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Melt Trio Stroy

Die beiden Brüder Peter (Gitarre) und Bernhard Meyer (Bass) sowie Moritz Baumgärtner (Drums) bringen ihr drittes Album heraus: Stroy.
Die archaische Variante des englischen Wortes destroy (zerstören) erklärt nicht unbedingt dieses melodische und oft harmonisch klingende, elfteilige Kunstwerk. Dann schon eher der Begriff „melt“, denn die Verflüssigung oder Einweichung der Gefühle funktioniert.


„Stroy“ fällt musikalisch auf, weil die Stücke einfach und allesamt gut sind. Dominant ist der Klang der E-Gitarre mit gerade zu Beginn kurzen, melodisch-rhythmischen Motiven. Diese Riffs sind prägnantes Mittel und führen oftmals in die Nähe des Rocks. Das bedeutet nicht, dass es Solotendenzen eines der Musiker gäbe, vielmehr ist das ausgewogene Zusammenspiel, eines der Qualitätsmerkmale.
Man könnte meinen, das Berliner Trio stellt sich die Welt schwebend vor, so ist es auch erklärbar, dass komponierte fließende Passagen sich mit Improvisationen abwechseln und sich regelrecht auflösen.

Melt Trio Stry Cover„Crescending“ und „Cassandra Complex“ geben gleich zu Beginn einen Einstieg in die Klangwelt, nehmen die Hörer mit auf den Stunden-Ritt durch das bemerkenswerte musikalische Terrain des Trios. Besonders bei „Congo Square“ zeigt Drummer Moritz Baumgärtner, dass er nicht nur Rhythmus kann, sein Schlagwerk ist räumliche Kreation. Wunderbar, wie er hier klangliche physische Kontinuen schafft und in der Kombination mit einem spacigem Sound der Gitarre und dem reduzierten parallelen Bass. Anzunehmen, dass sich die Künstler inhaltlich auf den berühmten Congo Square in New Orleans beziehen. Er hat in der Stadt, die als „Wiege des Jazz“ bezeichnet wird, historische Bedeutung als ehemaliger Treffpunkt der Sklaven (zumeist aus dem Kongo) in spanischen und französischen Kolonialzeiten und danach, die dort am sonntäglichen Ruhetag zu Musik tanzten.

„Snow Down“ knüpft dort weiter an, wo die ersten beiden Stücke aufgehört haben: unaufgeregt und dennoch spannungsgeladen.
Übermütig wird es gleich doppelt, allerdings bleibt das Ausmaß begrenzt. In langsamer Taktung strömt zunächst „Hybris I“ dahin, bevor „Hybris II“ sich aufschwingt und fast hysterisch werden kann, doch nach fast zwei Minuten erkaltet ein kosmisches Strahlen die Aufgeregtheit und beruhigt jedes Gemüt und die Anmaßung bleibt nur noch als Gerücht übrig.

„Stroy“, Titelgeber der CD ist ein gerader Fluss, der ruhig dahintreibt. Vielleicht ist nur in der Potenz als zerstörerisch denkbar.
Nachahmung ist bei „Mimikry“ höchstens als musikalischer Selbstreflex verborgen. Melt ahmt Melt nach.

„Bica“ und „Nexus“, der Sound einer verlorengegangenen Welt, der Sound scheint sich in diesen beiden Stücken erst seinen Weg erst suchen zu müssen, nichts ist wirklich vorgegeben. Neben dem dahinströmenden Klang gibt es hier und da ein paar Schärfen und Spitzen, bis sich die Brillanz erneut in der melodischen Erkenntnis beweist.

Und dann schließt „Heiliger Dankgesang“ das Album ab. Das Extro ist mit einem sehr entfernt zu erkennenden Zitat aus Ludwig van Beethovens „Streichquartett Nr. 15, in a-Moll op. 132 (Dritter Satz)“ versehen und so arrangiert, dass der Dankgesang an uns alle gerichtet ist. Beethoven versah seinen dritten Satz mit dem Zusatz „Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart“. Die Dankbarkeit über seine Genesung, die Beethoven in dem Kanon noch scherzhaft ausgedrückt hatte, fand nun auf ernsthafte Weise Eingang in das a-Moll-Quartett.
Weiterhin gute Genesung dem Melt Trio.

Melt Trio: Stroy
Peter Meyer: guitar, Bernhard Meyer: bass, Moritz Baumgärtner: drums
CD
Label: Traumton Records
EAN: 705304463529
VÖ: 26.08.2016
Hörprobe
YouTube-Videos:
Melt Trio – "Crescending" live | Arte TRACKS
Melt Trio – "Congo Square" live | Arte TRACKS


Tourdaten
18.10.2016 Berlin, A-Trane : Records Release Konzert
19.10.2016 Hamburg, Golem - fat jazz
21.10.2016 Bremen, Römer : tbc
22.10.2016 Dithmarschen, jazzcoast
29.10.2016 Detmold/Bad Meinberg, Red Horn District
30.10.2016 Aachen, dumont
31.10.2016 Köln, Heimathirsch
03.11.2016 Leipzig, Telegraf
04.11.2016 Dresden, Kukulida
05.11.2016 Berlin, West Germany
18.01.2017 Hamburg, Birdland
19.01.2017 Flensburg, Orpheus Theater
20.01.2017 Lübeck, CVJM
21.01.2017 Kiel, Kulturforum


Abbildungsnachweis:
Header: Melt Trio Foto: © Stefanie Marcus
CD-Cover
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