Klartext
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Ein offener und öffentlicher Brief an den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks

Herrn Joachim Knuth
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg

Betr.: Meldung über das 300 Mio. Sparprogramm


Sehr geehrter Herr Knuth,

auf der Homepage des NDR heißt es noch: "Das Bücherjournal ist die älteste Literatursendung im deutschen Fernsehen. Altmodisch ist es deswegen noch lange nicht. Julia Westlake stellt interessante Romane, Bildbände und Sachbücher vor, erinnert an zu Unrecht vergessene Klassiker und unterhält ich mit Schriftstellern über die Literatur und das Leben".

Nun die Nachricht, dass Ihre Sparbemühungen ausgerechnet diese traditionelle Kultursparte treffen und das in dieser Zeit , welche eine Rückbesinnung auf den Stellenwert von Literatur, der Literaten sowie der Bildung in Deutschland, das einst mit dem weltweit bekannten Markenzeichen"Land der Dichter und Denker" ausgestattet war, erforderlich macht.
Ich weiß aus langer Erfahrung in der Politik wie auch beruflich und ehrenamtlich in den verschiedenen Kultursparten, dass dieses Fach nicht gerade üppig ausgestattet ist, aber offensichtlich gerade deshalb leicht dem Rotstift anheim fällt. Die Literatur kämpft in der Corona-Krise besonders ums Überleben. Man schaue sich nur einmal die Landschaft des Buchhandels an, auf der sich noch vielen Jahren des Drucks die Krise den verbliebenen Händlern an den Kragen zu gehen droht.

Die Hamburger Autorenvereinigung hatte 2004 mit der erstmaligen Verleihung des Hannelore-Greve-Literaturpreises seinerzeit auch auf den Standortfaktor Literatur in Hamburg und dem Norden geschaut und mit der Verleihung an Siegfried Lenz ein Leuchturmprojekt gestartet.

Ich möchte Sie herzlich bitten, die Abschaffung des "Bücherjournals" welche die Literatur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der seit Gründung einem Bildungsauftrag unterliegt, weiter an den Rand drückt, noch einmal zu überdenken. Diese Sparte ist ohnehin nicht die kostenträchtigste. Ein Blick auf den bayrischen Rundfunkt zeigt, dass für den NDR in Sachen Kultur noch einige Luft nach oben ist. Ich kann mich dem Protest der Literaturszene nur anschließen.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Schmidt
HAMBURGER AUTORENVEREINIGUNG, Mitglied des Vorstandes




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