Theater - Tanz
Studio Braun: Der goldene Handschuh im Deutschen Schauspielhaus Foto Sinje Hasheider

Was Kult ist, muss nicht unbedingt gut sein. Heinz Strunk ist Kult und tut alles dafür, dass es so bleibt. Egal, auf welchem Niveau. Sein blutrünstiger Bestseller „Der goldene Handschuh“ über den Frauenmörder Fritz Honka mag lesenswert sein, die abgedrehte Revue mit Live-Band nach dem Buch, die er jetzt gemeinsam mit seinen Kollegen Jacques Palminger und Rocko Schamoni (Studio Braun) auf die Schauspielhausbühne brachte, ist einfach nur öde.
Ein schriller, prätentiöser Mix aus naturalistischem Kammerspiel und plakativer Kiez-Revue. Allein die wunderbaren Schauspieler, allen voran Lina Beckmann, Charly Hübner und Bettina Stuckey, machen diese banale Rocko-Honka-Horrorshow sehenswert.

 
Theater - Tanz
Dschungelbuch für Kinder – ganz eng am Original - Allee Theater Foto Joachim Fluegel

Das Hamburger Theater für Kinder im Allee Theater, das in dieser Spielzeit seinen 50. Geburtstag feiert, bezaubert mit einer fantastischen Version des „Dschungelbuchs“ nach den Geschichten Rudyard Kiplings. Ein Bühnenbild wie aus dem Urwald geschnitten, Traum-Kostüme und -Masken und eine neue Musik, die dem Ganzen emotionale Kraft gibt. Auch die ganz schön turbulente Handlung ist neu justiert: kein Disney, dafür mehr Kipling. Das junge Publikum ist begeistert.

 
Film
Detroit Kathryn Bigelows

Furioser Politthriller als Chronik staatlich autorisierter Gewalt.
Detroit, 25. Juli 1967. Hinter der Bühne des legendären Fox-Theatres fiebern Leadsinger Larry Reed (Algee Smith) und die anderen Bandmitglieder der ‚Dramatics’ ungeduldig ihrem Auftritt entgegen, dieser Abend soll für die afroamerikanische Soul-Gruppe den Durchbruch bringen. Draußen auf den Boulevards aber rollen Panzer, die gewalttätigen Proteste dauern an, noch immer gehen Häuser in Flammen auf, Schüsse fallen, die Nationalgarde kontrolliert die Stadt, Polizeitrupps überall. Selbstzerstörung als höchste Form der Hoffnungslosigkeit: Jahrzehnte schon leidet die schwarze Bevölkerung unter Diskriminierung, Arbeitslosigkeit und Willkür. Jene so lang unterdrückte Wut eskaliert nach der Razzia in einer After-Hour-Bar. Was mit zerschlagenen Schaufensterscheiben und Molotowcocktails beginnt, entwickelt sich zu einer der größten Rassenunruhen in den USA. Sie fordert 43 Tote, 1.189 Verletzte. Mehr als 7.000 Menschen werden verhaftet.

 
Theater - Tanz
All Johr Wedder – Schöne Bescherungen im Ohnsorg Theater Foto Oliver Fantitsch

Oje, du Fröhliche! Das Ohnsorg Theater stimmt mit „All Johr wedder“, der plattdeutschen Fassung von Alan Ayckbourns „Schöne Bescherungen“, auf die Weihnachtszeit ein.
Am vergangenen Sonntag feierte der unverwüstliche Komödienklassiker in der Bearbeitung von Georg Weisshaupt im Ohnsorg Theater in Hamburg Premiere.

 
Kultur, Geschichte & Management
add art - ecos

Seit dem Jahr 2013 findet die „add art“ in Hamburg statt und seit jenem Jahr nehmen unterschiedliche Unternehmen der Hansestadt daran teil, ihre Türen für die Kunst und die Öffentlichkeit für ein Wochenende zu öffnen.
2017 nun sogar für ein verlängertes Wochenende – von Donnerstag, 23. November bis Sonntag, 26. November 2017. Seit Anbeginn zeigen Unternehmen nicht nur in einem gewissen Wiederholrhythmus, was sie gesammelt haben – das würde sich wohl irgendwann abnutzen – sondern verstärkt laden sie junge Künstler ein, Werke in den Räumen des jeweiligen Unternehmens zu präsentieren. So tragen den runden Button „Nachwuchskunst“, der im add-art-Programmheft auf diese Konstellation hinweist, von 20 Teilnehmern, knapp die Hälfte. Im wünschenswerten Fall kommt es zu einem wie auch immer gearteten kommunikativen Dialog zwischen den einzelnen Interessensgruppen.

