Karin Székessy:" Anton, Leo, Betty… und die anderen"
- Geschrieben von Christel Busch -
Das ehrwürdige, ehemalige Benediktiner-Kloster in Cismar ist im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Hund gekommen“.
Hunde - vom Rassehund bis zum Straßenköter - sind die Stars der aktuellen Fotoausstellung „Karin Székessy – Anton, Leo, Betty … und die anderen“. Székessy, eine der renommiertesten Fotografinnen Deutschlands und leidenschaftliche Hundefreundin, hat seit Ende der 1950er-Jahre das Leben der Vierbeiner und seiner Besitzer mit der Kamera eingefangen. Mal liebevoll-humorvoll mal ironisch und skurril, erzählen ihre Fotografien von der innigen Beziehung und engen Seelenverwandtschaft zwischen Hund und Herrchen oder Frauchen.
In rund 100, vorwiegend in Schwarzweiß gehaltenen Fotoarbeiten beobachtete die Künstlerin ihre vierbeinigen Freunde und deren Lebensraum. Mit Hunden aufgewachsen, waren und sind die Vierbeiner für Székessy bis heute eine wichtige Lebenskomponente. Als Familienmitglieder gehörten sie zu ihrem Leben mit Ehemann Paul Wunderlich und den Kindern in der Provence in Südfrankreich oder in Hamburg. Es war daher selbstverständlich, dass die Hunde sie zu ihren Fotoshootings begleiteten. „Wo immer ich auch Fotos machte, fanden die Hunde in mein fotografisches Archiv.“ Ihre englischen Bulldoggen Betty, Anton, Jupiter oder Leo avancierten zu Protagonisten vieler Fotosequenzen. Székessys überaus ästhetische, sensibel komponierten Aktfotografien werden komplettiert durch besagte Lieblinge. Ob mit Leo in „Bell'ami“, der die Besucher in den unteren Räumen empfängt, oder „Leo and Katja posing“ oder „Jupiter mit Lita modelling“ im Fokus des Betrachters steht der Mops. Mit seinen Schlappohren, den hängenden Falten um Stirn und Schnauze, der platten Nase sowie den Speckröllchen am Körper dominiert er das Bild und stiehlt den Models - trotz aller weiblichen Erotik - die Schau. Loriot, ein anderer prominenter Mopsliebhaber, bringt es humorvoll auf den Punkt: „Es ist unklug, sich mit Möpsen fotografieren zu lassen. Weder durch Gesichtsausdruck, noch durch Körperbau oder Charakter ist der Mensch in der Lage, dem Vergleich mit Möpsen standzuhalten.“
Neben diesen professionellen Fotoarbeiten präsentiert die Ausstellung zahlreiche Schnappschüsse von Hunden, die Székessy auf ihren Spaziergängen in Paris, im Hyde Park in London, im Central Park in New York, an der Alster in Hamburg oder bei Straßenszenen in spanischen und südfranzösischen Städtchen fotografiert hat: mal spielend und tobend mal als geduldiger Begleiter im Café oder beim Flanieren in Parks und Straßen. Neben den vielen undefinierbaren Hundearten, zeigt die Schau auch repräsentative Fotos von Rassenhunden, die als Statussymbol ihre Besitzer mit Stolz erfüllen „Pride Owner“, oder verhätschelte Schoßhündchen wie „Die Contessa und ihre Dackel“, die ein privilegiertes Hundedasein führen dürfen. Erwähnt seien zwei weitere Arbeiten aus dem oberen Ausstellungsraum, in denen wieder der Mops eine gewichtige Rolle spielt. In der Farbfotografie „Ballerina“ schauen eine junge Dame im rosa Tüllkleid und ein auf den Hinterpfoten stehender Mops interessiert aus dem Fenster. Das in Falten gelegte Oberteil des Kleides korrespondiert mit dem speckigen Faltenwurf des Hunderücken. Auch in „Mopsidylle“ sind zwei Möpse die Stars. Die, sagen wir, kräftigen Beine einer Dame passen zu der wohlgenährten Statur ihrer Hunde.
Doch ein Hundeleben bedeutet nicht nur Spiel und Spaß, sondern auch harte Arbeit. Abgerichtet als Jagdhelfer, als Hütehund für Schafherden sowie als Trüffelhund in den Bergen zeigen einige Fotosequenzen aus der Provence die intensive, auf Erfolg orientierte Kooperation zwischen Mensch und Hund.
Egal ob bei den Schnappschüssen oder den professionellen Aufnahmen, entstanden sind subtile Hell-Dunkel-Kompositionen mit kontrastreichen Licht- und Schatteneffekten. Székessys fotografische Arrangements erzählen zudem teils humorvolle teils skurrile Geschichten von der Liebe zwischen Vier- und Zweibeinern, voller Feinsinnigkeit und geheimnisvoller Symbolik.
Eine nicht nur für Hundeliebhaber sehenswerte Ausstellung, welche die innige Zuneigung und enge Seelenverwandtschaft zwischen Hund und Mensch in den Fokus des Betrachters rückt. Die Fotografien sind eine Hommage an den Hund, den treuesten Begleiter des Menschen.
Die Ausstellung „Karin Székessy – Anton, Leo, Betty … und die anderen“ ist bis zum 21. Oktober 2012 im Kloster Cismar, Bäderstraße 42, 23743 Cismar zu besichtigen.
Öffnungszeiten: Di - So von 10 - 17 Uhr
Fotoband: Karin Székessy "Bell'ami", tdv-Verlag
www.kloster-cismar.de
Fotonachweis:
Header: Karin Székessy mit Leo
Galerie:
01. Betty und Leo, 1992, Provence
02. Dagmar und ihr Hund, 1973, Holstein
03. Jupiter mit Lita modelling, 2001, Hamburg
04. Jutta Karow hütet Kinder und Hund, 1959, Bayern
05. Karin Székessy in Frankreich
06. Blick in die Ausstellung. Foto: Christel Busch
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