Meinung
Nebels Welt XXIV

Von Wechseln, die die Welt bedeuten, von Wunschdenken aller Art und vom Glauben an das Gleiche.
Sieht man in die Medien, in die internationalen Unternehmen und in die Diplomatie, so gibt es ein Verbindendes, ein Gemeinsames: Den Wechsel. Und das mit Folgen. Wer sich die letzten Großereignisse anschaut, wird bemerkt haben, wie die Berichterstattung in den Medien völlig daneben lag.

Der arabische Frühling - hier hoch gefeiert - entpuppte sich als Wunschvorstellung des Westens. Wie kann man so daneben liegen? Nun, in den Medien ist bei den Auslandskorrespondenten ein ständiger Wechsel, vor allen bei den Fernseh- und Rundfunkanstalten, angesagt. Heute Moskau, morgen Washington - so etwa alle 3 Jahre; oft wird die Landessprache nicht beherrscht. Kein Wunder, dass man so nicht mitbekommt, was die tiefere Ursache von Entwicklungen ist. Bei der Berichterstattung rund um die Lage in der Ukraine gibt es dieselbe Unwissenheit.

In den Unternehmen ein gleiches Bild. Gut ist es, wenn man Nachwuchskräfte in mehrere Länder schickt, damit sie den internationalen Wind spüren.
Schlecht ist es, wenn Führungskräfte - heute Indien, morgen Italien und so fort - ständig wechseln. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein belgischer Manager arbeitete zunächst in Südkorea, dann in Brasilien, dann wurde er Geschäftsführer in Russland - alles im selben Unternehmen. Russisch als Sprache war natürlich nicht vorhanden. Der Mann konnte nur scheitern, denn die Welt ist nun mal nicht überall gleich. Eine Ausnahme bilden hier die Mega-Unternehmen mit ihren internationalen Niederlassungen. Da ist es wurscht, wer an der Spitze steht, aber gut ist das auch nicht. Schiere Größe entwickelt oft tönerne Beine.

In der Diplomatie sind ähnliche Strukturen. Hier gilt als Begründung, dass sich bei allzu langer Verweildauer der Protagonist mehr mit dem entsendeten Land als mit dem entsendenden Land schlagend effektiv ist, ist wohl eine ganz andere Frage.

Die Fehleinschätzungen von Lagen sind allen ersichtlich. Die führende Position nehmen hier übrigens die USA ein. Ohne das Abhören des Kanzlerinnen Handys wäre man völlig aufgeschmissen - das war der wahre Grund.
Was ist zu tun? Aus Fehleinschätzungen lernen und zu wissen, dass nicht alles gleich ist. Das wäre dann aber wieder eine ganz andere Geschichte.

Ihr Klaus Peter Nebel


Prof. Dipl.-Bibl. Prof. h.c. Klaus Peter Nebel ist Leiter des Studiengangs Kultur- und Medienmanagement an der Lettischen Kulturakademie in Riga/Lettland. Von 2007 bis 2010 arbeite er als Professor für Marketing- und Unternehmenskommunikation an der UMC (University of Management and Communication), Berlin, Potsdam; In den Jahren 2007 und 2008 war er als Direktor der Konzernkommunikation der maxingvest AG, Hamburg tätig (Holding für Beiersdorf AG, Tchibo GmbH, tesa AG) und Leiter der Unternehmenskommunikation der Tchibo GmbH, Hamburg. Über 20 Jahre, von 1983 bis 2007 war er Leiter Presse & Public Relations der Beiersdorf AG in Hamburg.

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