Bildende Kunst

Sie gilt als eines der größten Meisterwerke der deutschen Renaissance: Die Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526–1528) von Hans Holbein dem Jüngeren. Ab dem 2. November 2023 wird das berühmte Gemälde in der großen Ausstellung „Holbein und die Renaissance im Norden“ im Städel Museum präsentiert. Damit ist das Werk nach mehr als 10 Jahren wieder in Frankfurt zu sehen.

 

Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Gemälde im Besitz der Großherzöge von Hessen und bei Rhein und bis 2003 im Schlossmuseum Darmstadt gezeigt worden, ehe es ab dem Jahr 2004 im Städel Museum ausgestellt wurde.

 

2009 fiel der Entschluss der Eigentümer, das Gemälde zu verkaufen. Trotz gemeinsamer Anstrengungen von Eigentümern und Städel Museum ließ sich weder ein Erwerb durch das Städel Museum noch eine Sicherung des Bildes für die Öffentlichkeit realisieren. Das Gemälde, welches auf der Liste national wertvollen Kulturgutes verzeichnet und damit vor dem Export geschützt ist, wurde in der Folge durch den Unternehmer, Sammler und Mäzen Reinhold Würth erworben, der es der Öffentlichkeit seit 2012 in der Johanniterkirche zu Schwäbisch Hall zugänglich macht. Als bedeutende Leihgabe der Sammlung Würth wird Holbeins Madonna gemeinsam mit rund 130 herausragenden Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken von weiteren wegweisenden Künstlern der Renaissance aus den bedeutendsten Museen Europas in einer Ausstellung gezeigt.

 

Städel Direktor Philipp Demandt sagt: „Holbeins Madonna ist ein Schlüsselwerk unserer großen Ausstellung zur Malerei der Renaissance. Als Städel Direktor bin ich sehr glücklich über diese bedeutende Leihgabe aus der Sammlung Würth. Dem Hohenloher Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen ist es zu verdanken, dass dieses Meisterwerk noch immer zu sehen ist – er allein war es, der die Verpflichtung wahrnahm, dieses Werk zu sichern und für die Öffentlichkeit zu erhalten. Das Städel Museum, vor mehr als 200 Jahren aus privatem Stiftergeist entstanden, betrachtet diese großzügige Leihgabe auch als Würdigung seiner Arbeit. Denn mit Reinhold Würth, der seine bedeutende Kunstsammlung in fünf Museen und zehn Kunstdependancen kostenfrei dem Publikum zur Verfügung stellt, verbindet uns die Absicht, Kunst für Menschen zugänglich zu machen und immer wieder neu zu betrachten.“

 

Der Sammler und Unternehmer Reinhold Würth über sein Engagement: „Kunst verbindet Menschen, und sie inspiriert, zum Nachdenken und zum Eintauchen in andere Welten. Unsere Museen sind im Prinzip die demokratischsten Orte, hier sind alle gleich. Seit 2012 begeistert die Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren nun die Besucherinnen und Besucher aus nah und fern in Schwäbisch Hall. Es ist mir eine große Freude, dass das Gemälde ab diesen Herbst in der großen Ausstellung zur Malerei der Renaissance des Nordens in Frankfurt präsentiert wird. Ich bin mir sicher, dass dem Städel Museum einmal mehr eine ebenso innovative wie wunderschöne Ausstellung gelingen wird.“

 

Madonnen Hans Holbein Staedel Museum

Links: Hans Holbein d. J.: Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen 1525/26 und 1528, Öl auf Nadelholz. Sammlung Würth, Inv. 14910. Foto: Volker Naumann, Schönaich. Rechts: Hans Holbein d.J.: Solothurner Madonna, 1522, Öl auf Lindenholz. Kunstmuseum Solothurn, Übernommen vom Kunstverein, 1879. Foto: David Aebi, Bern

 

Ein Höhepunkt der Ausstellung ist das Zusammentreffen von Holbeins Madonna aus der Sammlung Würth mit der Solothurner Madonna (1522, Kunstmuseum Solothurn), die ebenfalls von Holbein dem Jüngeren gemalt wurde. Die Städel Schau „Holbein und die Renaissance im Norden“ zeigt mit Blick auf die bedeutende Reichsstadt und Handelsmetropole Augsburg einen Überblick über die Entwicklung der Kunst zwischen Spätgotik und beginnender Neuzeit. Allen voran waren es die Maler Hans Holbein der Ältere und Hans Burgkmair der Ältere, die in Augsburg neue Möglichkeiten der Malerei erprobten. Nicht umsonst gelten sie neben Albrecht Dürer als Wegbereiter der deutschen Renaissance, die Holbein der Jüngere endgültig europaweit bekannt machte.

