Kultur Blog
- Geschrieben von Michael Lingner -
Bekanntlich wird die finanzielle Förderung kultureller Aktivitäten nicht in Lotterien verlost, sondern zumeist in Auswahlverfahren durch Jurys vergeben.
Aber ob es sich um Lotterieziehungen oder Juryentscheidungen handelt - auf allgemeines Interesse stößt in jedem Fall ausschließlich das Ergebnis, während die Art und Weise, wie es dazu kommt, meist ein Geheimnis bleibt und dem Walten höherer Mächte zugeschrieben wird. Was dem Wesen des Lotteriespiels entspricht, ist indes bei Juryurteilen völlig verfehlt. Werden die jede Jurierung ausmachenden Entscheidungs- und Selektionsprozesse als solche relativiert, bagatellisiert und ihre (Hinter-)Gründe verschwiegen, bedeutet das eine fahrlässige Verdrängung oder vorsätzliche Verschleierung der Realitäten.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -
Die Komödie im Winterhuder Fährhaus zeigt Sommertheater. Am 30. Juli war Premiere, das Stück wird bis 12. September gespielt.
Im großen Theatersaal ist es warm. Nicht heiß, nicht stickig, aber durchaus kuschelig. Einige Zuschauerinnen legen gern ihre Jacken ab. Wie sich das auf der Bühne anfühlt, unter den heizenden Scheinwerfern, zeigt sich, indem Romanus Fuhrmann sich im Lauf des Stückes immer häufiger mit einem großen weißen Taschentuch Kopf und Gesicht betupft – was vollkommen in seiner Rolle passt – und Jacques Breuer, der mehr herumtobt als alle anderen, sich nach zwei Stunden Jackett und Anzughose durchgeschwitzt hat. Das ist Hingabe. Hoffentlich trinkt er genug…
- Geschrieben von Dagmar Seifert -
Nikola Anne Mehlhorn hat neben anderen literarischen Arbeiten vor allem die Trilogie ‚Brachmond’, ‚Sternwerdungssage’ und ‚Salzflut’ veröffentlicht.
Sie erhielt bisher den Hamburger Literaturförderpreis, den Friedrich-Hebbel-Preis, das Stipendium der Arno-Schmidt-Stiftung, das Heinrich-Heine-Stipendium, das Stipendium der Kester-Haeusler-Stiftung, das Werkstattstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin und des Berliner Senats, das Ledig-House-Stipendium, New York sowie das Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin und des Berliner Senats.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
"In Bayreuth zu inszenieren bedeutet, sportiv zu sein."
Das Enfant terrible des Theaters, Hans Neuenfels, über sein Verhältnis zu Richard Wagner, die Aktualität von "Lohengrin" und Merkels Politik.
Was dringt im Umfeld der Proben zum neuen Bayreuther "Lohengrin" aus dem Festspielhaus auf dem Grünen Hügel? Nur wenig - über die legendären Wut- und Verzweiflungsanfälle des Regisseurs Hans Neuenfels, einer der Väter des deutschen Regietheaters, über seinen Genauigkeitswahn. Und wilde Bilder, die er auf die Bühne bringt. Die Gerüchte kochen hoch, schließlich war Neuenfels für einige der wirkungsvollsten deutschen Theaterskandale verantwortlich: den Thalia-"Hamlet" von 1978, vor dem Klaus Maria Brandauer floh und in dem die verwirrte Ophelia als uralte Dame in einem Laufställchen saß; die Frankfurter "Aida" 1980, die als Putzfrau auftrat (zum Triumphmarsch flogen Brathähnchen in die Luft); den Berliner "Idomeneo" 2003, der wegen der abgeschlagenen Köpfe von Religionsgründern (auch Mohammeds) 2006 zu Bombendrohung, Absage und einem Fundamentalstreit über die Freiheit der Kunst führte. In Hamburg inszenierte Neuenfels 2004 Beethovens "Fidelio" an der Staatsoper.
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Gründer von C/O Berlin Stephan Erfurt, Ingo Pott und Marc Naroska haben in zehn Jahren eine der wichtigsten Institutionen für Fotografie aufgebaut.
Mitte Juli feierte man tagelang den Geburtstag und ist nun mit der Situation konfrontiert, den ersten Stock des alten Berliner Postfuhramt verlassen zu müssen.
- Geschrieben von Milan Jubitz -
Im September 2010 feiert der Jazzclub im Stellwerk in Hamburg-Harburg sein fünfjähriges Bestehen.
