Film
Paranza  Der Clan der Kinder

Sie wollen Designer-Sneaker, Motorroller und das schnelle Geld. In ihrer Heimatstadt Neapel ist ein Machtvakuum entstanden, die Bosse der Camorra sind erschossen oder verhaftet, nun haben Nicola und die Jungs aus seiner Clique das Regiment übernommen.
Die 15jährigen kennen weder Angst vor dem Tod noch dem Gefängnis. Für sie gibt es keine Perspektive, wenig Hoffnung, die Kids wollen nicht mehr kuschen. Ihr Lachen ist strahlend, unbeschwert, ohne zu zögern ziehen sie die Waffe und drücken ab.
Über die Verfilmung seines Buchs „Paranza – Der Clan der Kinder” schreibt „Gomorrha”-Autor Roberto Saviano: „Neapel fungiert wieder einmal als Versuchslabor unter freiem Himmel. Als Wunde, die erkannt werden muss, wenn man verstehen will, was genau in diesem Moment unter den Jugendlichen an den Randgebieten in Berlin, Paris, London, Johannesburg, New York und Mexiko Stadt passiert.”

 
Festivals, Medien & TV
Mummy Brown / Mumienbraun

Das Programmheft hat nicht zu viel versprochen: Eine derart blutige, ins Groteske überzogene Horror Picture Show hat man in Hamburg noch nicht geboten bekommen.
„Mummy Brown/ Mumienbraun“, der zweite Trilogie-Teil der norwegischen Theatergruppe Susie Wang, spielt so lustvoll wie furios mit Theatermitteln - und unseren abgrundtiefen Ängsten vor Schwarzen Löchern.

 
Film
I Am Mother

Grant Sputores post-apokalyptischer Science-Fiction Thriller „I Am Mother” beginnt als intimes Kammerspiel in einem, hermetisch von der Welt abgeschlossenen unteririschem Bunker. Doch die Sicherheit ist trügerisch, Gewalt lauert überall.
Wem können wir mehr trauen, einem Roboter oder dem Menschen? Mit der Antwort macht es sich der australische Regisseur nicht einfach, er kreiert eine der vielleicht berührendsten Mutter-Tochter-Beziehungen der Kino-Geschichte. Die gesellschaftskritische Parabel entwickelt sich zur feministisch religiösen Erlöser-Chronik. Ein ästhetisches Wunderwerk, unaufdringlich in seiner futuristischen High-Tech-Schönheit.

 
Fotografie
Letizia Battaglia Retrospektive in Venedig

Sie gilt als bekannteste „Mafia-Fotografin“ und als „eine der wichtigsten Fotografinnen unserer Zeit“, aber auch als politisch, ökologisch, sozial und feministisch engagierte „Rebellin“ sowie als vielseitige, europäisch orientierte „Frau mit Visionen“. Bevor sie zur mehrfach prämierten Kunstfotografin avancierte, war Letizia Battaglia vor allem eine Fotojournalistin mit erstaunlichem Mut und Gespür für den richtigen Moment. In Palermo möchte sie nun eine Letizia-Battaglia-Fotoschule mit angeschlossener Galerie eröffnen, während noch bis zum 18. August das Museum „Tre Oci“ in Venedig eine Werkretrospektive ihrer fast ausschließlich in Schwarz-Weiß gehaltenen Bilder zeigt – flankiert von einem soeben erschienenen, zweisprachigen Fotokatalog.

 
Festivals, Medien & TV
DDR-Schlager Weltraum-Fuzzys und Russische Rapper Foto Julia Steinigeweg

Das erste Wochenende nach der Eröffnung des Sommerfestivals auf Kampnagel
„Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200...“ Manchen mögen die Ohren klingen, denn mit diesen salbungsvollen Worten aus dem Off des Weltalls begann ab 1972 jede Folge von „Raumschiff Enterprise“ im ZDF. In Westdeutschland wurde die in den sechziger Jahren erfolglose US-Serie „Star Trek“ innerhalb eines Jahrzehnts zum absoluten Kult, dem bis heute ungezählte Trekkies nacheifern. Über 40 Jahre nach der Erstausstrahlung ist die Serie natürlich vervollständigt worden und mit sämtlichen, damals vom Fernsehen unterschlagenen und den US-Pilotfassungen ergänzt, digital remastert und mit Originaleffekten restauriert.

 
Bildende Kunst
Von Barbizon bis ans Meer Carl Malchin und die Entdeckung Mecklenburgs

Die diesjährige Sommerausstellung im Schweriner Museum zeigt den wenig bekannten, aber sehr bedeutenden Landschaftsmaler Carl Malchin.
Auf den ersten Blick scheint er in Konventionen gefangen gewesen zu sein, aber ein genaueres Hinsehen entdeckt einen ebenso eigenständigen wie ernsthaften, malerisch sehr versierten Künstler. Von Langeweile also keine Spur – ganz im Gegenteil.

 
Festivals, Medien & TV
alt

Mystisch, suggestiv und virtuos getanzt: Mit der Uraufführung „Marry me in Bassiani“, einer Produktion des französischen Künstlerkollektivs (La)Horde in Zusammenarbeit mit der 15köpfigen georgischen Iveroni Group, gelang dem Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel (endlich einmal wieder) ein spektakulärer Auftakt. Im Zentrum ein georgischer Hochzeitstanz.

 
Festivals, Medien & TV
A Summers Tale Festival

Nicht ein einziger besoffener Typ weit und breit. Dafür massenweise umhertollende Kinder, tanzende Eltern zwischen Bollerwagen und Picknickdecken - und überall lächelnde Gesichter. A Summer’s Tale in Luhmühlen ist der glatte Gegenentwurf zu Wacken. Fröhlich, friedlich, bunt, nur positive Energie. Das ultimative Familienfestival.

 
Literatur
Intellektuelle Inkarnation der Neuen Italienerin Igiaba Scego

Igiaba Scego ist die afro-italienische Antwort auf Joseph Conrad („Heart of Darkness“, 1899), weibliche Variante Italiens eines Uwe Timm („Morenga“, 1978) und Schwester im Geiste der US-Autorin und Nobelpreisträgerin (1993) Toni Morrison mit ihrem Schlüsselroman „Beloved“ (1987), der sich gegen die Sklaverei richtet – nur viel jünger. Geboren wurde die postkoloniale Schriftstellerin 1974 in „Zweiter Generation“ in Rom von Eltern, die aus dem ehemaligen Italienisch-Somaliland – eine der historischen Kernkolonien Italiens (1889-1947) – stammen und nach dem Staatsstreich von Siad Barre 1969 nach Italien fliehen mussten.

 
Film
Leid und Herrlichkeit

So nah ließ uns Pedro Almodóvar noch nie an sich heran, er gewährt uns einen Blick tief hinein in seine Träume, Ängste, Phantasien, Sehnsüchte, in Vergangenheit und Gegenwart. Basiert „Leid und Herrlichkeit” demnach auf seinem Leben? „Nein, und ja, auf jeden Fall”, lautet die Antwort des 69jährigen spanischen Regisseurs.
Der heute eher sanfte, gefeierte Rebell versetzt die Zuschauer in einen betörenden Schwebezustand zwischen Erinnerung, Fiktion und Realität, erzählt voller Wehmut und leichter Ironie von der Magie des Kinos, von Drogen, Freundschaft, Obsessionen, Liebe, von Tod, den Schmerzen des Alters und einer Mutter, die behauptet, von ihrem Sohn enttäuscht zu sein. Es ist ein höchst subtiler, berückend schöner Film und Antonio Banderas als Alter Ego des Meisters grandios.