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Vortrag von Marion Hinz (Stockelsdorf)
Mittwoch, 20. September 2023, 19.00 Uhr in der Eutiner Landesbibliothek
Eintritt frei

Eutiner Landesbibliothek und Freunde der Eutiner Landesbibliothek · Schlossplatz 4 · 23701 Eutin · www.lb-eutin.de

 

2023 steht ganz im Zeichen von Frauen aus und in Schleswig-Holstein, wie kürzlich nicht nur der Tag der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte in Reinbek gezeigt hat, sondern auch eine wissenschaftliche Tagung in der Eutiner Landesbibliothek mit dem Titel „Von Anna Ovena Hoyer bis Sarah Kirsch. Schriftstellerinnen aus und in Schleswig-Holstein“. Dass dieses Thema zukünftig mit zum festen Repertoire der Eutiner Landesbibliothek gehören wird, soll ein weiterer Vortrag zeigen. Am Mittwoch, dem 20. September 2023, um 19.00 Uhr wird Marion Hinz, Journalistin, Lyrikerin und Autorin, über die Lübecker Schriftstellerin Ida Boy-Ed (1852–1928) sprechen, die als frühe Förderin Thomas Manns (1875–1955) Bekanntheit erlangt hat, deren eigenes Leben und Werk aber zu großen Teilen in Vergessenheit geraten sind.

 

Ida Boy-Ed wurde 1852 als Tochter des Reichstagsabgeordneten, Büchereibesitzers und Journalisten Christoph Marquard Ed und seiner Frau Friederike Amalie Pauline, geb. Seltzam in Bergedorf geboren. 1865 erwarb ihr Vater das Verlagshaus in der Großen Petersgrube und zog mit seiner Familie nach Lübeck. Schon als Kind zeigte Ida großes Interesse an Literatur und schrieb eigene kleine Geschichten in selbst gebastelten Büchern. „Lesen und Schreiben, das war schon immer mein Leben, von Anfang an“ sollte sie später in ihren Lebenserinnerungen schreiben. Kaum 18jährig aber heiratete sie Carl Johann Boy, Geschäftsmann und Spross einer alten Lübecker Kaufmannsfamilie, die sich kaum durch kulturelles oder intellektuelles Interesse auszeichnete. So verbot ihr Mann Ida kurzerhand das Schreiben. Und auch von ihren Schwiegereltern wurde lediglich Anpassung an die gesellschaftlich vorgesehene Rolle einer Ehefrau und Mutter statt literarischer Ambitionen erwartet. Der Druck der Familie, das Schreibverbot und ihr „geistloses“ Umfeld bedrückten Ida Boy-Ed so sehr, dass sie 1878 beschloss, die Familie und Lübeck mit dem zweitältesten Sohn Carl zu verlassen. Sie ging mit der Hilfe ihres Bruders Cäsar nach Berlin, um sich dort eine schriftstellerische Existenz aufzubauen. Für zwei Jahre konnte sie damit mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt verdienen, der Erziehung ihres Sohnes aber nicht mehr gerecht werden. So kehrte sie schließlich nach einer Einigung mit der Familie Boy im Frühjahr 1880 nach Lübeck zurück. Hier erlaubte die Familie ihr immerhin endlich zu schreiben – und auch wenn der große schriftstellerische Erfolg auf sich warten ließ, erschien mit „Ein Tropfen“ 1882 ihr erstes Buch, eine Novellensammlung. Allein bis 1894 veröffentlichte sie 21 Bücher und erwarb sich damit einen Ruf als Schriftstellerin weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus.

Seit den 1890ern führte sie auch einen literarischen Salon, den unter anderem Heinrich Mann besuchte und der ihr 1893 seinen damals 18jährigen Bruder Thomas vorstellte. Schnell wurde Ida zur Förderin und „mütterlichen Freundin“ des begabten jungen Schriftstellers und blieb es bis zu ihrem Tod im Jahr 1928.

 

Marion Hinz wird in ihrem Vortrag der Biographie einer Frau nachgehen, die sich nach vielen Jahren gegen den Widerstand ihres Ehemannes, seiner Familie und der Lübecker Gesellschaft durchgesetzt hat und am Ende auf Verdienste als Schriftstellerin und hochgeehrte Bürgerin der Stadt Lübeck zurückblicken konnte. So muss es ihr Lebensmotto gewesen sein, was ihren Grabstein auf dem Burgtorfriedhof in Lübeck ziert: „Nichts ist so sicher wie dein Wollen“.

Marion Hinz ist Mitglied der GEDOK Schleswig-Holstein. Sie schreibt Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke sowie Rezensionen für das Kulturmagazin KulturPort. Ihr Lyrikband „Leicht ist mein Herz“ erschien 2015 im Husum Verlag.

 

Quelle: Eutiner Landesbibliothek

 

 

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