Meinung
Modern Music School in der HSH Shopping Passage

Es scheint auf den ersten Blick kein idealer Ort zu sein, an dem die fünf Musiker der Modern Music School auftreten, aber warum soll Kultur eigentlich nicht überall stattfinden können?
Eine plausible Antwort darauf geben die Musiker selbst. „Es ist hier ein wenig wie Straßenmusik, wir sind dem Publikum sehr nah und die Reaktionen sind unmittelbar“, sagt Sebastian Weckler, der Schlagzeuger der Gruppe. Weckler ist außerdem Leiter der Hamburger Modern Music School (MMS) und wurde gefragt, zum verkaufsoffenen Sonntag in der HSH Shopping Passage zu musizieren.

Warum sich diese allerdings an dem verkaufsoffenen Sonntag separiert und ein autarkes Programm macht, was nicht über die Flyer und Plakate des City Managements kommuniziert wird, bleibt unerklärt. Die Einkaufspassage hat keinen wirklichen Charme; Gänge und Treppen wirken im Neonlicht künstlich kühl. Dort wo sich Modegeschäft an Frisör reiht, Drogerie neben Coffee Lounge und sich Kartons mit grellfarbigen Schuhen stapeln – ist nun eine Bühne für die MMS entstanden. Musik bringt gleich eine angenehme Atmosphäre und der Ort füllt sich nach den ersten Tönen schnell.

Neben Sebastian Weckler am Schlagzeug spielt Florian Seyfarth Gitarre, Ralf Götzenberger E-Bass, Christoph Haertel sitzt am Keyboard und Thorsten Last bedient das DJ-Set mit Turntables und Mischpult. Kaum haben die Musiker begonnen, steht ein Pulk von Menschen der Band gegenüber. Die angekündigte Jazz-Combo ist in Wirklichkeit eine groovige Funk- und Rockformation. Gekonnt, rhythmisch und temperamentvoll versiert verbindet das MMS-Quintett Klänge der 70er- und 80ger-Jahre mit Passagen von Hip-Hop und ein auch bisschen Jazz ist in ihrer ersten Setlist zu hören.

Die Musiker und das Publikum haben bereits beim ersten Stück sichtlich viel Spaß. Thorsten Last scratched immer wieder die Worte „Oh My, Oh My God“ in den Sonntag. Funk und rockige Interpretationen wechseln sich ab. Es ist ein Ritt durch 30 Jahre Musikgeschichte. Das bekannteste Stück des Sets ist „Cantelope Island“ und huldigt Herbie Hancock auf rockige Weise. Wenn DJ Thorsten Last seine Soundmaschine anwirft und kurze Frauenschreie in eine Art akustische Atmung umsetzt sind das die sehr starken Momente.

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In der ersten und zweiten Pause, nach jeweils einer halben Stunde, können die Zuhörer die Instrumente ausprobieren und wer Lust hat auch jammen. So richtig funktioniert das aber nicht – zu wenige, die sich das trauen – nur der DJ zieht die Passanten mit ihren Fragen an.

Alle Musiker sind übrigens auch Lehrer an einer der norddeutschen MMS: in Hamburg, Norderstedt, Elmshorn und Stade. Davon gibt es insgesamt über 60 in Deutschland, Europa und den USA. Lernen kann dort jeder, ob er sechs oder achtzig Jahre alt ist. Die Freude am Spiel steht im Vordergrund und das schaffen die Lehrer durch den starken Praxisbezug – möglichst wenig Theorie heißt das.

„Oh My God“ – der Nachmittag hat Passanten zu Publikum werden lassen.

Weitere Informationen zur MMS unter: www.modernmusicschool.com

Ihr David Böhringer


Fotonachweis:
Header: © BrandUpgrade Foto: Claudia Engelmann
Galerie:
01. Plakat der Veranstaltung
02. MMS-Musiker: v.l.n.r.: Thorsten Last (dj), Christoph Haertel (keyb), Sebastian Weckler (dr). Vorne: Florian Seyfarth (g), Ralf Götzenberger (b)

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