Fotografie
Verschollen und wiederentdeckt Marianne Strobl Industrie-Fotografin in Wien

Das Verborgene Museum in Berlin Charlottenburg zeigt bis zum 8. März 2020 rund sechzig Schwarz-Weiß-Fotografien der Wiener Industriefotografin Marianne Strobl (1865-1917).
Die zwischen 1894 und 1917 entstandenen Bilder sind faszinierende Zeitdokumente. Sie belegen die rasante Aufbruchstimmung und den urbanen Wandel der Stadt Wien von der kleinstädtischen Metropole der Habsburger Monarchie zur Residenzhauptstadt eines Kaiserreiches.

 
Musik
Internationaler Opern Award 2018 fuer drei Kurzopern von Ernst Krenek an der Oper Frankfurt

Auch wer diese Wiederaufnahme bereits erlebt hat: die drei Kurzopern von Ernst Křenek an der Frankfurter Oper sind einen erneuten Besuch wert. Das Regiekonzept von David Hermann funktioniert im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild von Jo Schramm perfekt, bietet szenischen Genuss pur.
Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester brilliert unter der Leitung von Lothar Zagrosek, lässt Křeneks Musik farbig und kontrastreich erklingen. Die Frankfurter Produktion, in der Regisseur David Hermann mit einer inhaltlichen Verknüpfung der Werke einen Bogen vom Aufstieg und Fall eines Diktators spannt, wurde bei den International Opera Awards 2018 als Wiederentdeckung des Jahres ausgezeichnet. Das liegt mit Sicherheit auch an Lothar Zagrosek, der bereits mehrere Opern des Komponisten einstudierte und alle Sinfonien Křeneks auf Platte aufgenommen hat.

 
Festivals, Medien & TV
61. Nordischen Filmtagen Lübeck

Schade: Roy Andersson persönlich kommt nicht. Aber: Sein gerade in Venedig mit dem Regiepreis ausgezeichneter Film „Über die Unendlichkeit“ ist dabei, wenn sich in Lübeck der Vorhang hebt bei den Nordischen Filmtagen 2019 für die 196 Filme, die in insgesamt 283 Vorstellungen vom 29. Oktober bis zum 3. November wunderbare Einblicke in das aktuelle Filmschaffen der skandinavischen und baltischen Länder bieten.

 
Film
Parasite Bong Joon-ho

„Eine Komödie ohne Clowns, eine Tragödie ohne Bösewichte” nennt Bong Joon-ho seinen Film „Parasite”. Menschliches Drama, Horrorthriller oder Crime Story, der südkoreanische Regisseur betont, ihm wäre jede Bezeichnung recht, er wechselt wie gewohnt mit virtuoser Leichtigkeit zwischen den Genres.
Überraschend für uns: Bong verzichtet aufs allegorische Potenzial von Science-Fiction oder Monstern, seine bissige schwarzhumorige Gesellschaftssatire ist fest in der Realität verankert, könnte sich mit all ihrer Absurdität und sozialen Ungerechtigkeit genauso in diesem Moment ereignen. Wahrlich ein Meisterwerk, überbordend an Einfällen, amüsant wie erschreckend, das gelegentlich an die derben Possen eines Johann Nestroy erinnert.

 
Bildende Kunst
Königliche Geschenke Porzellan und Rembrandt in der Staatlichen Kunstsammlung Schwerin

„Etwas ärmlich, aber ganz gemütlich!“, meint ein schnoddriger amerikanischer Journalist in „Ein Herz und eine Krone“ angesichts der prachtvollen Fassade des Palazzo Barberini, in dem die Prinzessin, gespielt von Audrey Hepburn, für ein paar Tage untergekommen ist.
Dieses Zitat kann einem in den Prachtsälen des Schweriner Schlosses einfallen, nachdem man die wunderbar geschwungene Treppe hinaufgekreiselt ist und nun die Flucht der hohen Räume durchschreitet, wobei man die Täfelungen und Gipsköpfe, die Gemälde und Kronleuchter bewundert. Ja, in diesen Kreisen wusste man zu leben… Und zu speisen wusste man auch, wie man an dem herzoglichen Porzellan sehen kann, das in diesen Tagen ausgestellt wird.

