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Als sie auf ihre kreative Gemeinsamkeit hinweist, erklärt er, sie sei doch keine Künstlerin, sondern eine Ladenbesitzerin… Das gibt einen harschen Sprung in der Glasur, aber beileibe keine Aussprache. Die beiden Persönlichkeitsgiganten bleiben cool in ihrer Wut, zwar bolzt sie ihre Angestellten noch mehr über den Haufen als gewöhnlich und er kippt sich die goldbraunen oder klaren Flüssigkeiten beidhändig in den schwermütigen Mund, aber deswegen beenden sie trotzdem ihre jeweiligen großen Werke in Kunst und Laden.

Katarina packt derweil ihre immerhin vier Kinder zusammen und reist ab, weil sie wohl klug genug ist, sich zu sagen, je mehr die beiden miteinander alleine sind, desto eher wird er merken, was er an seiner Frau hat. (Schrecklich zu wissen, dass Strawinsky gleich nach der Affäre mit Chanel der bildschönen Vera Sudeikin begegnete, die bis zu Katarinas Tod 1939 seine anerkannte Zweitfrau war und die er anschließend heiratete.)

Der Film ist in Ausstattung und Kostümen ein Traum, geschmackssicher bis zum letzten Tüpfelchen, die Kameraführung (David Ungaro) absolut perfekt, die Regie tadellos. Es gibt sehr hübsche kleine Anekdoten, nebenbei erzählt, so etwa, wenn Djagilew einen neuen Sekretär sucht und der junge Mann beim Vorstellungsgespräch die Hosen runterlassen muss. Allein Vor- und Nachspann des Films sind atemberaubende Kunstwerke, die eigentlich einen Sonderpreis verdienen: Jugendstil-Schnörkel, überwiegend Schwarz- Weiß, in schwimmender, kaleidoskopartiger Bewegung, unglaublich schön.

Und bei all dieser Perfektion ist für mich ganz unbegreiflich, wie es passieren konnte, dass die Damen samt und sonders ihre Hüte nicht im richtigen Winkel tragen. Wenn das nur bei der unschicken Katerina Strawinsky und ihren schlichten Töchtern der Fall gewesen wäre – na gut. Aber Mademoiselle selbst?! Sie, die ihre Mitarbeiterinnen jeden Morgen penibel überprüft, ob sie auch richtig duften und ihre Fingernägel die richtige Länge haben?

Da waren ja Tony Curtis und Jack Lemmon korrekter behütet!
Die Creationen der 20er Jahre wurden ganz tief ins Gesicht gezogen, ähnlich wie Schuten des Biedermeier im 19. Jahrhundert, über die Mark Twain seinen Huckleberry Finn sagen lässt: ‚Die Frau hatte einen Hut wie eine Hundehütte.’ Im Profil schauten nur Mund und Kinn hervor. Von vorn lagen die Augen tief im Schatten, ab Nasenlöcher tauchte das Gesicht einer modebewussten Dame aus dem Hut auf.

Im Gegensatz dazu zeigt Anna Mouglalis stets Augenbrauen und ein wenig Stirn.
Und mir juckte es den ganzen Film über in den Fingern, ihr mit einem leichten Schlag auf den Hinterkopf oder einem kurzen, kräftigen Ruck an der Krempe zum perfekten Sitz, 3-4 Zentimeter tiefer, zu verhelfen. Eh voilà!

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Foto: Filmfest Hamburg; Filmstill und Mats Mikkelsen auf dem roten Teppich von Filmfest Hamburg.

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