"Der Solist" ist eine faszinierende Geschichte über die Begegnung zwischen dem Journalisten Steve Lopez und dem Musikgenie Nathaniel Anthony Ayers, gespielt von Hollywood-Schauspieler Robert Downey Jr. und Oscarpreisträger Jamie Foxx.
Es ist jener Stoff über menschliches Verhalten, der verleitet einen kitschigen, rührseligen und tränenreichen Film zu produzieren. Ein Journalist möchte einem Obdachlosen helfen, ihm aus seiner vermeintlichen Misere herausholen, die Welt besser machen als sie ist. Dass das Leben aber viel komplexer und auch komplizierter ist und sich die Frage stellt: "Wer hilft hier wem?" choreografiert sich meisterlich durch die knapp 2 Stunden auf der Leinwand. Joe Wright, der Regisseur, ist kein Solist, er hat ein ebenso meisterliches Team an seiner Seite und zwei Hauptdarsteller, die so brillant sind, das man ihnen alles abnimmt, was sie uns vorspielen: Steve Lopez (Robert Downey Jr.), Zeitungskolumnist der LA Times, trifft in den Straßen von Los Angeles durch einen Zufall das ehemalige Wunderkind der klassischen Musik Nathaniel Anthony Ayers (Jamie Foxx). Mit viel Verständnis, Geduld und durch die Kraft der Musik versucht Lopez, dem schizophrenen, obdachlosen Cellisten wieder eine Perspektive zu geben und ihn auf den richtigen Weg zurückzubringen. Dabei entwickelt sich eine einzigartige Freundschaft, die das Leben der beiden Männer vollkommen verändert.
Und auf Kitsch wird weitgehend verzichtet.
Ein schizophrener, obdachloser Musiker, der auf der Straße lebt, in Hauseingängen nächtigt und in einem Einkaufswagen seine Habe herumfährt, was hat der schon zu bieten? Viel! Wenn man denn es versteht, zu verstehen. Dass der nach Müll aussehende Inhalt des Einkaufswagen für den Obdachlosen wertvoll ist, weil die Utensilien das Überleben sichern. Wenn man versteht, dass es auch bei Obdachlosen den Begriff der Freiheit gibt und wenn man begreift wie behutsam eine Freundschaft und Vertrauen aufgebaut werden muss. Genau das ist das Menschliche an dem Film, der ohne erhobenen Zeigefinger für das Publikum auskommt. Den erhobenen Zeigefinger gibt es lediglich an zwei Stellen innerhalb der Filmgeschichte und sie sind so dezent, dass sie nicht unangenehm sind.
Die Dinge verkehren sich, denn Kolumnist Lopez ist in einer Sackgasse angekommen, beruflich wie privat. Der Journalismus und die Situation in seinem Zeitungsverlag ist für ihn unerträglich frustrierend, er erinnert sich nicht mehr daran, was er eigentlich einmal an seinem Beruf liebte. Und seine Ehe ist aus dem gleichen Grund gescheitert. Er macht das, was viele in der Situation machen: Er geht spazieren, er denkt nach, ist aufmerksam auf der Suche nach einer neuen Story. Er ist wie der Träumer in Jean-Jaques Rousseaus "Phantasien eines einsamen Spaziergängers", bewegt sich langsam und bedächtig durch den Stadtraum, sitzt und beobachtet die anderen Geschwindigkeiten. Er ist auf sich selbst zurückgeworfen und muss mit sich selbst klar kommen. Außer einem Kaffeebecher in der Hand, nimmt er nur sich selbst mit.
Das Umherwandeln und die Einsamkeit in der großen Metropole Los Angeles brechen in dem Moment ab, als er allmählich eine Aufgabe in sich spürt. Die Aufgabe einem kranken und verstörten Mann zu helfen, der eine Violine mit nur zwei Saiten spielt. Das er selbst ein kranker und verstörter Mann ist, muss er erst langsam erkennen. So hilft die Begegnung mit dem umherziehenden obdachlosen Musiker ihm selbst mehr als das zu vermuten und erwarten gewesen wäre. Er, Lopez, erkennt was Freundschaft ist, wie behutsam man diese nicht nur aufbauen, sondern auch verständnisvoll pflegen muss. Er erkennt was Freiheit sein kann. Und auch für Ayers ist die freundschaftliche Verbundenheit ein Halt, denn sie bringt ihm die Musik zurück, das Spielen seines Instruments, des Cello. Und das tut er benadet, vor allen seinen Beethoven. Die Musik bringt die beiden Männer zueinander, die Musik verbindet sie und trägt uns durch den Film.
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Das auf wahren Ereignissen basierende Drehbuch zu "Der Solist" schrieb Susannah Grant, die auch schon das einfühlsame Skript "Erin Brockovich" schrieb. Inszeniert wurde das packende und gefühlvolle Drama von Joe Wright (Golden Globe-Gewinner für das beste Drama und Oscar-nominiert für den besten Film mit "Abbitte"). Das Buch schrieb Steve Lopez. Im Originaltitel heißt es: "THE SOLOIST: A Lost Dream, an Unlikely Friendship and the Redemption Power of Music".
Hintergrund:
Los Angeles hat schätzungsweise 73.500 Obdachlose, allein über 10.000 davon sind unter 18 Jahre alt. Tendenz steigend. Jede Nacht können 40.000 von ihnen in einer Notunterkunft verbringen. Fast die Hälfte aller Obdachlosen haben Alkohol- und Drogenprobleme.
Regie: Joe Wright - Darsteller: Jamie Foxx, Robert Downey Jr., Catherine Keener, Tom Hollander, Lisa Gay Hamilton
Produktion: Gary Foster, Russ Krasnoff , Tim Bevan, Eric Fellner, Jeff Skoll, Patricia Whitcher
Filmlänge: 117 Min.
Alle Fotos + Trailer: © Universal Pictures
www.dersolist-film.de
Ab dem 10. Dezember 2009 in den Kinos. Im Verleih von Universal Pictures International
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