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Akku Quintet - Molecules

Die Jazzmusik in der Schweiz ist beeindruckend. Was das kleine Land musikalisch auf diesem Gebiet anzubieten hat, kann sich weltweit sehen und hören lassen.
Auch wenn der Jazz finanziell bei weitem nicht so aufgestellt ist wie der Bruder in der Klassik, pflegen die Jazzmusiker – laut einer Studie der Zürcher Hochschule Winterthur – „zur Erweiterung der Auftrittsmöglichkeiten in verschiedenen Formationen zu spielen, und scheuen nicht davor zurück, schon mal unter dem Zaun hindurch zu fressen und Musik anderer Genres zu spielen.“ Eine eigenwillige Beschreibung, die aber gerade auf das neue Album des in Bern beheimateten Akku Quintets gut anzuwenden ist.

alt Erstens spielen die vier Musiker und eine Musikerin in jeweils vielen weiteren Formationen und Projekten und zweitens ist „Molecules“ – so der Titel der CD – nicht gerade etwas für den Musikgeschmack der großen Masse, da muss sich auch ab und an der Hörer „unter dem Zaun durchzufressen wissen“. Zwischen guten Grooves und eingängigen Fusion-Fragmenten schleichen sich energetische, halluzinogene Schnipsel und Riffs. Letztere und die Art der vier, gut 40 Minuten dauernden Stücke, sind eine bemerkenswerte Mischung aus verschiedenen akustischen Teilchen. Nicht umsonst ist ein Bild auf dem Cover zu sehen, der einer Quarks-Streuung eines Teilchenbeschleunigers nachempfunden ist. (Gemeint ist nicht das geflockte Eiweiß der Kuhmilch, sondern Elementarteilchen der Atomkerne.)

Akku Quintet - Molecules Cover„Molecules“ ist das zweite Album des Quintetts und scheint auch nach Elementarteichen zu suchen, die einer Art Minimalmusik folgen, mit Tendenz zu psychedelischen Einsprengseln. Zudem wird filmreife Vorstellungskraft der individuellen Bilder im Kopf abgefordert.
Eigentlich ist „Molecules“ mehr „Fractales“, denn die Bildung von musikalisch-wachsenden Mustern geschieht durch das Zerbrechen dergleichen, nur mit dem Effekt, dass gleich neue Muster gebildet werden. Diese Methode weist wiederum eine permanente Selbstähnlichkeit auf. Das ist zwar alles sehr physikalisch abgeleitet und mag hergeholt wirken, aber die Adaption von Systemen und Bedingungen außerhalb der Kunst durch die Kunst, hat eine lange Tradition. In den vier Kompositionen von Formationsgründer Manuel Pasquinelli macht die fraktal-dynamische Methode erstens musikalisch Sinn und zweitens ist sie deutlich hörbar und einfach gut und glaubwürdig umgesetzt. Genug Physik! Das Album ist ein vielseitiger Musikgenuss, hält Überraschungen bereit und versetzt den Hörer in unterschiedlichen Zustandszonen von Befindlichkeit.

Die Band live zu erleben, ist in sofern obligatorisch, weil Medienkünstler Jonas Fehr die visuellen Bilderwelten inszeniert, die nicht lediglich platt kommentieren was sich musikalisch abspielt, sondern als eigene, rhythmische Stimme gelesen werden muss, ohne die Fantasie der Besucher auszuschalten.
Live zu sehen und hören sind die fünf am 9. April in Bremen (Mediencooperative), am 11. April in Berlin (Café Fincan) in Hamburg am 12. April (Stellwerk) und am 14. April in Köln (Jäzzzeit im Heimathirsch).

Akku Quintet - Molecules
Thierry Lüthy (tsax), Maja Nydegger (p, k), Markus Ischer (git), Andi Schnellmann (b), Manuel Pasquinelli (dr, komp.), Jonas Fehr (live visuals)
Label: Morpheus Records
Vertrieb: Broken Silence
EAN: 7640138449482 LC 12366

Hörprobe
AKKU Quintet - Schneemann (Live im bee-flat, Bern, 2015)
AKKU Quintet - Freeze (Live im bee-flat, Bern, 2015)


Abbildungsnachweis:
Header: Live im bee-flat, Bern 2015
CD-Cover

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