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Das Premieren-Programm des SPOKEN ARTS FESTIVAL (25.-31.10.22) steht fest, heute beginnt der Kartenvorverkauf. Eine Woche lang feiert das Festival die Vielfalt und Fülle der künstlerischen Ausdrucksformen rund um das gesprochene Wort und bietet herausragenden Künstler*innen eine Bühne. Die erste Festivalausgabe ist den 1920er-Jahren gewidmet und wird „die Strahlkraft dieser kulturellen Epoche bis in die Gegenwart der 2020er-Jahre neu beleuchten“, so der künstlerische Leiter Joachim A. Lang. Veranstalter des Festivals ist die Akademie für gesprochenes Wort in Kooperation mit zahlreichen Kulturpartnern. „Mit SPOKEN ARTS wurde ein besonderes Format geschaffen, das die Sprechkunst erstmals in einem Festival mit anderen Gattungen der Kunst zusammenführt. In dieser Form hat es das noch nicht gegeben“, so Uta Kutter, Direktorin der Akademie für gesprochenes Wort. Hauptspielort ist das Theaterhaus Stuttgart, außerdem bieten das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Kunstmuseum Stuttgart, das Literaturhaus Stuttgart sowie die Schauspielbühnen in Stuttgart Veranstaltungen an. 
 
Eröffnet wird das SPOKEN ARTS FESTIVAL am 25.10. mit der „Zwanziger Jahre Revue“ im Theaterhaus Stuttgart, die die Vielfalt der Künste in dieser Epoche vorstellt: Meret Becker, die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, Gauthier Dance, Max Moor, Robert Stadlober sowie Loïc Damien Schlentz und Florian Fries von Stuttgarts Comedian Harmonistsziehen in den Bann der Worte, Klänge und Ideen jener Zeit. 
 
Weltliteratur der 20er-Jahre
 
„Die deutschsprachige Literatur der 1920er-Jahre zeichnet sich durch ausgeprägte Experimentierfreude aus. Sie greift Elemente aus Radio, Film und Bildender Kunst auf, arbeitet mit Schnitt, Blende und Collage oder nähert sich der Musik an, indem Sprache als Klangmaterial verwendet wird. Die Literatur war eng mit der gesellschaftlichen Entwicklung verknüpft, sie gab ein Bild ihrer Zeit mit einer Vielseitigkeit, die auch heute noch begeistern kann“, betont Joachim A. Lang. Hannelore Hoger, Claudia Michelsen und Devid Striesow, drei der besten Schauspieler*innen unserer Tage, zeigen dies am 30.10. im Theaterhaus, indem sie anhand markanter Originaltexte Eindrücke der unterschiedlichen Stilrichtungen geben: Anfang der 1920er-Jahre dominierten noch expressionistische Stimmen. Kunst und Literatur waren geprägt durch die pathetische Beschwörung einer neuen Zeit. Mit der Entstehung der Neuen Sachlichkeit wurde der Ton nüchterner. Alltagssprache und Schlagerzitate fanden ihren Weg in die Literatur. 
 
Insbesondere das Jahr 1922 steht exemplarisch für die kreative Fülle jener Epoche, wie der Schriftsteller Norbert Hummeltam 27.10. vor Augen führt: Sein neues Buch „1922. Wunderjahre der Worte“ widmet sich Autor*innen wie James Joyce, Virginia Woolf, Rainer Maria Rilke, Katherine Mansfield und T.S. Eliot, die er quer durch Europa begleitet, und dabei die spannungsgeladene politische Stimmung einfängt.
 
Zu den meistinterpretierten Texten gehört Franz Kafkas Roman „Der Prozeß“. Die Literaturwissenschaftlerin Kristin Eichhorn hat für das SPOKEN ARTS FESTIVAL eine Bühnenfassung erstellt. Schauspieler Ulrich Matthes zieht das Publikum am 26.10. mit seiner unverwechselbaren Stimme in die groteske Welt des Josef K. hinein, der eines Morgens aufwacht und verhaftet wird. Ein weiteres zeitloses Werk der Weltliteratur ist „Hiob“ von Joseph Roth. Den berühmten „Roman eines einfachen Mannes“ präsentiert Schauspieler Samuel Finzi am 31.10., begleitet von Bratsche und Akkordeon der Gebrüder Glücklich.
 
Stimmgewaltiger Gegenwartsliteratur ist ein Abend mit Michael Fehr und Arno Camenisch im Literaturhaus Stuttgart gewidmet. Beide fassen und gestalten literarische Texte als rhythmisch-melodische Körper, sind Schriftsteller wie Sprechkünstler zugleich. Und zum Abschluss des Festivals, am 31.10., werden Gegenwart und Vergangenheit selbst in einen Wettstreit gebracht, bei dem Poetry Slam „Dead or Alive?!“ im Theaterhaus: Dort treten die Worte verstorbener Weltliterat*innen gegen diejenigen junger Poet*innen von heute an.
 
