Kultur Blog
- Geschrieben von Anna Grillet -
In ihrem neuem Film „Glücklich wie Lazzaro” erzählt Alice Rohrwacher vom Ende der italienischen Agrargesellschaft, von Ausbeutung, Dekadenz, dem sozialen Abseits anonymer Industriestädte und der fragilen Freundschaft zweier Außenseiter.
Musik und Bilder verschmelzen zur seltsam betörenden, rätselhaften Wehmutswelt, sie wird sich einnisten in der Erinnerung des Zuschauers wie Federico Fellinis „La Strada” aus dem Jahre 1954. Es ist die Geschichte eines unscheinbaren Heiligen, uns verblüfft seine Duldsamkeit, er, der grenzenlos Bescheidene, beansprucht nichts für sich, ihm genügt es, das Glück der Anderen zu beobachten. Das Fantastische setzt die Zeit außer Kraft, wird zum poetischen Bindeglied zwischen den Epochen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Ein Wochenende voller Jazz in Hamburgs Gartenlandschaft von „Planten un Blomen“ weit weg von den Einkaufswütigen, der Großdemonstration, den Verkehrsstaus und dem Stadtlärm.
Was das Jazzbüro Hamburg seit mittlerweile 23 Jahren auf die Beine stellt, war in diesem Jahr ein Festival, das an dem gerade vergangenen Wochenende wieder tausende von Besuchern bei herrlichen Spätsommerwetter an die Freilichtbühne im Schatten des Fernsehturms zog.
- Geschrieben von Johannes Blum -
Ein Interview von Dramaturg Johannes Blum mit den beiden Machern der „operanovela“ (in fünf Folgen) „Ring & Wrestling“, Dominik Günther (Regie) und Leo Schmidthals (Musik).
Der „Hafenklang“ an der Großen Elbstraße ist eine gute Adresse für alle Fans von Metal bis Punk. Seit Jahren findet dort im Sommer eine legendäre Veranstaltung statt, die sich „rock & wrestling“ nennt und mit der der Regisseur von „Ring & Wrestling“, Dominik Günther, nun an der Staatsoper Hamburg einiges zu tun hat.
- Geschrieben von Marion Hinz -
„Wir haben in diesem Jahr eine Jubiläumsausgabe“, freut sich Silke Lehmann, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Nordischen Filmtage Lübeck (NFL).
Lübeck ist 875 Jahre alt und die NFL werden 60. Grund genug für das Festival, sich und seinen Fans ein besonderes Geschenk zum Geburtstag zu machen: diesmal wird an sechs Tagen (statt wie gewohnt an fünf Tagen) großes Kino aus dem Norden in Lübeck gezeigt. Das Festival beginnt also bereits am Dienstag und endet wie gewohnt am Sonntag. An allen sechs Tagen flimmern hier Film-Highlights über die Leinwände, werden Klassiker und neue innovative Filme gezeigt. Sie alle kommen aus den nordischen und baltischen Ländern sowie aus Norddeutschland - speziell aus Schleswig-Holstein und Hamburg. Gefeiert wird der Festivalgeburtstag vom 30. Oktober bis 4. November 2018. Geboten wird ein Feuerwerk an filmischen Highlights und Special Events. Natürlich ist auch Lübeck, dem großen Geburtstagskind, ein Special gewidmet.
- Geschrieben von Christel Busch -
Die Kunsthalle in Tübingen präsentiert bis zum 21. Oktober 2018 eine irritierende Ausstellung mit rund dreißig Exponaten hyperrealistischer Skulpturen. Im Focus der Schau stehen der Mensch und seine Individualität.
Täuschend echte, wie lebendig wirkende Arbeiten geben einen Einblick in diese Skulpturengattung der späten 1950er Jahre bis zur Gegenwart. Ziel war und ist es, den menschlichen Körper mittels unterschiedlicher Materialien und Techniken so realistisch wie möglich darzustellen. Die Ausstellung zeigt auch, dass die differenzierten Darstellungen menschlicher Körperlichkeit dem jeweiligen Zeitgeist entsprechen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ein schwarzer Cop infiltriert den Ku-Klux-Klan, es klingt verrückt, unglaublich, aber die Geschichte des „BlacKkKlansman” ist wahr und Spike Lees zornigster Film: überbordend, urkomisch, todernst, politisch hochexplosiv, leidenschaftlich und nüchtern zugleich. Das packende Leinwand-Epos basiert auf der Autobiographie von Ron Stallworth, der 1978 undercover sieben Monate lang gegen die Organisation ermittelte.
Die facettenreiche Agit-Prop-Satire wechselt ständig zwischen lustvoll Clowneskem und Dokumentarischem, Black Power und übelster Rassendiskriminierung. Auch wenn der Zuschauer sich oft nur ergötzt an der grotesken Tumbheit des Gegners, so wird doch das Lachen bald zum rebellischen Aufbegehren. Was am Ende bleibt, ist ein Gefühl des puren Entsetzens. Donald Trump und die gewalttätigen Ausschreitungen der Rechtsextremen 2017 in Charlottesville/Virginia sind omnipräsent.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es war wirklich vollgepackt, das Programm des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals, das an diesem Wochenende zu Ende geht: Neun Welt-, Europa- und Deutschlandpremieren, vier Konzert-Uraufführungen und rund 50 unterschiedliche Programmpunkte lieferten in den vergangenen drei Wochen auf Kampnagel und anderswo Unterhaltung auf höchst unterschiedlichem Niveau.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das erste was die Besucher im Ausstellungsbereich des neuen Dänischen Architekturzentrums (Dansk Arkitektur Center, DAC) in Kopenhagen zu sehen bekommen, ist eine große interaktive Installation namens „Multiple Shadow House“ des dänisch-isländischen Künstlers Ólafur Elíasson.
Die „Goldene Galerie“ (Guldgalleriet) – so wird der Wechselausstellungsraum im ersten Obergeschoss genannt – ist mit schweren Vorhängen leicht abgedunkelt und nur eingeschränktes Licht führt das Publikum durch das begehbare Werk.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Dieses SHMF-Wochenende in der MuK riss die Lübecker von den Sitzen: Standing Ovations für das fantastische Konzert des charismatischen Geigers und Sängers Charles Yang, der am Freitagabend den renommierten Leonard Bernstein Award erhielt, ebenso für die intensiven „Faust-Szenen“ mit Klaus Maria Brandauer, dem Flensburger Bach-Chor, dem Symphonischen Chor Hamburg und dem Sonderjyllands Symfoniorkester unter Leitung von Matthias Janz.
- Geschrieben von Anna Grilet -
Er war Baggerfahrer und Liedermacher, ein Querdenker, Poet, Arbeiteridol, Rebell und Stasi-Spitzel. Gerhard “Gundi” Gundermann, der ungelenke Brillenträger und eigenwillige Sozialist aus der Lausitzer Braunkohle-Region, hofft, träumt und kämpft für eine bessere Welt und um seine große Liebe.
Regisseur Andreas Dresen inszeniert das ungewöhnliche Künstler-Porträt mit Alexander Scheer in der Hauptrolle als ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, so behutsam, so klug, mit verhaltener Zärtlichkeit, wie es zuvor noch keinem anderen gelang. “Gundermann” erzählt von Schuld und Verstrickung, Verdrängen und Sich-Stellen-Wollen, eröffnet eine neue, differenziertere Perspektive auf jenes längst verschwundene Land.