Kultur Kolumne
- Geschrieben von Claus Friede -
Alles auf Blau. Die kühle Farbe des Geistes scheint Programm bei dem 1951 aus Hannover stammenden Lichtkünstler, Autor, Theatermacher und Dramaturg zu sein. Sein „Blue Port“, die „Blue Goals“ sind beliebte und mediale Hervorhebungen, im Vergleich zu dem, was Michael Batz eigentlich ausmacht. Und das soeben erschienene Buch „Hamburg.Licht.Kunst“ mit Texten von Matthias Gretzschel und Fotografien von Michael Zapf ist lediglich eine Facette des Inter-Kultur-Schöpfers – zugegeben eine weithin sichtbare.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Erst 2012 gegründet, spielt das italienische Originalklangorchester „Il Pomo d’Oro“ längst in der Oberliga solcher Ensembles mit. Und zeichnet sich durch ein frei flottierendes Interesse aus, das keine engen Festlegungen duldet. Jüngster Coup: Händels selten gespielte Oper „Partenope“ mit Philippe Jaroussky.
- Geschrieben von Claus Friede -
Wenn Namen von Komponisten aus den Archiven gestrichen werden, wenn Berufsverbot auferlegt wird, wenn Menschen ins äußere oder innere Exil gedrängt werden und sie von vorne anfangen müssen, dann sind unsere Erinnerungslücken und das Vergessen vorprogrammiert. Die Musikgeschichte ist manipulierbar. Jemand will, dass wir sie und deren Arbeit vergessen. Aber wir tun es nicht!
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
„The Indian Queen“ war das letzte, unvollendete Stück Musiktheater von Henry Purcell, komponiert 1695 kurz vor seinem Tod im Alter von nur 36 Jahren, geschrieben „schon mit einem Fuß in der anderen Welt“. Für Regisseur Peter Sellars war das 50-Minuten-Fragment eine Steilvorlage. Gemeinsam mit dem Barock- und Opern-Erneuerer Teodor Currentzis hat er für das exotische Conquista-Drama und die drei produzierenden Theater in Perm, Madrid und London eine völlig neue, packende Lesart gefunden. Eine faszinierendes, ein elektrisierendes Bühnenereignis, das jetzt endlich auf DVD vorliegt.
- Geschrieben von Klaus Peter Nebel -
Anton Pawlowitsch Tschechow: "Kein Zynismus kann das Leben übertreffen."
Theatergeschichte, die sich international bedingt; Wurzeln, die in höchste Adelskreise reichen und bleibender Erfolg, der auch heute seinen Stellenwert hat.
3. Januar 2016 in Hamburg. Onkel Wanja von Anton Tschechow. Inszeniert von der neuen Intendantin des Schauspielhauses Karin Beier. Das Haus knülle voll. Nun würde eine weitere Besprechung des Stückes nicht mehr auf allzu großes Interesse stoßen, denn im Internet steht dazu schon viel, um nicht zu sagen alles. Interessant wäre jedoch das Drumherum zu betrachten, was mit diesem Stück so alles zusammen hängt.
- Geschrieben von Harry Popow -
„Niemand liebt dich so wie ich...“ Wer kennt das noch, das tolle Lied von Manfred Krug, damals in der DDR? Er hatte sich davongemacht, aber seine Lieder und Texte sind manchem noch heute im Herzen. Die Liebe. Mann und Frau. Seite an Seite. Ob auf dem Felde oder in Betrieben oder in Redaktionen.
Und die Ehrungen und die Hochachtung vor den werktätigen Frauen. Ungern wurden sie als Hausfrauen zurückgelassen. Arbeiten war auch ihnen nicht nur Last, sondern Lust, da sie einen Sinn ergab. Nicht nur des Geldes wegen. Nicht zu unterschlagen: Die Förderung, besonders der Frauen, in der Bildung. Dazu kostenlose Kindertagesstätten. Voll bezahlten Schwangerschaftsurlaub. Und, und, und... Nie hat es eine soziale Ausgrenzung gegeben. Und die Blumen zum Frauentag. Kamen sie nicht etwa aus den Herzen der Männer? Und die Brigadefeste.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Sie geht ihren ganz eigenen Weg. Und jetzt, in ihrer neuen CD „Water“, überschreitet die französische Ausnahme-Pianistin Hélène Grimaud die Grenzen der Stücke, die sie aufführt: Sie wurden aufgenommen Ende 2014 in New York im Rahmen der eigens dafür geschaffenen Kunstinstallation „tears become... streams become...“ von Turner-Preisträger Douglas Gordon, bei dem Grimaud mit ihrem Flügel mitten in einer spiegelnden Wasserfläche konzertierte, nasse Füße inklusive. Auf der CD geht sie mit Nitin Sawhney wieder andere, spannende Wege.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Die Geheimnise der venezianischen Gondel verrät Donna Leon in einem kleinen, opulent illustrierten Büchlein mit dem Titel „Gondola“. Highlight dazu: Eine CD des Barock-Ensembles „Il Pomo d’Oro“ mit galanten Gondelliedern aus der Lagunenstadt. Damit künftig niemand mehr dort „O sole mio“ bestellen muss – das kommt nämlich aus Neapel!