Berühmte Reden der Zeit
 
Die ‚Goldenden Zwanziger Jahre‘ waren vor allem eines: politisch, es wurde für Frauenrechte, Arbeiterinnenrechte und Demokratie gestritten. Die Schauspieler*innen Joachim Król, Lary und Anna Schudt widmen sich am 31.10. im Theaterhaus den großen politischen Reden: etwa von Marie Juchacz, die mit der ersten Rede einer Frau in einem deutschen Parlament in die Geschichte einging. Oder von Otto Wels, der sich mit seiner legendären Rede gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis einen Namen machte. Dabei wird die Bühne auch den aktuell drängenden Fragen gegeben – was sagen diese Reden den Menschen heute, die sich für eine faire Welt einsetzen? Wofür wurde damals gekämpft, und was gilt es, über zeitliche und räumliche Grenzen hinweg zu verteidigen? 
 
Literatur und Film
 
Einer der berühmtesten Filme der Zeit ist „Der blaue Engel“ unter der Regie von Josef von Sternberg. Literarische Vorlage war Heinrich Manns Roman „Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen“, die bitterböse Satire über das deutsche Bürgertum der Jahrhundertwende. Im Gespräch widmen sich der Feuilletonkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Andreas Kilb und die Leiterin des Schiller-Nationalmuseums und Literaturmuseums der Moderne Vera Hildenbrandt dem Vergleich von Buch und Film. Zu erleben am 30.10. im Theaterhaus und Deutschen Literaturarchiv Marbach. Gerahmt wird das von Filmausschnitten begleitete Gespräch von den berühmten Liedern Lola Lolas, gesungen von der Künstlerin Adrienne Haan.
 
Die Musik der 20er
 
Für den pulsierenden Rhythmus der 1920er-Jahre standen wie kein anderes Ensemble die Comedian Harmonists (1928-35). 2019 wurde das legendäre Vokalensemble an den Schauspielbühnen in Stuttgart unter Leitung von Florian Fries als Stuttgarts Comedian Harmonists wieder zum Leben erweckt, die beste Unterhaltung und musikalischen Hochgenuss bieten. Gleich zwei Konzerte stehen am 29.10. auf dem Programm: eines in der Komödie im Marquardt und eines zur „Langen Nacht“ im Theaterhaus – dem Höhepunkt des Festivals, bei dem das gesamte Theaterhaus seine Säle öffnet und das gesprochene Wort gefeiert wird. Mit einem eigens gestalteten Programm tritt dort das Sprechensemble der Akademie für gesprochenes Wort auf, das sich facettenreich der Sprechkunst und Literatur widmet. Die ‚Chanteuse Internationale‘ Adrienne Haan wird bei der „Langen Nacht“ begeistern und mit ihrer virtuosen Stimme und großen Schauspielkunst das musikalische Kabarett-Repertoire der 1920er-Jahre durchstreifen. Zur „Langen Nacht“ tritt außerdem das bekannte Moka Efti Orchestra auf, die Bigband der Kult-Serie „Babylon Berlin“, deren Name dem berühmten Berliner Café und Tanzhaus der 1920er- und 30er-Jahre Moka Efti entstammt.
 
HipHop ist die Sprechkunst der Gegenwart, die heute die Massen begeistert. Beim SPOKEN ARTS FESTIVAL ist daher am 29.10. die HipHoperin und Beat-Boxerin Lia Şahin zu erleben. Und am 28.10. geben Die Orsons ein Konzert. Seit vielen Jahren prägen sie die deutsche HipHop-Szene und schaffen es, mit jedem ihrer Konzerte von Neuem zu überraschen. 
 
Tanz und Malerei
 
Für die ‚Goldenen Zwanziger‘ und Weimarer Republik steht kaum eine Frau so exemplarisch wie Anita Berber, Femme Fatale und wohl wildeste Frau der Zeit, verewigt im berühmten Bildnis von Otto Dix. Das Kunstmuseum Stuttgart widmet Anita Berber am 30.10. die Lecture Performance „Rekonstruktionen“: Der Choreograph Martin Stiefermann und die Tänzerin Brit Rodemund führen darin ihre Recherchereise in die Welt Anita Berbers vor. Entlang tanzwissenschaftlicher Funde und ausgewählter Soli wird das Publikum auf lebendige Art und Weise mit dem Werk der Anita Berber vertraut gemacht, live begleitet von dem Pianisten David Schwarz. Im Anschluss stellt die Kuratorin Anne Vieth das Anita-Berber-Gemälde von Otto Dix vor.

 

Schon heute laden wir Sie herzlich zur Pressekonferenz am 20. September um 11 Uhr im Glashaus des Theaterhauses Stuttgart ein.
 
Das Spoken Arts Festival findet vom 25. bis 31. Oktober 2022 statt. Idee und Konzeption: Annikke Fuchs-Tennigkeit, Uta Kutter, Joachim A. Lang. Künstlerische Leitung: Joachim A. Lang. Veranstaltet von der Akademie für gesprochenes Wort, gemeinsam mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, Kunstmuseum Stuttgart, Literaturhaus Stuttgart, den Schauspielbühnen in Stuttgart und dem Theaterhaus Stuttgart. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Baden-Württemberg Stiftung und der Landeshauptstadt Stuttgart.
 
Quelle: Spoken Arts Festival

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