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Die Vita von Philipp Makolies ist lang. Gegründet noch als Schülerband, reiste er mit Polarkreis 18 einmal durch Indie-Europa und bis an die Spitze der Charts, mit seiner Band „Woods of Birnam“ veröffentlichte er bisher vier Alben und ist gemeinsam mit seinen Bandkollegen Musiker und Ensemblemitglied in sagenhaft erfolgreichen Shakespeare-Inszenierungen.

 

Dazwischen hat er sparsam-schöne Songwriter-Alben mit seinem Folkduo „Lestat Vermon“ veröffentlicht, spielt als Live-Gitarrist bei Enno Bunger, betreibt ein nostalgisches 80ies-Synthpop-Projekt unter dem Namen Makk und produziert andere Künstler.

„It Comes And Goes“ von Philipp Makolies ist trotzdem eine Art Debüt. Das erste Album, das er unter seinem Namen veröffentlicht und das – ob geplant oder nicht – all diese Fäden miteinander verknüpft, ein Paket daraus schnürt. Keine Bandkonstellation, kein experimentelles side project, eher eine Essenz dessen, was Philipp Makolies in all diesen disparaten Konstellationen und Projekten beisteuert.

 

Philipp Makolies It Comes And Goes COVEREin Songwriter-Album hinsichtlich Fokus und Prägnanz der darauf enthaltenen Stücke. Aber auch ein Produzentenalbum, das jeden dieser Songs in eine perfekte Atmosphäre setzt, dabei stets transparent genug bleibt, um die Sorgfalt hörbar zu machen, die jedes Instrument, jede Hallfahne, jeder fragile Chorgesang im Hintergrund in seinem Entstehungsprozess erfahren hat.

 

Der Ausgangspunkt der Lieder auf „It Comes And Goes“ ist immer die Gitarre. Und doch bleibt das Album nie bei hemdsärmeligem Folk, sondern offen für elektronische Möglichkeiten und zeitgenössische Produktionsformen. Makolies kleidet die Lieder in analoge Vintage Synths, sorgsam kreierte Beats, Soundscapes und Samples, so wie die zarten Flöten im Opener „Can You Bring Me Back Home“.

 

Auch auf Kollaborationen mag Philipp Makolies dabei nicht verzichten. Der Schauspieler und Sänger Christian Friedel, mit dem er viele der Songs für Woods of Birnam schreibt, leiht gleich zwei Stücken seine Stimme. Bei „Follow“ bittet er die Leipziger Sängerin Janda zum Duett und mit Matthias Wagner lud er einen seiner ältesten musikalischen Weggefährten zur Kollaboration ein, bei der das euphorische „Cause You’re Loving The World“ entstand. Viele der Texte schrieb er gemeinsam mit Ludwig Bauer, seinem Partner bei Lestat Vermon.

Und so bewegt sich auch „It Comes And Goes“ mühelos zwischen dem Folk-Pop und dem klassischen Songwriter- Ansatz von Lestat Vermon („Leave and Stay“) und der Schwere und Dramatik, die man von den Theaterproduktion der Woods of Birnam kennt („Golden Years“). Der naiv-euphorischen Retro-Pop von Makk setzt bei „‘Cause You’re Loving The World“ einen Kontrapunkt zur sanften Melancholie, die sich sonst durch diese Texte zieht. Der Ursprung dieses Liedes liegt in einem spontanen Lockdown-Musik-Jam mit seinen Kindern und zieht auch textlich seine Inspiration aus ebenjener ungefilterten, reinen Lebenslust, die nur kleine Kinder so empfinden können.

 

Thematisch lässt sich „It Comes And Goes“ vielleicht am besten als ein Aussichtspunkt beschreiben, ein Innehalten, eine Selbstverortung. Ein Blick auf Beziehungen und auch auf gedankliche Gebäude, die man für sich errichtet hat und für eine gewisse Zeit bewohnt. Lebensphasen, die sich aufbauen wie Wellen, einen scheinbar überfluten und wieder abebben:

„Die ‚Tidal Wave‘ des gleichnamigen Songs ist für mich eines der zentralen Bilder, weil es das Albumthema so schön poetisch auffängt und die Wellen, das Kommen und Gehen symbolisiert... Manchmal muss man eben mitsurfen, manchmal wird man überspült und manchmal ist die See unendlich ruhig und weit.“ So beschriebt Philipp Makolies das Albumthema.

Einen der scönsten Songs, „Don’t Get Lost“, hat er aus einem Mantra gemacht, das ihn selbst in ganz verschiedenen Situationen wieder klarer sehen lässt.

 

It’s up to us
In what we trust
So tell me where to go and sing.
(„Don’t Get Lost“)

 

Manchmal genügt schon eine kleine Melodie, um zu sich selbst zurückzufinden. Manchmal darf es auch ein ganzes Album sein.


Philipp Makolies: It Comes And Goes

Label: Royal Tree Records (believe Digital)

Booklet; CD, digital

Weitere Informationen (Homepage Philipp Makolies)

 

YouTube-Videos:
-
Philipp Makolies - Can You Bring Me Back Home (Studiosession, 3:40 Min.)

- Philipp Makolies - Follow (feat. Janda) (Studiosession, 3:29 Min.)

- Philipp Makolies - Tidal Wave (feat. Christian Friedel) (3:19 Min.)

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