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Meine nächste Empfehlung für die Aufführung des ‚Lohengrin’ stammt ebenfalls wieder aus Baden-Baden und wurde im Juni 2006 aufgezeichnet.

Regisseur ist wiederum Nikolaus Lehnhoff der sich in seiner Auffassung dieser Oper besonders auf die Auseinandersetzung zwischen Elsa und ihrem ‚Traumritter’ bezieht, der in dieser Aufnahme ein unnahbares Ideal – ein selbstbezogener Idealmensch ist, der in der Hochzeitsnacht mit Elsa lieber am Flügel sitzt, als sich um seine junge Braut zu bemühen.

Lehnhoff zu seinem Konzept im Begleitheft der DVD: „Aber wer ist dieser Gralsritter?, Eine Marionette, eine Kunstfigur oder ein zur Liebe fähiger Mensch? Elsa soll Lohengrin akzeptieren und erlösen was nur möglich ist, indem sie die Frage nach seiner Identität bewusst nicht stellt. Die Tragödie ist unausweichlich vorgezeichnet.“


Klaus Florian Vogt singt die Heldentenor Partien Wagners – so hier den ‚Lohengrin. Besonders beeindruckend neben Waltraud Meier als Ortrud ist auf dieser Aufnahme ein junges Sängerpaar, das wohl zu den besten Stimmen der neuen Wagner-Szene zählt. Einmal der Tenor Klaus Florian Vogt in der Titelrolle und zum anderen Solveig Kringelborn in der Rolle der Elsa.

Klaus Florian Vogt wurde 1970 in Heide, Holstein geboren. Er ist ein deutscher jugendlicher Heldentenor, der insbesondere als Lohengrin – wie hier in der Aufnahme von Baden-Baden – große Erfolge feiert. Einen Durchbruch bedeutete für Vogt das Debut in dieser Rolle am Theater Erfurt im Jahr 2002. Mit dieser Partie gastiert er seitdem in der ganzen Welt und hat sein Repertoire inzwischen um weitere Partien des jugendlichen Heldentenor-Fachs erweitert, wie den Stolzing in Richard Wagners ‚Meistersingern von Nürnberg’ und den ‚Parsifal’. Seit 2003 ist. 2007 gab der Sänger sein Debüt als Stolzing bei den Bayreuther Festspielen. 2012 erhielt er für sein erstes Solo CD Album den Echo Deutscher Musikpreis Klassik in der Sparte Sänger des Jahres.

Solveig Kringlebotn wurde 1963 in Norwegen geboren und ist unter ihrem Künstlernamen Solveig Kringelborn mittlerweile eine gefeierte junge Sopranistin die mit führenden Orchestern auf Festivals in Edinburgh, Salzburg und Glyndebourne aufgetreten ist. Sie sang bereits in jungen Jahren die ‚Donna Elvira’ in Mozarts Oper ‚Don Giovanni’ an der Met in New York und ist in der Produktion des ‚Lohengrin’ von 2006 in Baden-Baden eine vielschichtige, strahlende aber auch menschlich überzeugende Elsa.

Musikalischer Leiter der Lohengrin Aufführung ist Kent Nagano, ein US-amerikanischer Dirigent japanischer Herkunft, der demnächst in Hamburg arbeiten wird.
Nagano ist ein vielbeschäftigter und gefragter Star unter den internationalen Dirigenten. Neben seinen jeweiligen Leitungsfunktionen dirigiert er auch die angesehensten Orchester der Welt.

Die vorliegende Aufnahme des ‚Lohengrin’ versteht es, ohne völlig abgedrehte Regie-Abstrusen im Stil der Ratten-Verunstaltung dieser Oper in Bayreuth 2012, eine moderne Auslegung der Geschichte des Gralsritters zu liefern, die absolut schlüssig und überzeugend ist.

2 Blue Ray DVD Richard Wagner „Lohengrin“ , Festspielhaus Baden-Baden 2006 mit u.a. Klaus Florian Vogt (Lohengrin), Solveig Kringelborn (Elsa), Waltraud Meier (Ortrud), Tom Fox (Friedrich von Telramund), Musikalische Leitung: Kent Nagano.
Zu haben bei Opus Arte unter der Bestellnummer QA BD 7026 D.