 
Bildende Kunst
Die Geburt des Kunstmarktes. Rembrandt, Ruisdael, van Goyen und die Künstler des Goldenen Zeitalters

Reproduktionen und Variationen sind keine Erfindung der Moderne. Wie „Die Geburt des Kunstmarktes“ im Bucerius Kunst Forum zeigt, gingen schon „Rembrandt, Ruisdael, van Goyen und die Künstler des Goldenen Zeitalters“ in Serie, um schnell und effektiv zu verkaufen.

Es ist eine opulente Schau, die erste, die Franz Wilhelm Kaiser als Direktor des Bucerius Kunst Forums konzipiert hat, und sie dringt tief in die Blütezeit der Niederlande vor rund 400 Jahren ein.

 
Film
Human Flow Ai Weiwei

65 Millionen Menschen sind in diesem Moment auf der Flucht. Zwölf Monate lang hat der chinesische Konzeptkünstler und Regimekritiker Ai Weiwei mit 200 Teammitgliedern in 23 Ländern der Welt gedreht. Entstanden ist eine bildgewaltige aufrüttelnde Dokumentation über Vertreibung, Tyrannei, Armut, Ausbeutung und Heimatlosigkeit.
Doch die Schönheit trotzt dem erschütternden Ausmaß des Schreckens, ist kein innerer Widerspruch sondern eine Form des Begreifens, des Aufbegehrens, die vielschichtige visuelle Umsetzung von Empathie, von Solidarität: Ai Weiwei löst in der ästhetisch oft atemberaubenden globalen Komposition Distanz und Nähe auf, versucht so das fremde Schicksal zum eigenen zu machen, für ihn sind Flüchtlinge „die Helden unserer Zeit”, er zeigt ihren Schmerz, ihren Stolz und ihre Würde.

 
Festivals, Medien & TV
Filmwelt im Land der 1.000 Seen: 100 Jahre Finnland bei den Nordischen Filmtagen

Aki Kaurismäki: „Die Illegalen sind die Unsichtbaren“

Finnland, das Land der 1.000 Seen, feierte bei den 59. Nordischen Filmtagen Lübeck (NFL) 2017 seinen 100. Geburtstag. Demzufolge bildeten finnische Filme einen Schwerpunkt des Festivals.

Finnische Filmklassiker, aktuelle Serien, Horrorthriller, vor allem aber gesellschaftspolitische Filme bestimmten das finnische Programm der diesjährigen NFL. Filme, die nachdenklich machten, die Themen wie Migration und Integration in den Mittelpunkt der Handlung stellten. Wie wichtig Familie und Freunde sind, wie groß die Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit, nach einem eigenständigen, zugehörigen Platz in der Gesellschaft sein kann, verdeutlichten die unterschiedlichsten Filme auf jeweils eigene, immer aber intensive Art und Weise.

 
Kultur, Geschichte & Management
„Karl Marx, Das Kapital“. Eine Hommage im Museum der Arbeit

Es gilt als „Bibel der Arbeiterklasse“ und Pflichtlektüre kommunistischer Parteien – doch vermutlich hat nur ein Bruchteil der internationalen Arbeiterschaft dieses Bergwerk von einem Buch tatsächlich gelesen. Vor genau 150 Jahren, im September 1867, erschien der erste Band „Das Kapital“ von Karl Marx.
Was die wenigsten wissen: Es kam in Hamburg heraus, im Verlag Otto Meissner. Grund genug für das Museum der Arbeit in Hamburg dem Mammutwerk, an dem der wohl berühmteste ökonomische Theoretiker des 19. Jahrhunderts mehr als 20 Jahre lang gearbeitet hatte, eine Ausstellung zu widmen.

 
Festivals, Medien & TV
Nordische Filmtage

Seit drei Jahrzehnten ist das Filmforum ein wichtiger Bestandteil der Nordischen Filmtage. Zwar stehen die nordischen und baltischen Produktionen im Focus des Lübecker Festivals, aber auch die norddeutschen Filmschaffenden bieten ein buntes Spektrum aus Spiel- und Dokumentarfilmen, Kurz- und Animationsfilmen. Informativ, spannend und unterhaltsam präsentieren die Nordlichter dem Lübecker Publikum ein sehenswertes, abwechslungsreiches Kinoprogramm.