 

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Die Ausstellung – Holbein und die Renaissance im Norden

Das Städel Museum präsentiert seit gestern, 2. November 2023, einen umfassenden Überblick über die Anfänge der Renaissancemalerei nördlich der Alpen. Im Zentrum steht die Reichs- und Handelsmetropole Augsburg, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte erlebte. Das war verschiedenen Faktoren zu verdanken: der Kunstsinnigkeit von international agierenden Handelshäusern wie den Fuggern oder Welsern, den zahlreichen Aufenthalten Kaiser Maximilians I. und den häufig dort tagenden Reichstagen. Augsburg zeichnete sich durch ein besonders aufgeschlossenes Klima aus, in dem von der humanistischen Kultur Italiens geprägte Positionen der Renaissancekunst erprobt wurden. Zu den Pionieren gehörten neben Albrecht Dürer auch die Künstlerkollegen und -konkurrenten Hans Holbein d. Ä. (ca. 1460/70–1524) und Hans Burgkmair d. Ä. (1473–1531). Sie schlugen in ihrer Kunst neue und sehr unterschiedliche Wege ein: Während Holbein zunächst die Neuerungen der niederländischen Malerei seit Jan van Eyck in den Blick nahm, orientierte sich Burgkmair an der neuesten Kunst Italiens. Beide Künstler stehen stellvertretend für unterschiedliche stilistische Möglichkeiten der Renaissancemalerei, die auch andere Augsburger Künstler in dieser Zeit in unterschiedlichem Maße inspirierten. Wie diese Kunst auch die nachfolgende Künstlergeneration beeinflusste, zeigt sich in den Werken Hans Holbeins d. J., der die in Augsburg entstandenen Positionen weiterentwickelte und mit seinem Werk in ganz Europa verbreitete.

 

holbein und die renaissance im norden Ausstellungsansicht2

Ausstellungsansicht „Holbein und die Renaissance im Norden“ Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz

 

Für die Ausstellung wurde erstmals eine bedeutende Anzahl der wichtigsten Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Holbeins und Burgkmairs zusammengeführt, darunter etwa Holbeins monumentaler „Dominikaneraltar“ (1501) aus der Sammlung des Städel Museums, die „Heilige Katharina“ (um 1509/10, Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha) oder die „Madonna auf dem Altan“ (um 1519/20, Gemäldegalerie, Berlin) sowie Burgkmairs „Christus am Ölberg“ (1505, Hamburger Kunsthalle), die „Grablegung“ (um 1520, Museo ThyssenBornemisza, Madrid) oder die Bildnisse der Eheleute Schellenberger (1505/07, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln). Ergänzt werden diese Werke um Arbeiten weiterer Augsburger Künstler aus der Zeit von ca. 1480 bis 1530 sowie um ausgewählte Werke deutscher, italienischer und niederländischer Künstler. Es waren u. a. auch Albrecht Dürer, Donatello oder Hugo van der Goes, die das Schaffen von Holbein d. Ä. und Burgkmair nachhaltig prägten.


Holbein und die Renaissance im Norden

Zu sehen bis 18. Februar 2024 im Städel Museum, Schaumainkai 63, in 60596 Frankfurt am Main

Eine Ausstellung des Städel Museums, Frankfurt am Main und des Kunsthistorischen Museums Wien. Kurator Städel Museum: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum, Stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter holländische, flämische und deutsche Malerei vor 1800)

Geöffnet: Di, Mi, Fr, Sa, So, 10.00–18.00 Uhr; Do 10.00–21.00 Uhr; Mo geschlossen

Besucherservice und Führungen: +49 (0)69 6050 98-200, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Weitere Informationen (Städel Museum)

 

Gefördert durch: Sparkassen-Finanzgruppe mit Deutsche Leasing AG, Frankfurter Sparkasse & Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- & Giroverbandes; Städelscher Museums-Verein e.V., Dagmar-Westberg-Stiftung

Mit zusätzlicher Unterstützung durch: Fontana Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, Christa Verhein Stiftung

 

Zur Ausstellung ist ein Katalog auf Deutsch erschienen: Holbein und die Renaissance im Norden (Museumsausgabe)

 

 

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