Die ‚Tristan & Isolde’ Aufnahme die ich nun im Folgenden empfehlen mochte wird der Wagner Begeisterte sich nicht mehr vergessen, wenn er sie einmal in den DVD Player gelegt hat – sie gehört zu den absolut besten Aufführungen, die von dieser Oper jemals auf die Bühne gebracht worden sind und ist mittlerweile legendär. Nicht nur deshalb weil sie das oben bereits erwähnte ‚Bayreuther Traumpaar’ Siegfried Jerusalem (Tristan) und Waltraud Meier (Isolde) vereinigt. Sondern auch weil der Regisseur Heiner Mueller es verstanden, hat diesen Tristan zu einem Theaterereignis erster Güte zu gestalten. Dazu das Dirigat von Daniel Barenboim – es wird sicherlich unvergesslich und nur sehr schwer zu erreichen sein ein solches Zusammenspiel von Sägern, Ausstattung und musikalischem Höhenflug jemals wieder auf die Bühne zu bringen.
So gut war mal Bayreuth – das ist leider lange her – diese Fassung wurde 1990 bei den Festspielen dort gegeben.

Heiner Mueller (1929 – 1995) wurde von Wolfgang Wagner verpflichtet und hatte sich einen Namen als Theaterregisseur in der damaligen DDR gemacht.
Er war einer der führenden Dramatiker des ostdeutschen Theaters gewesen. Mueller war schon 60 Jahre alt und hatte nie zuvor eine Oper inszeniert. Auch Siegfried Jerusalem und Waltraud Meier hatten ihre Partien noch nie vorher gesungen. Mueller stand kritisch zu der Geschichte der Oper und wollte die ‚Hitze’ aus dem tragischen Liebesdrama herausnehmen, um die Handlung klarer und durchsichtiger zu machen. Er beschäftigte den japanischen Modedesigner Yamamoto mit den Kostümen und gab der Oper einen Anstrich des traditionellen japanischen Theaters.
Mueller war der Ansicht das: ‚Wagners Text überhaupt kein Schwachsinn, sondern so etwas wie der Kubismus in der Malerei ist’. Er schuf eine weitgehend nicht realistische Inszenierung, wie man sie zuvor in Bayreuth noch nicht gesehen hatte.
Sein ‚Tristan’, Siegfried Jerusalem, wurde 1940 in Oberhausen geboren und ist ein echter Glücksfall als Wagner-Tenor. 1976 debütierte er als Lohengrin in Darmstadt und Aachen und sang bereits 1977 in Bayreuth bei den Richard-Wagner-Festspielen. Die späte, aber rasche Karriere führte Jerusalem an alle bedeutenden Opernhäuser der Welt. In Bayreuth hat er sich in allen großen Heldenpartien seines Fachs, ausgenommen „Tannhäuser“, vorgestellt.
2 DVD Richard Wagner „Tristan & Isolde“ , Bayreuther Festspiele 1995 mit u.a. Siegfried Jerusalem (Tristan), Waltraud Meier (Isolde), Uta Priew (Brangaene), Matthias Hoelle (Koenig Marke), Falk Struckmann (Kurwenal), Musikalische Leitung: Daniel Barenboim. Zu erhalten bei Unitel/DeutscheGrammophon unter der Bestellnummer 00440 073 4439.


In meiner Empfehlung für ‚Die Meistersinger von Nürnberg’ dirigiert wiederum Daniel Barenboim das Solistenensemble, den Chor und das Orchester der Bayreuther Festspiele in einem Live Mitschnitt von 1999.
Der bereits hochbetagte Wolfgang Wagner hat diese Oper sozusagen als Vermächtnis inszeniert und sich dafür das Beste an Sängern und Musikern an Land gezogen, die damals für Wagner-Aufführungen zur Verfügung standen. Und es zeigt sich hier wieder mal deutlich, mit welcher mühsamen Schießbude man es mittlerweile in Bayreuth zu tun hat, wenn man diese ausgewogene, spannende und musikgerechte Inszenierung mit dem – mit Verlaub – „Inszenierungs-Schrott“ vergleicht, der da heutzutage auf die Bühne kommt.
Ich will jetzt gar nicht erst von Pappkameraden mit Blut beschmiert in der Ventilator-Fabrik im ‚Holländer’ anfangen, wie sie 2012 in Bayreuths „Festspiel“-Premiere zu erleben waren.

