Kunsthandwerk, Grafik & Design

Otto hier, Otto da. „Otto, hier bitte auch noch mal“, riefen die drängelnden Fotografen und Herr Waalkes, lächelte, feixte und hoppelte, bis alle Aufnahmen im Kasten waren. Einen derart gewaltigen Medienhype gab es im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zuletzt bei Udo Lindenberg.
Die Ehre, die dem Freund und ehemaligen WG-Genossen vergönnt war, wird nun auch Deutschlands bekanntestem Komiker zuteil: Mit „Otto. Die Ausstellung“ präsentiert das Haus am Steintorplatz zum 70. Geburtstag des Wahlhamburgers eine umfassende Retrospektive seines bildnerischen Werkes – und huldigt einem Phänomen.

 
Bildende Kunst
Max Slevogt eine Retrospektive zum 150 Geburtstag

Das Landesmuseum Hannover widmet dem Jubilar, der neben Max Liebermann und Lovis Corinth zum „Dreigestirn des deutschen Impressionismus“ gehört, eine großartige Einzelausstellung.
Das Haus besitzt die älteste Privatsammlung Slevogt‘scher Werke, welche für die Ausstellung um Leihgaben aus nationalen und internationalen Museen ergänzt wird. „Wir wollen Max Slevogt in unserer Schau neu entdecken und zeigen, dass er mehr war als nur ein ‚Schönwetterimpressionist‘“, sagt Kurator Thomas Andratschke. 150 Bilder gilt es zu entdecken!

 
Film
Dogman

Mit seinem hinreißenden Kleingangster-Epos „Dogman” kreiert Regisseur Matteo Garrone einen düster-poetischen Parallelkosmos und den vielleicht berührendsten Protagonisten seit Ende des italienischen Neorealismus. Der ästhetisch virtuose Film ist in der Wirklichkeit verankert, aber fühlt sich an wie ein tragischer dystopischer Western.
Jenes verzweifelt demütige und fast bis zuletzt noch ridikül hoffnungsvolle Lächeln des schmächtigen Hundefriseurs (Marcello Fonte) ist herzzerreißend und zugleich Warnsignal an eine Kultur, wo nur das Recht des Stärkeren zählt. Gewalt und Ohnmacht bleiben Garrones zentrales Thema wie in „Gomorra” (2008), doch nie zuvor verbarg sich dahinter so viel Zärtlichkeit, so viel desperate Sehnsucht nach Nähe und Gemeinschaft.

 
Festivals, Medien & TV
Theater Festival Hamburg: „Vor Sonnenaufgang“ nach Gerhard Hauptmann

Was für ein Schauspielerfest! „Vor Sonnenaufgang“ nach Gerhard Hauptmann, das von Ewald Palmetshofer in die Gegenwart transportierte Sozialdrama, begeisterte beim Theater Festival Hamburg auf Kampnagel als hochaktuelle Zustandsbeschreibung unserer gesellschaftlichen und politischen Kultur.

 
Festivals, Medien & TV
Film Festival Cologne 2018

Nach einem eher dürftigen Festivaljahr 2018 ging schon das Raunen durch die Reihen: Wo sind all die guten Filme hin? Die Antwort ist einfach: Man muss nur richtig hinsehen – denn die Einreichungen jenseits etablierter Starbesetzung sind wie so oft die besten. Ein Zwischenbericht vom Film Festival Cologne.

 
Bildende Kunst
Balthus – Riehen

Die Augen sind geschlossen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, das linke Bein auf die Stuhlkante gestellt. Der rote Rock ist nach oben gerutscht und gibt den Blick frei auf die weiße Unterhose. In dieser Pose hat Balthus 1938 die vierzehnjährige Théresè Blanchard portraitiert. Ein Skandal, der seinen Ruf als Maler erotischer Mädchenbilder festigte.
Die Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel präsentiert bis zum 1. Januar 2019 rund fünfzig zentrale Gemälde dieses exzentrischen Künstlers aus sämtlichen Schaffensphasen, welche die teilweise provokante Inszenierung seiner Bilder hinterfragen und die Ironie und Abgründigkeit seiner Kunst beleuchten.

 
Festivals, Medien & TV
„Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ Foto Hans Joerg Michel

Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) glaubte nicht an die Liebe. Für den genialen Autor und Regisseur gab es nur Qual und Leidenschaft, Abhängigkeit und Ausbeutung. Seine negative Weltsicht goss er 1971 in das homosexuelle Kammerspiel „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“. Martin Kušej inszenierte das skandalumwitterte Stück am Münchner Residenztheater als furiosen Schau-Kampf bis in den Irrsinn. Nun war es beim Hamburger Theater Festival auf Kampnagel zu sehen.

 
Film
Werk ohne Autor

Eine emotionale Achterbahnfahrt durch drei Jahrzehnte deutscher Geschichte nennt Florian Henckel von Donnersmarck seinen neuen Film. Er inszeniert „Werk ohne Autor” als suggestives grandios konstruiertes Puzzle zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Ost und West.
Atemberaubend jener Mix aus Künstlerporträt, Lovestory, Neo-Noir und verstörendem Euthanasiedrama. Das opulent wagemutige Polit-Epos in der Tradition von Orson Welles’ „Citizen Kane” macht die Malerei zum Schlachtfeld und Schauplatz wechselnder Ideologien.
Manche deutschen Kritiker tun sich offensichtlich schwer mit dem Oeuvre: nach ersten positiven Rezensionen und Standing Ovations bei der Premiere begann plötzlich in Venedig auf der Biennale del Cinema ein feuilletonistischer Großangriff der Häme. Welche Ironie, zentrales Thema bei Donnersmarck ist die Freiheit der Kunst, und grade die wird ihm, dem Regisseur, nicht zugestanden.

 
Bildende Kunst
Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht

Dramatische Gesten oder Farben sind ihre Sache nicht, nur ein stiller, kraftvoller Realismus. (Julian Exner, 1987)

In einer Einzelausstellung präsentiert das Frankfurter Städel Museum bis zum 17. März 2019 die Malerin Lotte Laserstein, deren umfangreiches Œuvre zu den großen Wiederentdeckungen der letzten Jahre gehört. Rund vierzig Gemälde, Zeichnungen und Fotografien zeigen den künstlerischen Werdegang dieser ungewöhnlichen Frau, wobei der Fokus auf der Zeit der Weimarer Republik liegt. Diese vor ihrer Emigration nach Schweden entstandenen Bilder stellen – aus heutiger Sicht – den Höhepunkt ihres Schaffens dar. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verblasst ihr Ruhm: sie ist nicht mehr zeitgemäß und gerät in Vergessenheit. Wer war Lotte Laserstein?

 
Film
Ava

„Ava” ist eine Studie weiblicher Sexualität aus der Perspektive einer störrischen Dreizehnjährigen, der Arzt hat ihr grade eröffnet, dass sie in wenigen Monaten erblinden wird. Das Drehbuch schrieb die französische Regisseurin Léa Mysius zusammen mit ihrem Kameramann Paul Guihaume.

Der leicht surrealistische Film mit seinen magischen wunderschönen Bildern entwickelt sich für den Zuschauer zu einem suggestiven visuellen Abenteuer zwischen Sehnsüchten, Bedrohung und Albträumen: Sinnlich, verwegen, von trotziger Eindringlichkeit, unberechenbar wie die Protagonistin selbst.