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Annie Lennox: Nostalgia

Unverkennbar – das ist sie! Auch wenn der erste Titel sich erstmal aus leisem Tongemurmel empordrängeln muss. Wenn Annie Lennox’ Stimme dann erklingt, ist nach wenigen Takten klar: Sie ist wieder da, einzigartig wie immer. Nach ihrem Weihnachtsalbum vor vier Jahren setzt sie nun auf das „Great American Songbook“, belebt Jazz und Blues der 30er und 40er. Sie hat sich 12 Titel von Größen wie Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Duke Ellington ausgesucht, die – zwar immer als Klassiker erkennbar – durch ihre Stimme und Interpretation einen neuen, coolen, modernen Touch bekommen.

 

Annie Lennox bekennt, sie habe diese Stücke in ihrer Jugend auf dem Plattenteller zuhause kennengelernt. Begeistert sei sie noch heute davon. Spezielles Augenmerk habe sie auf Titel mit Wurzeln im frühen Blues gelegt. Das ist hör- und fühlbar mit jedem Ton. Anfangs habe sie sich gefragt, ob ihre Stimme zu den Songs passt, sagt sie. Doch diese Selbstzweifel sind unbegründet. Man hört ihren Spaß an den Songs, ist von der neuen Färbung dieser altbekannten, zeitlosen Titel berührt und erkennt bei allen immer auch Annie Lennox. Wunderbar!
 

Annie Lennox: NostalgiaUnd nicht nur für einen Badewannen-Abend. Denn was am meisten überzeugt: Lennox gibt diesen Titeln neben ihrer charakteristischen Stimme leichte und relaxte Momente wie nie zuvor. Lyrisch, manchmal melancholisch, leise entführt sie in andere Zeiten. An vielen Stellen gibt sie dem Ganzen (ihre) Seele, ja Intimität. Bei „Summertime“ sieht man sich quasi auf der Veranda einer Südstaaten-Villa in der Hängematte liegen, spürt die Hitze, sieht die flirrende Luft über weiten Baumwollfeldern. Und doch versinkt nicht alles in Nostalgie – man könnte auch sein Notebook auf dem Schoß haben und der/dem Liebsten ein paar Zeilen dichten. Offensichtlich war gerade dieser Titel der Sängerin auch wichtig. Wohl Tausende Interpretationen gibt es davon, doch diese ist ganz Annie Lennox und damit einzigartig. Mit jedem Ton, jeder Silbe wird spürbar, wie lange der Song sie begleitet und wie sie ihn über die Jahre zu „ihrem“ Stück formte.
 

Das siebte Soloalbum der Schottin ist deshalb etwas Besonderes. Nostalgie kommt dabei eher selten auf. Viel öfter die Freude, dass Lennox an vielen Stellen zeigt, wie heutig manche Melodien und Themen noch immer sind, wie modern man sie interpretieren kann. Und die feine Instrumentierung ist ein Glücksfall (produziert wurde das Album von Eurithmix-Musiker Mike Stevens und Blue-Note-Präsident Don Was). Kein Orchesterpomp, kein Geschmalze großer Streichergruppen – frei nach dem Motto: Less is more.
 

Lennox packt zu jedem der Klassiker noch ein Häppchen Coolness und Frische – unaufgeregt und doch anregend, ohne sich von Tradition und musikalischen Standards abzuwenden. Sie macht jeden einzelnen Song damit erneut unverwechselbar, vor allem auch mit ihrer ungewöhnlichen Stimme.
 

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Foto: © Universal/Robert Sebree
Label: Island (Universal Music)


JazzMe - In Kooperation mit Christoph Forsthoff, Sabine Meinert, Sven Sorgenfrey und Willy Theobald. Weitere CD-Kritiken, Interviews und Informationen aus der Welt des Jazz unter AboutJazz.

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