Meinung
Eva Hubert .

Das Tierkreiszeichen von Eva Hubert ist der Krebs und diesem astrologischen Symbol sagt man eine besondere Sensibilität und schöpferische Fantasie nach. Aber auch eine starke soziale Ader, Ehrgeiz und vor allem eine erstaunliche Zähigkeit.
Auch wenn man nicht an die Wirkung von Sternzeichen glaubt, so ist es doch bemerkenswert, wie gut all diese Eigenschaften auf Eva Hubert (65) zutreffen. Bescheidenheit wäre noch hinzuzufügen. Denn obwohl die Chefin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein im Laufe der Jahre immer einflussreicher wurde und mit zahlreichen internationalen Leinwandstars auf internationalen Filmfestspielen über ungezählte rote Teppiche schritt, schien ihr Blitzlichtgewitter immer höchst unangenehm. Wenn es irgend ging, blieb sie lieber im Hintergrund. Nun, nach 25 Jahren Leben für die Förderung des Mediums Film, verabschiedet sich Eva Hubert in den Ruhestand, der keiner sein wird. Mit ihr geht eine Ära zu Ende.

Als Dieter Kosslick, heute Berlinale-Chef und vor 25 Jahren noch für die Hamburger Filmförderung zuständig, Eva Hubert als seine Stellvertreterin zum „Film Fonds Hamburg“ holte, hatte die gelernte Berufsschullehrerin schon eine Karriere hinter sich. Oder, besser gesagt, zwei: Eine politische als Gründungsmitglied der Grünen und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (1986-1987 und 1989-1991) und eine als Redakteurin bei der Hamburger Rundschau und später am Hans-Bredow-Institut. Was sie dazu befähigte, die Geschicke der Filmförderung zu lenken? „Kosslick sagt zu mir nur: Du kannst das“, erinnert sich Eva Hubert – und er sollte damit Recht behalten. Sechs Jahre später war sie Chefin. Kein charismatischer Zampano, wie Dieter Kosslick, sondern pragmatisch, ruhig, vernünftig. Und ausnehmend freundlich. Eine Frau, die gern und häufig lächelt.

Nur einmal, da glühten ihre Augen vor Wut und ihre Stimmte bebte gefährlich. Das war 2004, als Hamburgs neue Kultursenatorin zum Amtsantritt verkündete, die Filmförderung um 3,5 Millionen Euro kürzen zu wollen. Karin von Welck hatte wohl nicht damit gerechnet, auf großen Widerstand zu treffen und schon gar nicht, in der zierlichen Chefin der Hamburger Filmförderung eine ernstzunehmende Gegnerin zu haben. Wie sehr sie sich verschätzt hatte, wurde bereits an dem legendären Abend am 16. Juni 2004 des „kulturklubHH“ im Stage Club der Neuen Flora klar, an dem sich die Senatorin Hamburgs Kulturschaffenden erklären musste. Sie sah sich einem so starken Sturm der Entrüstung ausgesetzt, dass sie fast vom Podium floh. Angeführt wurde der Protest der versammelten Filmschaffenden von eben jener pragmatischen Person mit dem eisgrauen Kurzhaarschnitt, die Anfang der 90er-Jahre die Kunst- und Wirtschaftsförderung in der Filmbranche zusammenführte und seitdem Schrift für Schritt den Ruf der Filmstadt Hamburg kontinuierlich ausbaute. Nun, obwohl sich der sensible Krebs an diesem Abend in eine fauchende Löwin verwandelte, konnte Eva Hubert die Kürzungen nicht ganz abwenden. Dass die Geschichte dennoch einigermaßen glimpflich ausging, ist der Wirtschaftsbehörde zu verdanken, die damals einsprang. Und der Tatsache, dass die Kulturbehörde schließlich doch nicht so viel kürzte, wie angekündigt.

Nun räumt Eva Hubert ihr Büro in der Ottensener Friedensallee für die Produzentin Maria Köpf, die in Zukunft über den Jahresetat von 12,6 Millionen Euro an Fördergeldern zu entscheiden hat. Mit diesem Etat, daraus macht Eva Hubert keinen Hehl, sei die FFHSH (wie die mit Schleswig-Holstein fusionierte Filmförderung seit 2007 heißt) in die zweite Liga abgerutscht. Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen haben mittlerweile jeweils mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Dennoch bewertet die scheidende Chefin die FFHSH als Erfolgsgeschichte. Man habe als Regionalförderung eine gute Reputation. Rund 3.000 Projekte liefen seit 1997 über ihren Schreibtisch, gefördert mit insgesamt 173 Millionen Euro. Fatih Akin („Soul Kitchen“), Detlef Buck („Männerpension“), Hermine Huntgeburth („Effi Briest), Monika Treut („Ghostet“), Sebastian Schipper („Absolute Giganten“), Tom Tykwer („Lola rennt“) – ohne Huberts Unterstützung im Hintergrund und in dem festen Glauben, dass aus den Ideen, die eben noch auf dem Papier standen, wunderbare Filme werden, hätten sich diese Regisseure vielleicht nie durchgesetzt. Wer weiß, was aus all den Talenten und ihren Projekten geworden wäre? Sicher ist nur, dass jeder, wirklich jeder in Hamburg, der auch am Rande mit Film zu tun hat, Eva Hubert kennt und schätzt.

Danke, Eva, auch im Namen des "kulturklubHH", der mittlerweile unter dem Dach von KulturPort.De agiert und der Hamburger Kulturjournalisten, mit denen Du so viele Nächte hindurch über Gott, die Welt und den Hamburger Film diskutiert hast!

Ihre Isabelle Hofmann




Abbildungsnachweis:
Portrait Eva Hubert: Presse/Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

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