Klartext
Klartext: Claus Friede

Das Aus für die "Hamburger Klangwerktage" kommt nicht überraschend.
Und das liegt, um es gleich vorweg zu sagen, weder an einem mangelhaft-ambitionierten Programm, noch daran, dass das Hamburger Publikum die Neue Musik plötzlich nicht mehr schätzen würde.

Es liegt an der mangelnden Finanzierung und an den Fehlern der Festivalleitung. Derjenige, der seit Jahren das Festival begleitet hat und treu zu den spannenden Themen und zu den auf wackeligen Beinen stehenden Bedingungen stand, ist nach dem Durchlesen der Abschiedspressemeldung mehr als enttäuscht!

Es hätte der Festivalleiterin Christiane Leiste gut angestanden, nicht nur die Schuld bei den anderen zu suchen, sondern auch einmal selbstkritisch die eigene Arbeit zu beleuchten und hinterfragen. Die Reduktion auf die Sätze: „Dieses Jahr lege ich meine Arbeit als künstlerische Leiterin des Festivals nieder und verabschiede mich von den Klangwerktagen. Damit ziehe ich die Konsequenz daraus, dass die Kulturbehörde nicht bereit ist, das Festival, das zu einem überaus wichtigen Kulturfaktor der Stadt geworden ist, zu fördern“, wirkt nicht nur platt, es ist platt!
Die Festivalführung hat über Jahre hinweg sowohl Förderer und Sponsoren wie auch Medienpartner, und das kann ich als Chefredakteur von KulturPort.De aus eigener Erfahrung beklagen, sträflich behandelt, indem sie sie quasi ignorierte. Anstatt die Absprachen einzuhalten und die, die Arbeit, Kraft und Finanzeinsatz einbringen, adäquat zu berücksichtigen, tauchten die erst gar nicht auf den Druckerzeugnissen auf und wurden nach Anmahnen nachträglich dann wenigstens ins Netz gesetzt. So ein Fehler kann mal passieren, aber nicht zwei Jahre hintereinander. Kein Wunder also, dass so mancher Förderer und Medienpartner die Zusammenarbeit aufkündigte. Sich dann am Ende zu beklagen, dass die staatliche Kulturförderung wegfällt und/oder die finanziellen Lücken schließt, ist dreist.

alt Es geht mir hier nicht um das Nachtreten einer gescheiterten Hoffnung, sondern darum, den Blick differenziert aufzuzeigen, auch aus der Warte eines engagierten Partners wie KulturPort.De, der 2012 die Konsequenz ziehen musste und sein Engagement für die „Hamburger Klangwerktage“ einstellte. Danach hörte man nie wieder etwas, kein Nachgespräch, kein Dankeschön für die Jahre des Engagements, rein gar nichts. Es bleibt ein fader Nachgeschmack.

Fairerweise möchte ich den vollständigen Text der Pressemitteilung der Leiterin der Klangwerktage im nachfolgenden den Lesern nicht vorenthalten:

Liebe Freundinnen und Freunde der Hamburger Klangwerktage,

Die Hamburger Klangwerktage 2012 haben auch dieses Jahr wieder einen erfolgreichen Ausklang genommen. Man kann das Gefühl haben, das Festival sei nun, nach sieben Jahren, richtig in Hamburg angekommen, so durchgehend gut besucht waren die Konzerte, trotz des kompliziert klingenden Themas. Das Schwerpunktthema war Mikrotöne, und in diesem Zusammenhang widmeten wir mehrere Veranstaltungen Ligeti und Hamburger Komponisten. Auch das Symposium „Ligeti und die Mikrotonalität“ brachte internationale Gäste nach Hamburg und zu unserem Festival. 
Die Stimmung war während des ganzen Festivals freudig, interessiert, angeregt und inspiriert, was mich dieses Jahr ganz besonders gefreut hat. Nach dem großartigen Abschlusskonzert mit den Hamburger Symphonikern, bin ich glücklich und auch stolz, was aus den Klangwerktagen in den sieben Jahren ihres Bestehens geworden ist.

Dieses Jahr lege ich meine Arbeit als künstlerische Leiterin des Festivals nieder und verabschiede mich von den Klangwerktagen. Damit ziehe ich die Konsequenz daraus, dass die Kulturbehörde nicht bereit ist, das Festival, das zu einem überaus wichtigen Kulturfaktor der Stadt geworden ist, zu fördern. Die Zukunft des Festivals ist leider noch sehr ungewiss, es hängt davon ab, ob sich eine solide Grundsicherung findet…
Ich selbst habe eine neue spannende Aufgabe übernommen. Ich bin als Projektleiterin im Aufbau einer interkulturellen Waldorfschule unter staatlicher Trägerschaft in Hamburg/Wilhelmsburg tätig. 

Ich danke allen treuen Freunden, Unterstützern, Besuchern, Musikern, Komponisten, Künstlern, Förderern, Kooperationspartnern und Mitarbeitern, dass sie durch ihre Begeisterung und ihr Engagement zum Gelingen des Festivals so viel beigetragen haben. Ich danke auch Amelie Deuflhard und dem Kampnagel-Team für die großartige Unterstützung bei der Umsetzung des Festivals. Und ich danke noch einmal Thomas Schmölz, der das Festival vor sieben Jahren gegründet und es mir vor vier Jahren so großherzig übergeben hat.

Somit verbleibe ich in der Hoffnung, dass die Klangwerktage doch noch eine Zukunft in Hamburg haben werden,
mit dankbaren Grüßen, 

Ihre Christiane Leiste
 (künstlerische Leitung)"


Nichtsdestotrotz werden wir bei KulturPort.De der Neuen Musik treu bleiben und weiter über die vielen und guten Veranstaltungen und Entwicklungen berichten.

Ihr Claus Friede


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Headerfoto: Claus Friede

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