- Geschrieben von Claus Friede -
Es ist ein ambitioniertes und aufwendiges Projekt, das sich der schwedische Posaunist Nils Landgren für einen der großen amerikanischen Fürsprecher des Jazz vorgenommen hat. Die Rede ist von Leonard Bernstein (1918-1990).
Zwar stammt die Idee eine Hommage dem großen Musiker des 20. Jahrhunderts zu widmen von ACT-Chef Siggi Loch, doch sie hätte nach eigenen Aussagen auch von Landgren selbst kommen können. Pünktlich zum 60. Geburtstag von Landgren, im Februar, erscheint am kommenden Freitag in Deutschland eine CD, zu der sich der „Mann mit der roten Posaune“ die in New York lebende Sängerin Janis Siegel an die Seite geholt hat. Siegel – 1972 Gründungsmitglied der Vokalgruppe „The Manhattan Transfer“ und parallel mit beeindruckender Solokarriere und Grammy-Auszeichnungen, ist das gesangliche Rückgrat des Albums.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Er war ein Kauz, ein kreatives Multitalent, eine subversive Berühmtheit im Paris des frühen 20. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten Musik-Erneuerer. Der Komponist Erik Satie – im Mai wäre 150 Jahre alt geworden – hat musikalische Moden verspottet und viele Entwicklungen angestoßen, doch in den Konzertsälen sind seine Werke kaum präsent. Unter dem Titel „Tout Satie!“ hat Erato sie auf 10 CDs eingesammelt und neu veröffentlicht. Ein Schatzkästchen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der junge Dirigent Vasily Petrenko (Jahrgang 1976) leitet seit 2009 als Chefdirigent das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. Seit August 2013 ist er Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Oslo. Er ist so etwas wie ein Spezialist für russische Komponisten: Tschaikowski, Rachmaninow und Schostakowitsch (1906-1975) kennt er bis in die Kapillargefäße.
Er hat fast alles eingespielt, was diese Komponisten auf Notenblätter schrieben, und was Schostakowitsch angeht, hat er zwischen 2009 und 2014 alle fünfzehn Sinfonien des großen sowjetischen Komponisten mit den Liverpoolern aufgenommen und vor kurzem veröffentlicht. „Um die Geschichte unseres Landes zwischen 1930 und 1970 nachzuleben, reicht es aus, die Sinfonien von Schostakowitsch zu hören“, schrieb einmal die Wochenzeitung Moskowskije Nowosti sehr passend.
- Geschrieben von Harry Popow -
Wenn die Neugier nicht wäre – schon wieder Gregor Gysi. Er sei ironisch, gewitzt, kokett und gescheit. So charakterisieren ihn die Herausgeber Harnisch und Miemiec in ihrem soeben veröffentlichten Büchlein „Worte des Vorsitzenden Gregor Gysi.“ Die Rezension zu dem Buch „Ausstieg links?“ ist kaum veröffentlicht, da schneit also ein weiteres – diesmal vom Eulenspiegel Verlag – auf meinen Schreibtisch: Es ist ein rotes Minibuch, angelehnt an die Minilektüre „Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung“. Man nannte es auch die „Mao-Bibel“. Ob dieser Vergleich bewusst gewählt wurde?
- Geschrieben von Stefan Hentz -
Es ist so schade, es hatte sich ja positiv entwickelt, dieses Elbjazz Festival.
Es hat seinen Gästen, sowohl denjenigen aus Hamburg als auch denjenigen, die ihre Städtereise mit einem Festivalbesuch verbanden, neue Perspektiven auf die Stadt eröffnet. Darüber hinaus hatte es immer wieder große Stars des Genres auf die Hauptbühne bei Blohm+Voss gelockt – das war die eine Seite, das was man erwarten konnte. Die andere Seite war, dass daneben in den teilweise nicht ganz einfach zu erreichenden Spielstätten abseits der legendären Werft Musiker ihre Kunst präsentieren konnten, die im internationalen Jazz zwar längst zu den Top-Acts zählen, in Hamburg ansonsten jedoch nie zu hören waren.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Nikolaus Harnoncourt und die Beethoven-Symphonien – erstmals mit seinem Concentus Musicus. Simone Youngs Schlussakkord in Hamburg erscheint als Live-Mitschnitt: Franz Schmidts „Buch mit sieben Siegeln“. Hannu Lintu gibt Mahlers Erster schlanke Gestalt. Martin Haselböcks Wiener Akademie legt die siebente CD ihres Liszt-Projekts vor. Und das Bläserensemble Zefiro führt vor, wie sich Europa zu Mozarts und Rossinis Zeiten die Türkei musikalisch ausgemalt hat.