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Neues Jazz-Album, neues Leben: „Summer’s Ease“ von Caro Josée

Die Hamburger Jazz-Sängerin Caro Josée singt über die Leichtigkeit des Sommers: „Summer’s Ease“ heißt ihre neues Album, das erste nach der Auszeichnung mit dem Jazz-Echo vor drei Jahren. Wunderbare, vertraute, moderne Klänge und Texte, die Lebensgefühle und Träume Leben in wenigen Zeilen assoziationsreich einfangen.
Viel ist passiert auf dem Weg zu Caro Josées neuer CD „Summer’s Ease“. Für den hochgelobten Vorgänger „Turning Point“ wurde sie 2013 mit dem Jazz Echo als „Beste Sängerin national“ ausgezeichnet. Ein starker Treibsatz für ihr Comeback, eine Extraportion Selbstsicherheit und Stehvermögen, die man gut brauchen kann, wenn man nach Jahrzehnten wieder so richtig durchstarten will.
„Summer’s Ease“ ist wieder eines dieser Alben, bei denen jeder sofort denkt, es würde ihn schon seit vielen Jahren begleiten. Vertraut, wohlig und raffiniert transportiert es dieses Gefühl: Kenn’ ich irgendwie, die singt doch von mir. So etwas funktioniert nur, wenn jemand auf eine Menge Lebenserfahrung zurückblickt. Caro brach quirlig aus einer Musikerfamilie in Gießen auf, mit raschen Erfolgen als blutjunge Sängerin in der Hamburger Szene der 70er-Jahre, auf Wege, Umwege und Durchhänger. Auf lange Strecken außerhalb des Musikbusiness, auf zwei Jahrzehnte Familienzeit, zwei erwachsene Kinder und auf einen neuen Anfang, weil das Leben irgendwo eine scharfe Biegung macht und neue Horizonte erobert werden wollen. Umbrüche, die die erst mal gemeistert werden wollen, bevor man sie punktgenau in knappe Verse packen kann. Um dann mit ihnen ins Studio zu ziehen und weiter in die Clubs, auf die Bühnen im echten Leben. Für die zierliche Sängerin bestätigt sich gerade einmal mehr, was das Motto ihres Lebens sein könnte: „Geradeaus ist nicht immer der kürzeste Weg.“

www.carojosee.com„Summer’s Ease“ – der Album-Titel lässt eigentlich leichte, fröhliche, entspannte Songs erwarten. Stattdessen gibt es viele melancholische Erinnerungen an glückliche Familienurlaube in Italien. Die mit Caros Handy aufgenommene Strandstimmung zu Beginn führt dann aber nur selten zu Prosecco-Leichtigkeit, schon eher zum Ristretto – wenig Wasser, viel Geschmack, tiefschwarz und gern einen Tick bitter. Das ist der Grundton des neuen Albums.
Dass es sich gleichwohl angenehm hören lässt, liegt an stilistischen Wurzeln, die weit ins Retro reichen. Ihr Konservatorium war das Radio – zum Beispiel bei ihrer 18 Jahre älteren Halbschwester in Archer City/Texas. Da wurden in stundenlangem Radiohören Patsy Cline, Ray Charles, Aretha Franklin, die Eagles, Henry Mancini oder Les Baxter ihre Lehrer, und Caro saß mit ihrer Gitarre auf einem Zaun und schrieb erste eigene Songs. Ihre unverstellte, nur fast nach naivem Erstaunen klingende Stimme hat sie sich bis heute bewahrt, aber sie kann auch fauchen, scharf schneiden, samtig kratzen, Herzen brechen und Träume auf dem Fußboden zerschellen lassen.

