Klaus Markert, Jahrgang 1935, ist seit früher Jugend von zwei Dingen geprägt worden: Vom Unternehmertum und von der Kunst.
1947 malt er sein erstes Bild, im Bewusstsein Kunst machen zu wollen und bis heute hat sich diese Leidenschaft erhalten. Dass er außerdem ein erfolgreicher Unternehmer war zeigt, dass er beide Lebensbereiche konsequent und zielgerichtet anging. Während er seine Bilder, Zeichnungen und Grafiken mit CM (Claus Markert) signiert, so unterschieb er als Unternehmer mit KM (Klaus Markert). Dieser vermeintlich kleinen Differenz widmet sich das folgende Gespräch.
Claus Friede (CF): In einem Ihrer früheren Kataloge las ich, dass im Jahr 1947 Ihr erstes Bild entstand. Da waren Sie 12 Jahre alt. Gab es damals schon bei Ihnen ein Bewusstsein für Kunst?
Klaus Markert (KM): Daran erinnere ich mich sehr genau: Meine Mutter war schwer krank und hat mich als ehemalige Kindergärtnerin – weil ich ihr Gesellschaft leistete – zum Malen überredet. Fast zeitgleich sah ich Bilder eines in Bayern lebenden Landschaftsmalers, der im Duktus von Emil Nolde malte. Die waren also nicht naturgetreu. Dessen Bilder haben mich angeregt.
Damals besaß ich keine Künstlerfarben, ich hatte aber einen Tuschkasten, kleine Farbtöpfchen, die ich mit Wasser verdünnt habe und zu einer Pampe vermische und damit habe 1947 eine kleine Landschaft gemalt – das Bild hab ich auch noch. Es war eine Landschaft mit Bergsee. Das Motiv hatte ich in einer Zeitschrift gesehen. Mir war insofern klar, dass das Bild künstlerisch sein sollte, denn ich abstrahierte das Motiv.
CF: Und wie ging es weiter? Wie sind dann die nächsten Bilder entstanden?
KM: Mein gewecktes Interesse für Bilder, Malerei und Kunst ließ mich weitermachen. In der Schule gab es Kunsterziehung und Zeichnen. Ich hatte zwar keinen wirklich großartig qualifizierten Zeichenlehrer, der uns künstlerisch weiter gebracht hätte, aber Zeichnen und Malen war wohl das einzige, was ich damals richtig konnte, denn diese Begabung wurde in meinen Zeugnissen besonders erwähnt. Ich glaube nicht, dass ich etwas Großes geleistet hatte, aber das fiel den anderen auf – und das andere muss relativ schlecht gewesen sein... (lacht)
CF: Und seither haben sie ununterbrochen und kontinuierlich Ihr künstlerisches Werk weiterentwickelt?
KM: Ja und das sehr bewusst! Ich habe mich nicht als Hobbymaler gesehen, ich hatte den Anspruch, dass ich malen wollte wie die Maler der Zeit. Die malten so, wie ich es bevorzugte: abstrakt und expressiv. Ich habe immer Probleme mit dem reinen Naturalismus gehabt, das war nicht meine Sache. Manchmal musste ich aber was beweisen, denn die Leute fragten, ob ich denn überhaupt „richtig“ malen könne. Die empfanden meine Arbeiten als nicht künstlerisch.
CF: Sie sagten gerade, sie wollten so malen wie die Maler. Das ist ein Verweis auf andere Künstler. Wie malten denn die anderen und wo hatten sie Ihre Vorbilder?
