Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Abstrahierte Blüten, Kapseln und Knospen, Samen, Stempel und Stiele: Aus hauchfeinen Silberblechen und dünnen Drähten entwickelt die Wahlhamburgerin Svea Imholze einen ebenso spröden wie faszinierenden Schmuck. Er wirkt zwar minimalistisch kühl konstruiert, ist aber eindeutig von der Natur inspiriert.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Mit „Ray & Liz” re-kreiert der britische Regisseur und Fotograf Richard Billingham den Mikrokosmos seiner Kindheit im sozialen Abseits Birminghams: Erinnerungen zwischen Zorn und Zärtlichkeit, Abscheu, widerwilligem Mitleid und widerspenstigem Stolz. Er inszeniert dieses fragmentarische Familien-Porträt mit verstörender Akribie als Tryptichon äußerer und innerer Zerstörung.
Der Film ist Bestandsaufnahme, ästhetische Spurensuche ohne jede Schuldzuweisung. Wie verändert Armut den Menschen? Lassen die Bilder der eigenen Vergangenheit ihn jemals wieder los, unabhängig davon, ob irgendwann die Flucht gelingt? Der Künstler eröffnet uns einen völlig neuen visuellen Zugang in jene schäbig groteske Welt unerträglicher Gefühlskälte, Einsamkeit und Stumpfsinns.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Kommt vorbei, fasst an, probiert aus, riecht, hört und staunt“ – das werden sich die Besucher der „Tage des Holzes“ am kommenden Wochenende nicht zweimal sagen lassen. Zum sechsten Mal zeigt „Holz bewegt“, der Norddeutsche Nachwuchswettbewerb des holzverarbeitenden Handwerks im Museum der Arbeit, was man mit Holz alles machen kann. Das geht weit über das Tischler- Design hinaus, denn der Schwerpunkt liegt diesmal auf Objekten, die „Sinn und Sinne“ anregen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Die Deichtorhallen in Hamburg suchen mit der Ausstellung „Hyper! A Journey Into Art and Music“ von Kurator Max Dax, ein neues, junges Publikum – und die Rechnung scheint aufzugehen. Zur Eröffnung jedenfalls war das Gedränge groß und die Stimmung so aufgekratzt wie bei einem Rockkonzert.
Doch der ganze Hype um die Inspiration zeitgenössischer Kunst durch populäre Musik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ausstellung in ein Sammelsurium unterschiedlich interessanter Ansätze zerfällt.
- Geschrieben von Christel Busch -
Wer sakrale Kunst schätzt, sollte eine bemerkenswerte Ausstellung in Berlin nicht versäumen. In Kooperation mit der National Gallery, London, präsentieren die Staatlichen Museen zu Berlin bis zum 30. Juni 2019 rund 100 Meisterwerke der beiden Malerei-Ikonen Andrea Mantegna und Giovanni Bellini. Bilder und Zeichnungen aus eigenen Beständen werden ergänzt mit Leihgaben aus aller Welt. Sogar die englische Königin Queen Elizabeth hat Mantegnas „Triumphzug Cäsars“ ausgeliehen.
Die Ausstellung geht folgenden Fragen nach: Gibt es eine künstlerische Nähe zwischen diesen beiden italienischen Superstars des „Quattrocento“ (15. Jahrhunderts)? Gibt es gemeinsame Aspekte in ihrer Malerei? Gibt es Unterschiede, Parallelen oder thematische Bezüge im Schaffen dieser beiden Künstler? Porträts, Andachts- und Altarbilder werden in der Schau vergleichend gegenübergestellt, einer genauen Prüfung unterworfen und analysiert.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Das Alter ist ein besonders tückischer gefräßiger Moloch, die Zeit drängt, doch Schauspieler wie der 86jährige Michael Caine in „Ein letzter Job” trotzen ihr, machen den Gegner zum Komplizen: Wir sind hingerissen von Caines kühler Ironie, seinem Wortwitz und jener Verletzbarkeit, die wir selbst fürchten, ignorieren, bekämpfen. Hier wird sie voll ausgespielt.
Der britische Regisseur James Marsh inszeniert den legendären Hatton-Gardens-Einbruch anfangs als amüsant melancholische Kriminalkomödie, ein geschicktes Täuschungsmanöver, denn es geht in Wirklichkeit um Macht und Gier, den Kampf mit sich selbst, Loyalität, Verrat, den ewigen Traum vom großen Coup, die Angst vor Armut, Leere, Einsamkeit, der eigenen Bedeutungslosigkeit.
- Geschrieben von David Böhringer -
2019 werden in Hamburg zwei Jubiläen begangen, die eng mit der Architektur verknüpft sind, national und darüber hinaus: die Gründung des Bauhauses vor 100 Jahren und 25 Jahre Hamburger Architektur Sommer. Dieses Festival der Baukultur, das alle drei Jahre stattfindet, hat weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus Wirkung, denn die Architektur gibt allem ein Gesicht, in den unterschiedlichen Regionen, bei der Stadtplanung, beim Wohnen und Arbeiten, bei der Identifikation.
Unter dem Dach des Hamburger Architektur Sommers, der dieses Mal den Untertitel trägt „Ausgang offen – Moderne mit Zukunft?“, werden sich bis Ende Juli über 250, davon allein 60 Veranstaltungen mit dem Bauhaus und der Moderne beschäftigen. Der Deutsche Bundestag würdigte 2015 das Bauhaus als den „erfolgreichsten kulturellen Exportartikel Deutschlands“.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
So ernste, intensive und gesellschaftskritische Stücke wie Klaus Pohls „Lasst mich in Ruhe!“ sind eine Seltenheit am St. Pauli Theater. Die von Ulrich Waller inszenierte Uraufführung beginnt als komödiantischer Mutter-Tochter-Konflikt mit viel Musik, wandelt sich aber unversehens in ein tiefgreifendes, berührendes Drama um die Kernfragen des Lebens.
- Geschrieben von Johannes Blum -
„Die Bestie im Menschen“ lautet der siebzehnte Teil des Rougon-Macquart-Zyklus von Émile Zola. Sein berühmtes Frühwerk „Thérèse Raquin“ wirkt wie dessen Vorläufer und liefert Stoff und Titel für Philipp Maintz’ Uraufführung "Thérèse" an der Staatsoper in Hamburg.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ali Abbasis Film „Border” ähnelt einem eigenwilligen scheinbar unberechenbaren Wesen, das die Genres abstreift wie lästige Kokons. Es wächst, gewinnt an poetischer Kraft und absurder Komik, entzieht sich immer mehr der Realität, und lässt sie doch nie außer Acht. So wird aus dem Nordic Noir bald eine beklemmende Love Story, die zum Horror-Mystery-Drama mutiert mit der finsteren Entschlossenheit skandinavischer Sagen.
Das Phantastische verbirgt sich hinter dem fälschlich Vertrauten. Protagonistin ist Tina (grandios Eva Melander), die schwedische Grenzbeamtin besitzt eine außerordentliche Gabe, sie kann Gefühle wie Scham, Schuld, Wut und Angst riechen, entlarvt Täter ob Drogenschmuggler oder Pädophile.