Kultur Blog
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Vier gestandene Pianisten aus Hamburg, aber aus unterschiedlichen Ecken des Klavier-Repertoires: Klassik, Jazz, Boogie. Vier große Namen, ein edler Saal, dreimal ausverkauft, und zwei große Steinways auf der Bühne. In der Hamburgischen Staatsoper servierten Axel Zwingenberger, Joja Wendt, Sebastian Knauer und Martin Tingvall einen virtuos gemixten Sommer-Cocktail ihrer Tastenkunst. Große Musik, beste Unterhaltung.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Zum ersten Mal nach mehr als 20 Jahren drehte Lee Tamahori wieder in Neuseeland. „Die letzte Kriegerin” hatte ihn 1994 berühmt gemacht. Seit dem arbeitete der Regisseur nur noch im Ausland, avancierte mit Filmen wie „James Bond 007. Die Another Day” zum Thriller-Experten.
„Mahana” aber ist eine Hommage an die Heimat: Das vielschichtige packende Melodram erzählt von dem 14jährigen Simeon, der gegen den allmächtigen Großvater rebelliert. Tamahori überrascht durch einen ungewöhnlichen, verführerischen leicht nostalgischen Mix von Stilen und Einflüssen. Es fühlt sich an wie ein klassischer Western, hat etwas wundervoll Altmodisches und erinnert an die legendären Leinwand-Epen der fünfziger Jahre wie Elia Kazans „Jenseits von Eden”. Doch wenn die Kulturen aufeinanderprallen, entsteht eine ganz eigene unverwechselbare, hochemotionale Bildsprache.
- Geschrieben von Thomas Janssen -
Heimelig ist sie nicht, die Welt der Justine Otto. Das springt den Betrachter förmlich an, wenn er die Ausstellung im Zehntspeicher Quarnstedt in Gartow im Osten des Landkreises Lüchow-Dannenberg betritt.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Man muss wahrlich nicht alles gesehen haben von diesem kunterbunten, oft banalen „Kunst-Zirkus“, den András Siebold zweieinhalb Wochen auf Kampnagel veranstaltete, um zu merken, dass Rachid Ouramdanes „Tenir Le Temps“ einer der Höhepunkte des Internationalen Sommerfestivals 2016 war: Eine magische Stunde Tanz, an der man sich nicht satt sehen konnte.
- Geschrieben von Johannes Blum -
Die Zauberflöte von Mozart, wird gesagt, sei wahlweise: ein Meisterwerk, ein Machwerk, das wichtigste Werk der Operngeschichte; es sei ein Kinderstück, das Märchen vom Humanismus, eine aufklärerische Parabel; es sei ein kruder zusammengezwungener Zwitter aus Volksstück und Mysterienspiel, ein Spießerbrevier von zweifelhafter Erhabenheit, das Operngegenstück zu Lessings Nathan der Weise; die Zauberflöte sei frauenfeindlich, revolutionär-egalitär, staatstragend-elitär etc. etc.
- Geschrieben von Claus Friede -
Gleich zwei Nationalmuseen in der norwegischen Hauptstadt Oslo widmen sich einem Phänomen in den Künsten, das vor knapp 150 Jahren ganz Europa und die Geschichte der Kunst der Moderne nachhaltig beeinflusste: die japanischen Kunst.
Auch wenn sich die Ausstellung „Japanomania i Norden“ auf die nordischen Länder und Frankreich bezieht, so ist in der Zeit zwischen 1875 und 1918 der Einfluss auch auf die mitteleuropäischen Länder und England ebenso stark gewesen und kann hier stellvertretend angesehen werden. Ohne den japanischen Einfluss könnte man sich heute den Impressionismus, die Art Nouveau-Bewegung, Victorianische Mode, die Wiener Secession und den deutschen Expressionismus kaum vorstellen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Systemkritik als hinreißendes Roadmovie: Klug, komisch, anrührend, provokant und manchmal sehr traurig.
Viggo Mortensen ist “Captain Fantastic”. Der Vater von sechs Kindern hat tief in den Wäldern des Pazifischen Nordwestens für seine Familie ein kleines autarkes Aussteiger-Paradies geschaffen. Hingebungsvoll widmet Ben Cash sich der Erziehung seiner Sprösslinge. Auf dem Lehrplan stehen nicht nur Dostojewski, Survival Training, Fremdsprachen, Theoretische Physik, Karl Marx und Martial Arts, sondern auch das Erlegen eines Hirsches mit dem Messer. Der Feind ist das Großkapital, die Zivilisation fern und spät Abends am Lagerfeuer wird zusammen Musik gemacht, ausgelassen getanzt. Die Kids bewundern und lieben ihren Dad und manchmal rebellieren sie, das hat ihnen der bärtige Weltverbesserer so beigebracht. Einzige Bedingung, der Standpunkt muss überzeugend dargelegt werden. Bei den Cashs sind christliche Religionen verpönt, sie feiern nicht Weihnachten, aber am 7. Dezember den Geburtstag von Noam Chomsky.
- Geschrieben von Claus Friede -
Unter diesem sehr sachlich pragmatischen Titel zeigen die „Berliner Festspiele“ im Rahmen des „European Month of Photography 2016“ im Martin-Gropius-Bau eine von Anne Morin kuratierte Ausstellung der US-amerikanischen Fotografin Berenice Abbott (1898-1991).
Die rund 80 Schwarz-Weiß-Werke, eine vergleichbar verschwindend kleine Menge aus dem Nachlass Abbotts, sind ebenso pragmatisch in den Räumen im obersten Stock präsentiert, nämlich nach Themen und Lebensstationen geordnet und aufgereiht. Einige wenige zusätzliche Dokumente, Briefe, ein Film, Bücher und Schriften vertiefen leider nur punktuell.
- Geschrieben von Christel Busch -
Die Galerie Borchardt in Hamburg zeigt bis zum 10. September 2016 Skulpturen, Tafelbilder und Installationen von Reiner Seliger.
Als bildkünstlerisches Material verwendet Seliger weiße oder farbige Kreide, Bruchstücke von Plexiglas und Glas, roten Backstein- und Terrakotta-Ziegel, Aluminium, Betonsteine. Aus diesen zerbrochenen Abfallprodukten formt der Künstler architektonisch anmutende Raumkörper und reliefartige Wandobjekte: Objekte von ungewöhnlicher Ästhetik und farbintensiver Präsenz.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Das Kampnagel Sommerfestival startete in diesem Jahr mit Oliver Dubois‘ „Auguri“ – einem philosophischen Stück über den trostlosen Zustand unserer Gesellschaft: Ein Höllenlärm, alles dunkel, die Menschen rasen aneinander vorbei und manchmal krachen sie aufeinander.
In der Ankündigung liest sich „Auguri“ allerdings etwas anders. Olivier Dubois, der französische Star-Choreograf und Tänzer, bezieht sich in seinem Stück, das auf Kampnagel seine Uraufführung erlebte, auf die römischen Auguren: „Beamte, deren Aufgabe darin bestand, den Götterwillen und die Zukunft aus dem Flug von Vögeln abzulesen. Analog zu dieser Praxis der Ornithomantie, die in vielen unterschiedlichen Kulturen Anwendung fand, macht Dubois hier die Bühne zu einem Orakel der Menschheit.“ So jedenfalls steht es im Programmheft.