KM: Meine Vorbilder waren Nolde, die Expressionisten Heckel, Kirchner und die französische Gruppe der ‚Fauves’. Damals, in den 1950er Jahren, gab es für mich noch nicht den Zugang zu Kunstbüchern und so blieb ich bei den zugänglichen Bildern, die eine besondere Kraft auf mich ausübten. Ich bin damals nie auf die Idee gekommen eines dieser Bilder zu kaufen. Meine Familie hätte das können. Und heute frage ich mich im Nachhinein warum ich das damals nie tat. Die Hamburger Galerie wie Commeter bot kleine Noldes an, aber auf die Idee diese zu kaufen bin ich nicht gekommen. Vielleicht habe ich gedacht: Das kann ich doch auch selbst... Schön und schrecklich eingebildet... (lacht)
CF: Nun klingt es bisher so, dass Ihr vorgezeichneter Lebensweg hätte sein können: Ich werde Maler. Sie sind nun hauptberuflich Unternehmer geworden. Gab es einen inneren Konflikt oder die Überlegung den Konventionen der Familie, des Vaters nicht zu folgen und Künstler zu werden? Oder anders gefragt: Sind Sie im Herzen Maler und im Verstand Unternehmer?
KM: Letzteres könnte man sagen! Aber einen Konflikt gab es eigentlich nicht. Schon früh wollte ich die Firmen meines Vaters übernehmen. Bereits als Kind erhielt ich meine Prägung - ich bekam Spielzeug, da stand mein Name drauf und selbst später auf den Autos, die ich geschenkt bekam, stand mein Name drauf. Ich habe es ganz normal empfunden, dass ich in einen kaufmännischen Beruf gehe. Ich wollte mir auch von Beginn an die Möglichkeit schaffen, Geld zu verdienen, denn ich sah schon schnell, welche finanziellen Probleme Maler hatten. Es gab in mir keinen Zweifel: Ich bin gern Kaufmann geworden, obwohl die Lehrjahre schrecklich für mich waren, weil ich mich nicht einfügen konnte. Aber diese Zeit ging dann auch vorbei und ich bin dann baldigst in verschiedene Firmen gegangen, machte Volontärzeiten und meinen Abschluss als Groß- und Außenhandelskaufmann. Nein, es gab keinen Konflikt. Mit meiner Malerei wollte ich auch etwas erreichen und leisten. Ich habe meine Werke auch früh gezeigt und ausgestellt. In den 1970ger Jahren kamen dann richtige Ausstellungen.
CF: Lassen Sie uns einmal auf Ihre Inhalte, auf die Motive zu sprechen kommen. Ich habe den Eindruck die Motivik ist mit den Orten Ihrer Biographie verknüpft. Sie zeigen Städte, in denen Sie waren, Landschaften, die Sie lieben sowie Gegenstände und Dinge, die Sie umgeben, sie zeigen den Sie umfassenden Kosmos... Und dann gibt es eine große Serie an informellen Bildern. Wann malen Sie was?
KM: Ich möchte mit den abstrakten Bildern anfangen. Ich habe lange darum gekämpft und bin erst recht spät, in den 1980er Jahren dazu gekommen, Bilder zu malen, die an die informelle Malerei erinnern. Ich fand das Abstrakte und die Informellen immer sehr anregend und spannend, konnte aber selbst noch keine zufriedenstellenden Bilder malen. Ich tat mich lange schwer damit.
Bei den Landschaften und Stillleben wollte ich das malen was mich umgab. Im Winter, wenn es kalt draußen war hab ich Stillleben und Interieurs gemacht und wenn das Wetter gut wurde bin ich in die Landschaft hinaus. Allerdings habe ich äußerst selten in der Natur gemalt – so wie das Klaus Fußmann macht – das ist mir nie gelungen und ich habe mich dann die paar Mal, wo ich es probierte, so eingesaut mit den Ölfarben, dass ich die Wut bekam. Außerdem bekam ich die Bilder auch nicht richtig transportiert wenn sie fertig waren, weil die Ölfarbe noch nass war.
1985 hab ich mal mit einem Freund in Südfrankreich vor der Natur gemalt und da dachte ich dann immer: Meine Bilder werden zu farbig. Ich habe lieber Zeichnungen angefertigt und fotografiert. Dann habe ich mich auch gewagt von einer Fotografie abzumalen. Gewagt deshalb, weil ich dachte dass die fotografierte Landschaft nicht das Wahre und Ehrliche sei.
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