige Zeichnung „Elefantenohr mit Hilma“ (Bleistift und Buntstifte), in der sie ihre Zimmerpflanzen zum Motiv nimmt.

 

Thomas Kälberloh wiederum setzt sich mit Erinnerungen auseinander, indem er banale Urlaubsfotografien und Postkarten bearbeitet, Teile auslöscht, hinzufügt oder auf Goldgrund setzt. Nicht von ungefähr wirken diese bearbeiteten Fotografien wie Ikonen, Die Ikonenmalerei, die Aufhebung des illusionären Bildraumes, ist tatsächlich Ausgangspunkt und Inspirationsquelle der Arbeiten. Nun zeigt er zwei übermalte Prints aus der neuen Serie „Berge“, eindrucksvolle Landschaften in neuer Idylle.

 

Barbara Petzold schließlich zeigt ihre verträumt-mädchenhaften, aus der Erinnerung gemalten Frauenfiguren, die nicht von dieser Welt scheinen. Man kann diese Frauen nicht so recht fassen, es sind keine konkreten Porträts, eher Projektionsflächen des Weiblichen, aber auch sie passen wunderbar in diese „Summer Show“, könnten sie doch auch Wesen aus dem „Sommernachtstraum“ sein.


Summer Show

Dirk Brömmel, Kyung-Hwa Choi-Ahoi, Roland Helmus, Thomas Kälberloh, Barbara Petzold und Keiyona C. Stumpf

Zu sehen bis 3. August 2024, in der Galerie Hengevoss-Dürkop im Galeriehaus Hamburg, Klosterwall 13, 20095 Hamburg.

Öffnungszeiten: Mi-Fr 14-18 Uhr, So 12-15 Uhr.

Weitere Informationen (Galerie)

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