Große Gefühle, „sophisticated“ und klug reduziert
Unschwer zu hören: Caro liebt amerikanisches Strand-Feeling in den 50er-Jahren, einen Hauch der Filmmusiken von damals. Was kommt ihr in den Sinn, als Bild dazu? „Mode in 50er-Jahre-Schnitten“, sagt Caro. „Aber geschneidert mit ganz anderen Stoffen als damals.“ Das heißt: Es entsteht ein vertrautes Feeling, aber mit ganz anderen Sounds von heute. Nichts wird einfach gecovert, aber es werden – elegant und intelligent reduziert, immer hübsch „sophisticated“ – viele Anklänge lebendig.
Entstanden ist das Ganze ja auch nicht mit einem großen Hollywood-Filmorchester, sondern mit ihren vier Musikern – Mitproduzent Patrick Pagels, der Caros am Klavier gewachsenen Ideen weiterentwickelt und zurechtfeilt. „Patrick spielt Jazz- und akustische Gitarre und ist verantwortlich für alle Sounds, die er für uns auf seinem Computer gebastelt hat – ‚all not mentioned instruments’ heißt das auf dem Cover, von denen hat er eine Riesenauswahl.“ Mit dabei außerdem: Martin Scheffler (E-Guitar), Gerold Donker (Double Bass) und Tammo Bergmann (Drums).
Dazu die Texte von Caro: Balladen, Alltagsdramen, melancholische Stimmungen, hübsche kleine Fantasien, eingefangen am liebsten mit Bleistift und Papier am Strand – so sind etliche Songs dieser CD entstanden: „Cocomo“, „All Forgotten Dreams“ und „Like a Cha Cha“. Da gibt es die Verbeugung vorm großen Vorbild („Mr. Django“), freundliche Erinnerungen an St. Tropez und Ibiza, exotische Träume wie „Isfahan“ – ein Traumstück über die magisch leuchtenden Farben und flimmernden Bilder der Nacht, entstanden nach einem Fernsehbericht. Und Träume vom Ich, wie es am liebsten sein sollte: „Marguerite“, „Girl From Vietnam“ oder „Louboutins“ („dabei kann ich auf diesen Dingern gar nicht laufen, aber sie sind einfach sehr sexy“). Das ist alles leichter Tobak.
Und dann gibt es Songs, die tief ans Eingemachte gehen. Sehr persönliche Texte über Verletzungen, dunkle Täler, „Rain Down“ zum Beispiel oder „If There’s A Heaven“. Und dann neuer Aufbruch, neue Ufer, wie nach einem Hagelsturm im März: noch winterblass die Haut, aber wieder Sehnsucht nach draußen, nach Leuten und Sonne vorm Café – „On The Sunny Side“.

Ihr Lieblingslied? „Da gibt’s gleich zwei“, sagt Caro. „Das Lebensgefühl, das sich in ‚Cocomo’ manifestiert. Und der kleine Krimi von ‚In Distress’.“
Kein Zweifel, Caro ist wieder voll da. Der Jazz Echo vor drei Jahren sorgt für ein bis heute wachsendes Interesse bei den Medien. Die Liste ihrer Auftritte für dieses Jahr wächst. Auch in Hamburg wird sie bald wieder auf der Bühne stehen. Singen, Seelen berühren. „Weinen sollen die Leute bei meiner Musik“, sagt Caro. „oder tanzen.“

Caro Josée: Summer’s Ease
CD Skip Records
SKP 9129
www.carojosee.com mit weiteren Informationen, Tour-Daten für 2017 und Hörbeispiele

Video: Caro Josée - Cocomo - Live At Prinzenbar Hamburg - 2016

Die nächsten Auftritte:
27.05.2016 Hamburg/Downtown Blues club im Landhaus Walter/Stadtpark
16.07.2016 Steinheim/Wein- und Kulturtage - Weingut Adelmann
23.07.2016 Luxembourg/Jazz Ralley
12.08.2016 Pinneberg/ Summer Jazz Festival
17.09.2016 Langen/Jazz Club
21.10.2016 Karlsruhe/Tempel
22.10.2016 Fürth/Kofferfabrik
23.10.2016 Riesa/Erdgas-Arena
28.10.2016 Pinneberg/Foyer Konzert
11.11.2016 Fürstenwalde/Fürstenwalder Jazztage
18.11.2016 Wangen/Jazz Point
19.11.2016 A-Hard/Kammgarn


Abbildungsnachweis:
Caro Josée; CD-Cover

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