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Jens Wawrczeck. Foto: Christian Hartmann

 

Jeder, der regelmäßig und aufmerksam ins Kino geht, um sich von Filmen in eine andere Realität entführen zu lassen weiß, wie wichtig Filmmusik ist. Sie schafft Spannung, Stimmung, Vorstellungen und Erinnerungen.
Schauspieler und Sprecher Jens Wawrczeck geht es offensichtlich nicht anders. Sein erstes Album ist keines der vielen Hörbücher, die man sonst von ihm so wundervoll besprochen kennt, sondern eine Musik-CD, auf der die Liebe zum Film, zur Filmmusik, zu deren Songs und zu seinem Beruf zum Tragen kommt.


„Celluloid“ stammt aus der analogen Welt des Fotografierens und Filmemachens. Als Kunststoffverbindung und formbares Trägermaterial wurde Zelluloid ein Jahrhundert lang dafür verwendet. Wie eine Metapher steht der Begriff für eine Auswahl von zwölf Musiktiteln, die alle aus amerikanischen und europäischen Filmen stammen, die zwischen 1950 und 1968 produziert wurden – Klassiker also, von denen viele, einer großen Anzahl von uns bekannt sein durften – spätestens jedoch, wenn wir sie hören und musikalisch erinnern. Selbst wenn der eine oder andere Titel in Vergessenheit geraten sein sollte, so holt Jens Wawrczeck diese so zurück als seien sie nie jemals aus dem Gedächtnis gelangt.
Erinnerung ist ein gutes Stichwort, denn das persönliche Erinnern des Sängers Jens Wawrczeck, ob aus der Kindheit stammend oder mit Ereignissen verbunden, spielte bei der Auswahl eine entscheidende Rolle. Die persönliche Auswahl wird nie privat. Zu jedem Stück hat er einen kurzen Text im Booklet veröffentlicht, mal dicht an der Vorlage, mal dicht an ihm – in jedem Fall hilfreich!

So ist das Produkt ein Spiel mit den Künsten aus unterschiedlichen Epochen: Wawrczeck nimmt einen Ball auf, interpretiert die Musik der 50er und 60er Jahre, die zwar eng mit den Filmen konnotiert ist, aber auch losgelöst und wie selbstverständlich davon jeweils existiert. Er gibt allem seinen stimmlichen, interpretatorischen Stempel und macht dadurch die musikalische Sammlung zu seinem eigenen künstlerischen Werk. Er singt vielfältig, setzt seinen Stimmausdruck betonend, dezidiert oder beiläufig ein, haucht und schmilzt dahin. Die alten Filmbilder dürfen in uns bleiben – die neuen Bilder, die zur Musik, beim Hören entsprechend neu kreiert werden sind alle individuell in uns und addieren sich.

Jens Wawrczeck: Celluloid COVERDer CD-Debütant ist mutig, kommt mit „Celluloid“ aus der Deckung von theatralischen Rollenspielen. Er zeigt was er kann, fühlt und besingt dies. Er tut alles sehr respektvoll gegenüber den Originalvorlagen, Komponisten, Textern, Stars und Filmbeteiligten.

Überhaupt funktioniert das Album auch deswegen so hervorragend, weil sich seine nostalgische Verliebtheit in die 1950ger und 60er Jahre auf uns überträgt, unabhängig welcher Generation man angehört. Denn die Musik wird durch Wawrczecks Gesang zeitlos und dadurch entsteht etwas sehr Positives, Lebenslustiges, Bejahendes.
Mit seiner teilweisen androgynen Stimme, die sich durchweg weich und in alt-Tonlage bewegt tanzt er sich und uns melodisch durch die CD. Jens Wawrczecks Stimme wird zur Seele des Albums.


Jens Wawrczeck: Celluloid

Filmsongs: Jens Wawrczeck (Gesang), Leonhard Mahlich, Christopher Noodt, Boris Löbsack, Michael Pahlich, Oliver Fox, Sebastian Borkowski, Christian Ahrens, Natali Böttcher, Guido Jäger, Giovanni Nicoletta
Label: audoba / Goldbek Records
CD, Vinyl mit Booklet
EAN: 4015698902365
VÖ: 8.5.2020
Weitere Informationen

Tracking List:
1. At The Crossroads („Doctor Dolittle“)
2. Vivre Pour Vivre („Vivre Pour Vivre“)
3. Voulez-Vous Danser Avec Moi? („Voulez-Vous Danser Avec Moi?“)
4. Porque Te Vas („Cria Cuervos“)
5. You Only Live Twice („You Only Live Twice“)
6. Bibbidi Bobbidi Boo („Cinderella“)
7. Move Over Darling („Move Over Darling“)
8. Senza Fine (The Phoenix Love Theme/„The Flight Of The Phoenix“)
9. Walk Through The World With Me („Goodbye Mr. Chips“)
10. For Love Of Ivy („For Love Of Ivy“)
11. Wait Until Dark („Wait Until Dark“)
12. Wish Me A Rainbow („This Property Is Condemned“)

YouTube-Videos:
- Lost in Filmsongs von Jens Wawrczeck
- Senza Fine – Jens Wawrczec

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