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Sie galt als eine der Nordafrika-Kennerinnen und ihr Wissen, ihr Sachverstand über bedrohte Nomadenvölker, über Zusammenhänge in der westlichen Sahara-Zone und ihre Liebe für die Menschen und Gebiete in der Region waren etwas, was sie prägte. Darin ging sie auf. Désirée von Trotha starb am 27. November 2021 im Alter von nur 59 Jahren in München.

 

Am 30. Dezember 1961 in Augsburg geboren, stammte sie aus dem Adelsgeschlecht der von Trothas aus Sachsen. Sie studierte zunächst Grafik-Design in den 1980er Jahren und anschließend Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Immer wieder leitete sie ab 1991 Expeditionen in das Sahara-Gebiet zwischen Mali und Mauretanien, zwischen Niger und Algerien und verlegte schließlich ihren Lebensmittelpunkt nach Agadez, der alten Handelsstadt im Landeszentrum von Niger. In den Jahren entstanden Bücher, Fotobände, Dokumentationen, Filme sowie Zeitungsartikel und Fernsehberichte u.a. für das ZDF, arte und den WDR. Darunter: „Afrikanische Schönheiten – Kunst am Haar in Mali“ (2010) und die Doku „Woodstock in Timbuktu – die Kunst des Widerstands“ (2011), die 2013 in die deutschen Kinos kam. (Zum KulturPort.De-Beitrag)

 

Ihre Fotografien zeigte sie u.a. im Auswärtigen Amt und in diversen Ausstellungshäusern – wie zuletzt „Sahara. Fotografien von 2010 bis 2020“ im Stadthaus Ulm in diesem Sommer, von Juni bis September.

 

Von der Wüste und den Menschen, die dort leben, sprach sie mit Respekt. Sie war eine Begleiterin der Kulturen und liebte die Musik der Region.

 

Gerne bezeichnete sie sich als Chronistin, die mit Mitteln der dokumentarischen Fotografie arbeitet. Désirée von Trotha brachte uns in Deutschland eine riesige Region nahe, aus der wir kaum umfassende Informationen erhalten. Sie lichtete Personen ab, beschrieb in den Augenblicken des Auslösens komplexe Situationen und Lebensbedingungen. Das Fremde suchte sie ebenso wie das Eigene im Fremden.

Sie schrieb über den Waffenhandel, Korruption und kriminelle Netzwerke, über islamistischen Terror und Bürgerkriege und Flüchtlinge. Zuletzt recherchierte sie ausführlich zu Themen des Goldrausches in der Sahel-Zone und der Sahara und über ausbeuterische, internationale Konzerne, die ohne Skrupel dort agieren. Sie konnte sich dort aufgrund ihrer Kenntnisse und ihres Netzwerkes einigermaßen sicher bewegen und die Informationen sammeln, die sie für zivilgesellschaftlich wichtig hielt.

 

Einer ihrer Vorfahren war General Lothar von Trotha, Hauptverantwortlicher für den Völkermord an den Herero und Nama in den Jahren 1904 und 1905 im heutigen Namibia.

Abgesehen von den, in der Öffentlichkeit stattfindenden Verantwortungs- und Wiedergutmachungsfragen, stellte sich gerade die Generation von Désirée von Trotha einer persönlichen Auseinandersetzung und Versöhnung mit dem Geschehenen. Sie reisten nach Namibia, besuchten und unterstützten sich und beteten an den Gräbern. Nun beten wir an ihrem.

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