 
Theater - Tanz
„Orlando“ an der Berliner Schaubuehne. Grandioser Saisonauftakt im Teamwork

Wer die Chance nutzt, „Orlando“ an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin zu sehen, erlebt einen Theaterabend, der lange in Erinnerung bleibt.
Das Stück nach dem Roman von Virginia Woolf bietet ein farbenprächtiges Kaleidoskop (Regie: Kate Mitchel) mit Szenen und Sätzen, die es in sich haben. Sage und schreibe 400 Jahre Menschheitsgeschichte durchleben die Zuschauer in diesen zwei Stunden (Bühnenfassung: Alice Birch). Es ist ein rasanter Ritt durch die Zeit, ein irrwitziges Spiel mit den Geschlechterrollen und der Liebe. Es ist ein pralles Kostümfest, ein Fest der Vitalität, gespickt mit Ironie und Witz - bis hin zur Karikatur. Doch „Orlando“ ist noch weitaus mehr als das: Es ist auch eine Auseinandersetzung mit den großen Themen unserer Welt, mit unserer Vergangenheit, mit unserer Zukunft.

 
Festivals, Medien & TV
Film Festival Cologne 2019 Vom tragischen Witz und blutspritzenden Twists

Meuchelmord in Westernjacke: Das Film Festival Cologne (10.-17. Oktober) startet mit Quentin Dupieuxʼ skurriler Geschichte „Deerskin“, dessen absurder Spaß uns bald in unvorhergesehene Abgründe führt. Dass sich Tragikomik gut mit dunklen Twists paart, führt auch Joon-ho Bongs Film „Parasite“ meisterhaft vor.
Was sonst noch geschah, und worauf man sich noch freuen kann: Ein Zwischenbericht.

 
Bildende Kunst

In den vergangenen Jahren hat sich die Sicht auf die USA extrem verengt, dominiert von einem Namen: Donald Trump. Ein alter weißer Mann, machtbesessen und unzurechnungsfähig, hat es mit seinen menschenverachtenden, hasserfüllten Fake-News geschafft, eine ganze Nation in Misskredit zu bringen.
Umso erhellender und wohltuender ist die Ausstellung in der Hamburger Galerie Hengevoss-Dürkop, in der sich acht Künstlerinnen und Künstler unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten kritisch mit den USA auseinandersetzen und dabei den Blick fokussieren auf eine Gesellschaft, die sich aufreibt zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

 
Film
Joker  Joaquin Phoenix

Regisseur Todd Phillips katapultiert uns mitten hinein in die seelischen Abgründe seines Protagonisten. „Joker” sprengt künstlerisch das DC Format: Die nihilistische Fallstudie eines verstörten Außenseiters, grandios gespielt von Joaquin Phoenix, entwickelt sich zur atemberaubenden Pantomime der Verzweiflung, ein schillerndes mörderisches Neo-Noir-Ballett zwischen Anpassung und Anarchie, Anmut und Lächerlichkeit.

Es ist die Geburtsstunde vom Joker, dem Schurken par excellence. Kaum ein Film hat Kritiker so polarisiert wie diese Hommage an Martin Scorseses „Taxi Driver” (1976). Lobeshymnen kontra ostentative Abscheu. Dem düsteren, ästhetisch virtuosen Epos der Rebellion wird Gewaltverherrlichung vorgeworfen, wo es in Wirklichkeit nur die Mechanismen und Ursachen demütigender Ausgrenzung seziert.

 
Theater - Tanz
Stargast Gitte Haennig eröffnet im Hansa Varieté Theater Hamburg die 12. Spielzeit

Menschen, Mäuse, Sensationen…
Diese Kunst sei die ehrlichste aller Künste, sagte Conférencier Arnulf Rating am Premierenabend und wer wollte dem widersprechen: Auch in seiner 12. Spielzeit begeistert das Hansa Theater in Hamburg mit Artisten der Superlative, die das Haus am Steindamm zu einem Hotspot des internationalen Varietés machen.

 

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