Eröffnet zu einer Zeit, in der andere Clubs – egal ob Jazz- oder Rockclubs - eher die Pforten schlossen, dazu auf der „falschen Seite“ des Flusses – nämlich im totgesagten Süden Hamburgs. In einer Stadt, die für Jazzer ohnehin einen weißen Fleck auf der Karte darstellte und dann noch in einem Bahnhof.
In den 5 Jahren hat sich nicht nur der Club selbst etliche Male verändert (neue Fenster dämmen Hitze wie Kälte und vor allem den Zuglärm von Außen), Bistrotische und Stühle haben das einstige hölzerne Sitzreihenmobiliar abgelöst. Ein Durcheinander von Stromkabeln wurde durch eine geordnete Elektrik ersetzt, ein Backstage-Bereich ausgebaut und eine gut 15 Jahre alte Tontechnik durch modernes Equipement ersetzt. Und selbst ein gut eingespielter Flügel gehört mittlerweile zum festen Inventar. „Great Shit“, wie die Stellwerker sagen und es selbstironisch zum 5jährigen auch zu ihrem Leitmotiv machen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Mikis Theodorakis ist eine der großen Symbolfiguren für Menschlichkeit in unserer Zeit. Sein Leben ist das eines tatkräftig und unbeugsam handelnden Komponisten, Literaten und Politikers – es ist ein Leben für die Freiheit.
Das machen seine Lieder und Texte hörbar. Gerhard Folkerts hat sie für eine Hommage zusammengestellt und arrangiert und begleitet die Mezzosopranistin Julia Schilinski am Klavier. Rolf Becker rezitiert Gedichte und Stationen aus Mikis Theodorakis’ Autobiografie.
Claus Friede traf Gerhard Folkerts im Hotel Grand Elysée Hamburg und sprach mit ihm über Theodorakis' Werk und die Hommage zu dessen 85. Geburtstag im Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
- Geschrieben von Claus Friede -
15 Quadrat Kunst macht Schule ist ein gemeinnütziges Projekt für Schüler und Schülerinnen. Gestaltet von Künstlern und initiiert vom Kunstclub Hamburg.
Das Gemeinsame Ziel ist es, Jugendliche unterschiedlichster intellektueller und kultureller Voraussetzungen an die zeitgenössische Kunst heranzuführen und sie damit in ihrer Kreativität und sozialen Kompetenz zu fördern. Im Dialog möchte die Initiative sie auf Kunst und Kultur neugierig machen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Auch die fünfte Ausgabe von "Relax", der deutschen Trancemeister Blank & Jones, ist ein vielseitiges Album und eine hörenswerte Mischung aus Downbeat, Chill Out, Beach House und Bar Grooves.
Schon bei den vergangenen "Relax"-Ausgaben wirkten hochkarätige Künstler wie Keane, die Pet Shop Boys oder Sarah McLachlan mit. Auch auf dem neuen Album geht die Reise rund um den Globus mit Gastsängern wie der französischen Chanson-Ikone Coralie Clement. Gemeinsam mit ihrem Bruder Benjamin Biolay, man sagt er sei ein legitimer Nachfolger Serge Gainsbourgs, hat sie bereits drei großartige Alben veröffentlicht und beweist nun mit Blank & Jones, dass sie auch ohne den berühmten Bruder locker zu verzaubern weiß.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der in Bremen lebende Regisseur Eike Besuden zeichnet in seinem Doku-Drama das bewegte Leben des gebürtigen Emders Max Windmüller nach.
Deutschland 1933: Max Windmüller ist 13 Jahre alt. Seinem Vater wird von den Nazis die Gewerbeerlaubnis entzogen und die jüdische Emder Familie, Eltern und vier Kinder, geht ins Exil nach Holland. Dort bereitet sich Max in den nächsten Jahren auf ein Leben in Palästina vor. 1939 hat er tatsächlich eine Schiffspassage, lässt sich aber überreden, in Holland zu bleiben und in den Widerstand zu gehen. Die Situation dort ist nach der Kristallnacht ähnlich schwierig geworden wie in Deutschland. Max arbeitet jetzt mit den Leuten zusammen, die sich später die „Westerweel-Gruppe“ nennt. Für Tausende von Juden werden in dieser Zeit Adressen besorgt, um sie vor den Deutschen zu verstecken.