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SD: Tanzen Sie Tango?

SG: Weil ich aus Argentinien stamme? Nein. Ich bin ja früh weg und hatte nie die Gelegenheit, Tango zu lernen. Ich bin aber auch nicht der Tango-Typ. Weil ich finde, wenn man Tango tanzt, muss man sich mit dem ganzen Körper und Geist dieser Musik hingeben. Und das will ich nicht.

SD: Machen Sie da einen Unterschied zu Ihrer Arbeit als Cellistin?

SG: Nein, aber ich bin keine Tänzerin, sondern Musikerin. Der Musik kann ich mich ganz hingeben. Allerdings nicht mit meinem Körper.

SD: Ihre Kollegin Maria Kliegel, ebenfalls Cellistin, hat einmal gesagt, sie hätte in ihrer Karriere immer ein wenig besser sein müssen als die Männer. Haben Sie diese Erfahrung auch gemacht?

SG: Meine männlichen Kollegen sagen genau das Gegenteil und meinen, sie hätten es viel schwerer als eine Frau. Ich sehe das so: was die Länge einer Karriere betrifft, hat es eine Frau schwerer als ein Mann. Am Anfang kann es sehr schnell gehen, aber ob sie weiter Erfolg hat, ist dann die große Frage. Bei einem Mann ist das umgekehrt – der hat es am Anfang vielleicht schwerer als eine Frau. Wenn er es aber einmal geschafft hat, dann bleibt er meistens auch erfolgreich.

SD: Was hat Sie dazu veranlasst, diesen Beruf auszuüben?

SG: Meine Inspiration waren meine Mutter und mein Bruder. Meine Mutter ist Pianistin und mein Bruder Geiger. Vor allem wurde ich von meinen Eltern seelisch und finanziell sehr unterstützt.

SD:
Sie haben auch mal Geige gespielt, so wie Ihr Bruder, sich aber letztlich doch für das Cello entschieden. Haben Sie diese Entscheidung jemals bereut?

SG: Nein. Manchmal habe ich zwar gedacht: Schade, dass ich nicht auch noch Geige spiele. Aber ich wollte nie Geige anstatt Cello spielen. Was mich früher sehr genervt hat, war das wahnsinnige Gewicht und die Größe des Instruments. Ich habe zwar einen fantastischen Cellokasten gefunden, der mir das Reisen sehr erleichtert. Und trotzdem ist es in manchen Situationen noch kompliziert genug. Im Flugzeug muss ich beispielsweise immer zwei Tickets buchen, und wenn im Zug nicht genug Platz ist, muss ich überlegen, ob ich in die Erste Klasse umsteige.

SD: Lebt man als Musiker sonst sehr im Stress?

SG: Stress ist ein Wort, das ich nicht so gerne mag, denn Stress kann sehr viel Positives wegnehmen. Stress ist bei mir wie eine Kiste, da kommt alles rein, was mich nervt oder was ich nicht mag. Das ist natürlich eher symbolisch gemeint und ein kleiner Psychotrick. Das hilft mir aber trotzdem, gewisse Dinge aus meinem Leben auszuklammern. Bisher klappt das ganz gut.

SD: Wie schalten Sie von der Musik ab?

SG: Ich gehe wandern. Ich war erst kürzlich wieder für ein paar Tage in den Bergen, und dort bin ich dann bis zu fünf Stunden täglich gewandert. Herrlich! Wenn man oben ist, verschwinden alle Probleme, weil man merkt, wie winzig klein man im Gegensatz zur Natur und den vielen hoehen Berggipfeln ist. Ich brauche das als Abwechslung, um mal meine Beine zu benutzen. Mein Freund leider nicht – der hasst wandern!

www.solgabetta.com
Fotocopyright: Marco Borggreve

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