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Ein Rundgang durch die Elbphilharmonie.
Auf die Elbphilharmonie gibt es viele Blickwinkel: Landmark, Zankapfel, unverwechselbares Weltwunder auf der Haben-Seite oder ein Fass ohne Boden bei den Finanzen. Mittlerweile scheint der gröbste Streit beigelegt, auf der Baustelle wird hochtourig gearbeitet, die Fortschritte werden sichtbar. Und bei einer Baustellenbegehung ist langsam zu erkennen, was für ein einzigartiges Gebäude die Architekturvisionäre Herzog & de Meuron da für inzwischen fast 789 Millionen Euro für die Landspitze zwischen Kaiserkai und Dalmannkai entworfen haben.
KulturPort.De hat für Sie eine exklusive Führung mitgemacht – aktuelle Eindrücke, Bilder und Fakten von Hamburgs größtem Kulturprojekt.
Modernes Glas auf historischem Backstein: Von den Magellan-Terrassen in der HafenCity über den Sandtorhafen mit seinen Traditionsschiffen wird der Blick hingezogen zu der mächtigen, 88 Meter breiten und 90 Meter hohen Ostfassade der Elbphilharmonie. Hinter der Glasfront verbirgt sich das Hotel, das wellenförmige Dach schwingt sich über den Konzertsaal in der Mitte bis zur schmalen, 110 Meter hohen Westseite, wo sich mit Ausblicken über Landungsbrücken, Hafen und Elbe die 45 Luxusappartements befinden.
Geht man durch die Straße Am Kaiserkai auf das Gebäude zu, wirkt die Ostfassade fast erdrückend. Hier ist der Backsteinunterbau des Kallmorgen-Speichers noch eingerüstet, in den weißen Containern davor sind die Eingangskontrollen für jeden Zutritt zu Hamburgs berühmtester Baustelle untergebracht. Inzwischen arbeiten hier wieder circa 300 Arbeiter, um die Elbphilharmonie nach langem Baustopp aufgrund juristischer und finanzieller Querelen rechtzeitig zum nun gültigen Übergabetermin im Oktober 2016 fertig zu stellen. Die Eröffnung ist nun für Mai 2017 geplant.
Wie alles anfing... – zu jeder ordentlichen Baustellenführung (hier mit ReGe-Pressesprecher Björn Marzahn, roter Helm) gehört ein historischer Abriss der langen und zuweilen verwirrenden Geschichte des Bauprojekts Elbphilharmonie. Hamburgern ist das überwiegend noch in Erinnerung, zuletzt aus den erstaunlichen Ausgrabungen des parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Jetzt aber, heißt es, sei endlich alles definitiv und unwiderruflich auf einem guten Weg. Auch Budget und Zeitplan.
Vom Eingang in der Ostfassade gelangt man über die spätere Autovorfahrt im Inneren des Gebäudes zur Auffahrtspirale des Parkhauses. Das klare architektonische Bild wird immer wieder mit dem New Yorker Guggenheim-Museum verglichen. In Hamburg wird hier nichts ausgestellt, hier manövrieren Bewohner, Konzert- und Hotelgäste ihr Auto zu den 500 Parkplätzen, während unten die Taxis ihre Fahrgäste im Trockenen absetzen. In naher Zukunft wird man ausprobieren, wie tragfähig das Wegekonzept zum Konzerthaus und wieder nach Hause ist.
Die spektakuläre 80 Meter lange Auffahrt mit der großen gekrümmten Rolltreppe („Tube“) – der zweitlängsten der Welt – im Inneren des Backsteinsockels auf der Stadtseite und mit ihrer kleineren Schwester entlang der Elbseite kann derzeit nicht genossen werden, hier wird noch mal der Glaspailletten-Putz der Röhrenverkleidung komplett überarbeitet. Die Rolltreppe wird die Besucher später in zwei Minuten in den sechsten Stock des Sockels hinauf befördern. Von dort geht es nach einem ersten Blick auf die Elbe weiter in den achten Stock zur Aussichtsplattform.
Die „Plaza“ in 37 Meter Höhe. Eine großartige Aussichtsterrasse, auf der man einmal um das Gebäude herumgehen kann und den Hafen überblicken, die Elbe abwärts und aufwärts schauen und – dafür wurde der Sockel erhöht – über die Dächer der Speicherstadt auch die City sehen kann. Die Panorama-Spiegelung in der Fensterfront gibt’s dazu. Von hier geht es auch weiter nach oben in den Konzertsaal-Bereich.
Wiederaufnahme: Die Spiralform der Autoauffahrt wiederholt sich auf der Plaza: Der 70 Tonnen schwere gewundene Aufgang für Konzertbesucher führt mehr als 11 Meter nach oben zum Eingang ins Parterre des Großen Saales. Für 10.000 Euro kann man Stufen-Pate werden, zehn Jahre lang. Für 15.000 Euro auch auf Lebenszeit.
...den Wald vor Bäumen nicht: So sieht es derzeit in der Mitte des großen Konzertsaals aus, der künftig 2.100 Besuchern Platz bieten soll. Noch steht hier stählernes Raumgerüst, dass eine provisorische Zwischendecke hält, auf der zurzeit die Deckenwände des Saals mit der sogenannten „Weißen Haut“ ausgekleidet werden. 6.500 Quadratmeter dieses Wunderwerks sollen den Saal nach den Berechnungen des japanischen Akustikers Yasuhisa Toyota zu einem der besten der Welt machen. Noch aber sind seine Dimensionen des Konzertsaals kaum zu erfassen, gefüllt mit Streben und Stützen macht er einen erstaunlich kleinen Eindruck. Das Stützwerk wird im Juli entfernt. Auseinandergeschweißt und per Fahrstuhl nach draußen transportiert.
Der Aufstieg zur großen Kunst – ein Spiel mit der Perspektive: Ein bisschen wirken die Treppen, über die man sportlich die Ränge erklimmen kann, so, als hätte der belgische Künstler M.C. Escher an den Plänen mitgezeichnet. Man muss gut zu Fuß sein, kann sich aber auch durch einen der elf Fahrstühle emporheben lassen.
Auf dem provisorischen Zwischenboden hoch oben unter dem Saaldach: Hier wird gerade die „Weiße Haut“ montiert – ein Giga-Puzzle aus 11.000 einzigartigen und genau für ihre Position berechneten und 3D-gefrästen 90-Kilo-Gipsfaser-Mosaiksteinen. In der Mitte zu sehen: der umgekehrt trichterförmige Reflektor über der Bühne, der für die Musiker den Schall wie eine Monitorbox zurückwirft.
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