Daniel Barenboim zu loben, heißt wahrlich Wagner-Büsten nach Bayreuth zu tragen, er ist wohl – Thielemann mag so gut sein wie er will – nach wie vor der größte und bedeutendste Wagner Dirigent der Zeit. Auch was er hier musikalisch aus den Meistersingern herausholt ist schier unglaublich.
Ich habe wirklich vielmals in meinem Leben – eigentlich kaum zu zählen – diese Oper gesehen und gehört – nie wie auf diesem Mitschnitt unter Barenboim!
Auch die Sänger übertreffen alles – Robert Holl als Hans Sachs ist in diese Rolle wirklich geboren. Seine sonore Altersweisheit mit viel stimmlicher Verve ist schlicht grandios. Eva, Emily Magee, ist auf der Höhe ihrer Sanges-Kunst als Eva und dann Peter Seiffert als Stolzing! Da fehlen mir langsam die Worte!
Diese Sänger ist einfach Weltklasse – ich kenne selbst zur Zeit keinen besseren Wagner-Tenor, der diese Rolle so brillant ausfüllen kann. Auch die anderen Rollen sind toll besetzt: Beckmesser singt und spielt mitreißend komisch Andreas Schmidt und alle Meistersinger sind vom Besten, teils ebenfalls mit großen Namen bekannt, wie Matthias Hölle als Pogner oder Roman Trekel als Konrad Nachtigall. Bezaubernd und begeisternd auch als Sachsens Lehrbub David (Endrik Wottrich) und Lene, seine Verlobte und Amme Evas (Brigitta Svenden).
Es gibt meiner Ansicht nach im Moment keine bessere Aufnahme dieser Oper, namentlich auf DVD. Die Bildqualität ist hervorragend genau wie der digital aufgearbeitete Ton.
Wer das Vergnügen hatte, wie ich, diese DVD an einem sehr schönen Sonntag mit Bose-Kopfhörern und auf einem großen, modernen hochauflösenden Flachbildschirm zu sehen, der wird genauso begeistert sein.

Das sind wirklich Bayreuther Festspiele, wie sie sein sollen, für zuhause. Ich frage mich, warum man all diese modernistischen missverstandenen Regie-Idiotien heute in Bayreuth braucht und nicht einfach solche Inszenierungen und Interpreten wie die oben beschriebenen zum Vorbild nimmt.

2 DVD Richard Wagner „Die Meistersinger von Nürnberg“ u.a. mit Robert Holl (Hans Sachs, Peter Seiffert (Stolzing, Emily Magee (Eva) in der Bayreuth-Inszenierung von 1999 von Wolfgang unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim.
Zu erhalten bei Medici Arts – keine Bestellnummer angegeben.


Ihr Herby Neubacher


Herby Neubacher stammt aus Wuppertal und wurde in Salzburg zum Musikliebhaber: Mit sieben Jahren hat er als Sopranist im Salzburger Dom Bach-Kantaten aufgeführt. Nach einem Kunststudium arbeitere er 20 Jahre in der Musikindustrie. Heute ist er als Journalist und PR-Experte tätig. Seit 2012 schreibt er regelmäßig für Kultur-Port.De über Alte Musik, Barock bis zur Romantik. Er lebt und arbeitet in Vietnam.

Hinweis: Die Inhalte der "Kolumne" geben die Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Diese muss nicht im Einklang mit der Meinung der Redaktion stehen.
Fotonachweis: Portrait Richard Wagners

Galerie: Cover der DVD-Vorstellungen

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